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Bahnen ziehen (German Edition)

Bahnen ziehen (German Edition)

Titel: Bahnen ziehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leanne Shapton
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Hawk, den ich besaß, war ein 62er Gran Turismo, und dazwischen gab es noch ein paar andere.

    3. War der Loewy Avanti ein 1963er?
    Ja, 1963 Avanti Kompressor. Loewy heimste die Lorbeeren ein, aber der Gestalter, der eigentlich verantwortlich war, war Bob Andrews, der für Loewy arbeitete.

    4. War der Champion ein 1953er?
    Ja, 1953 Champion Coupe.

    Und wie hieß der Bereich zwischen dem Rücksitz und der Heckscheibe? Wo du die Mottenkugeln hingetan hast?
    Damals, wie heute, nennt sich das Ding »Hutablage«.
    Hab dich lieb! Dad

T RAINING
    Einer von Jim McMullans Lieblingskünstlern ist Lucian Freud. In Tim Mearas Kurzfilm über Lucian Freud, Small Gestures in Bare Rooms , rezitiert Francis Wyndham – den Freud beim Lesen einer Sammlung von Flauberts Briefen malte – aus dem Off Passagen aus diesen Briefen, die seiner und Mearas Ansicht nach zu Freuds Verfahrensweisen passen. So schreibt Flaubert 1875 an George Sand, dass der Künstler in seinem Werk so wenig auftauchen möge wie Gott in der Natur: »Der Mensch ist nichts, das Werk ist alles.« Dann zitiert Wyndham aus zwei Briefen, die die Dichterin Louise Colet 1853 an Flaubert schrieb: »Ich glaube, die größte Eigenschaft des Genies ist zuallererst die Energie ... Was mir als höchste und schwierigste Leistung der Kunst erscheint, ist nicht, dass sie uns zum Lachen oder Weinen bringt, oder unsere Lust oder unseren Zorn erregt, sondern dass sie das tut, was die Natur tut, nämlich uns mit Staunen zu erfüllen. Die schönsten Werke haben ebendiese Qualität, ihre Erscheinung ist abgeklärt. Unergründlich.«
    Als ich das höre, muss ich an Sportler denken.
    Am Ende des Dokumentarfilms Michael Phelps:Inside Story of the Beijing Games über Phelps’ Achtfachsieg bei den Olympischen Spielen gibt es drei Bonus-Kapitel. Sie heißen »Michaelüber Herman den Hund«, »Michael und warum er SMS mag« und »Michael und wie viel er isst«. In dem Material, das sich grundlegend von der Darstellung der Wettkämpfe und den Studioanalysen unterscheidet, ist Phelps barfuß und in Jogginghose aufs Sofa gefläzt, wo er seine Bulldogge Herman krault. Er sagt, dass er, wenn er nicht gerade schläft oder schwimmt, mit Herman auf der Couch herumhängt, simst oder Videospiele spielt. Seine Stimme ist tief, nasal und entspannt. Sein Hund schnarcht und schnüffelt herum, blinzelt faul: der perfekte Anthropomorphismus eines Schwimmers außer Dienst. Phelps über Herman: »Er ist ziemlich entspannt, ziemlich cool, das seht ihr ja. Er bewegt sich nicht gern, läuft nicht gern viel rum. Ab und zu hat er eine Art Energieschub und rennt ein paar Minuten durch die Wohnung, aber das war’s dann auch.« Phelps lässt Herman auf den Küchenfußboden plumpsen und greift nach einer Schachtel Cornflakes.
    Abgeklärt, unergründlich.
    Ich hatte einmal eine kurze Begegnung mit Lucian Freud. Ich war mit James in London, am Anfang unserer Beziehung. Beim Abendessen mit zwei Freunden sah ich an der Bar einen einzelnen Mann sitzen, in dem ich Freud erkannte. Meine Freundin, die wusste, dass ich ein Fan von ihm war, überredete mich, zu ihm zu gehen, und so stand ich auf. Er trug einen Schal, hatte fein geschnittene Züge, und seine Haut war blass. Seine Augen wirkten sehr hell und blau. Ich sagte ihm, wie glücklich sein Werk mich mache; er dankte mir und lud mich ein, mich zu ihm zu setzen. Er bot mir eine Zigarette an, dann zündete er sich selbst eine an. Wir tranken jeder ein Glas Fino. Wirredeten ein bisschen über das Lokal und das Essen. Ich hatte mein Skizzenbuch dabei und zeigte ihm ein paar Zeichnungen, die ich kürzlich gemacht hatte. Er beschrieb sie als kraftvoll und fragte mich, ob ich auch malte. Als ich ihm sagte, dass ich nur wenig malte, erzählte er mir von seiner Methode, sagte, wenn er male, mache er keine Vorzeichnungen. Dann empfahl er mir eine Frank-Auerbach-Ausstellung und fragte mich, wie lange ich noch in London bliebe. Als ich den Namen meines Hotels erwähnte, sagte er mir, er nutze dort regelmäßig den Pool, vor allem bei gutem Wetter, wenn das Dach geöffnet sei. Dann kam sein Essen, und ich verabschiedete mich. Er schrieb mir seine Adresse auf die letzte Seite meines Skizzenbuchs, und die Adresse des Ortes, wo er jeden Morgen frühstückte.
    Bei meiner Rückkehr an unseren Tisch waren alle schon beim Nachtisch. Mein Teller stand noch genauso da, wie ich ihn zurückgelassen hatte, halb angerührt und kalt. Ich war eine Dreiviertelstunde lang an der Bar gewesen.

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