Ball der Traeume
glaube dir nicht", erwiderte er kalt. "Das Ganze macht keinen Sinn. Du wolltest deine Identität nicht preisgeben. Deshalb hast du mich an jenem Abend zurückgewiesen. Du wolltest vermeiden, dass ich dich als meine geheimnisvolle Geliebte aus dem Konferenzraum wieder erkannte."
Eve schüttelte den Kopf. "Es war alles schon kompliziert genug. Du hättest mir bestimmt nicht geglaubt."
"Und jetzt sind die Dinge nicht mehr so kompliziert? Was soll das heißen?"
Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern stieg die kleine Treppe hinunter, die zum vertrockneten Rasen führte. "Warum sollte ich dir glauben?"
"Weil es die Wahrheit ist!"
Er seufzte tief. "Dann erklär es mir. Warum hast du damals die Maske aufbehalten? Warum bist du davongelaufen? Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass du die Frau aus dem Konferenzraum bist?"
Eve antwortete nicht. Ein Zug donnerte vorbei. Dann wurde es wieder still. Nur das leichte Klirren des Windspiels auf der Veranda war zu hören.
"Kannst du dich noch an unser erstes Treffen erinnern?" fragte sie. "Als ich in dein Büro kam, weil Sam krank geworden war. Weißt du noch, wie du mich damals behandelt hast?"
"Was meinst du damit?"
"Mir war völlig klar, was du über mich dachtest. Du hast mich von Kopf bis Fuß gemustert und sofort abgeschrieben. In deinen Augen war ich keine Frau, die für dich in Betracht kam."
"So stimmt das nicht, ich –"
"Natürlich stimmt es. Du hättest mich nicht ein zweites Mal angesehen. Aber auf dem Kostümball –"
"An jenem Abend sahst du ganz anders aus."
Eve lachte leise. "Du hättest nie im Leben gedacht, dass ich und Kleopatra ein und dieselbe Frau waren. Mit der unscheinbaren Eve Summers hättest du dich nie im Leben abgegeben. Daher wollte ich auch nicht, dass du die Wahrheit erfährst. Weil mir klar war, dass du sie gar nicht wissen wolltest."
"Unsinn!"
Aber Damien wusste, sie hatte Recht. Für ihn war sie von Anfang an eine graue Maus gewesen. Nie im Leben hätte er gedacht, dass sich etwas anderes unter dem formlosen Kostüm und hinter den dicken Brillengläsern verbergen würde.
"Dieser Abend war – Es war ein fantastisches Erlebnis für mich. Aber hinterher bekam ich große Angst."
"Angst wovor?"
"Ich war entsetzt über das, was ich getan hatte – was wir getan hatten. Ich geriet in Panik. Mir war klar, dass du mir die ganze Geschichte sehr übel nehmen würdest. Bestimmt wärst du verärgert gewesen. Und selbst wenn ich meinen Job behalten hätte, hätte ich dir nie im Leben noch einmal unter die Augen treten können. Deshalb bin ich geflohen."
"Du hast ernsthaft gedacht, ich würde dich deswegen entlassen?"
"Ich wusste nicht, was du tun würdest. Aber mir war klar, dass du nicht sehr erfreut über die Entdeckung sein würdest, dass die Frau, die du verführt hattest, nur die arme kleine Eve war."
Nur die arme kleine Eve. Ahnte sie überhaupt, wie viele Nächte er wach gelegen und über die geheimnisvolle Fremde nachgedacht hatte? Damit hatte im Grunde alles angefangen.
Als sie dann zusammen zur Goldküste gefahren waren, hatte Eve sich bereits sehr zu ihrem Vorteil verändert. Ihre Kleidung, ihr Haar, ihre Kontaktlinsen – seit jenem Tag hatte er sie mit anderen Augen gesehen. Plötzlich fand er sie sehr sexy. Das hatte er ihr an jenem Abend vor ihrer Tür auch gezeigt. Sie war schließlich diejenige gewesen, die ihn zurückgewiesen hatte.
Er hatte sich nach zwei verschiedenen Frauen verzehrt und schließlich erkennen müssen, dass sie ein und dieselbe Person waren. Das zählte doch, oder etwa nicht? Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und Eve versichert, dass all ihre Ängste unbegründet waren. Aber irgendwie war er dazu noch nicht in der Lage. Das Gespräch, das sie gerade miteinander geführt hatten, hatte in ihm einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
"Wie lange willst du noch warten, bis du deiner Mutter von dem Baby erzählst?"
Sie sah ihn an, und plötzlich fiel ihm auf, wie blass sie war. "Ich dachte, ich warte vielleicht noch einen Monat, nur um sicherzugehen. Danach müsste die kritische Zeit eigentlich vorbei sein."
"Gut, dann können wir ja in einem Monat heiraten und es ihr dann gemeinsam sagen."
"Willst du mich wirklich immer noch heiraten?" fragte sie ungläubig.
"Natürlich. Und ich fürchte, du hast keine andere Wahl, als Ja zu sagen. Ich habe es deiner Mutter bereits mitgeteilt, und ich möchte sie nicht enttäuschen. Du etwa?"
Eve hatte das Gefühl, in einer ausweglosen
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