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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Quinn schwamm mit einer so großartigen Eleganz, dass es fast einschüchternd war. Ich hatte schon die größte Mühe, mich im Wasser ruhig und leise fortzubewegen. Eine Sekunde lang spürte ich solche Angst und mir war so kalt, dass ich dachte, es wäre... Nein, es wäre nicht besser, immer noch in diesem Lieferwagen zu liegen... Doch eine Sekunde lang war es eine nahezu verlockende Vorstellung gewesen.
    Ich war so müde. Meine Muskeln zitterten von den Nachwirkungen des Adrenalinschubs unserer Flucht; und dann war ich durch den Wald gerannt; und davor hatte der Kampf im Apartment stattgefunden; und davor ... o mein Gott, davor hatte ich Sex mit Quinn gehabt. So was in der Art jedenfalls. Ja, eindeutig Sex. Mehr oder weniger.
    Wir hatten noch kein Wort gewechselt, seit wir geflohen waren. Ich erinnerte mich plötzlich, dass Blut an seinem Arm zu sehen war, als wir aus dem Lieferwagen sprangen. Ich musste ihn also doch mit dem Schraubenzieher getroffen haben, als ich auf das Isolierband einstach, um seine Hände zu befreien.
    »Quinn«, sagte ich ganz kläglich. »Soll ich dir helfen?«
    »Mir helfen?«, fragte er. Ich konnte seinen Ton nicht deuten; und da er vor mir her durch das dunkle Wasser schwamm, konnte ich auch seine Miene nicht deuten. Aber seine Gedanken... oh, die waren wirr und zornig. »Habe ich dir denn geholfen? Habe ich dich befreit? Habe ich dich vor den verdammten Werwölfen beschützt? Nein, ich musste zusehen, wie dieser Scheißkerl dich begrabschte, und konnte nichts dagegen tun.«
    Ah, der männliche Stolz war verletzt. »Du hast meine Hände befreit«, bemerkte ich. »Und du könntest mir jetzt helfen.«
    »Wie?« Als er sich nach mir umdrehte, sah ich, dass er richtig verstört war. Er war ein Mann, der seine Beschützerrolle sehr ernst nahm. Es war eine der von Gott gegebenen rätselhaften Unausgewogenheiten, dass Männer körperlich stärker waren als Frauen. Meine Großmutter sagte immer, das sei Gottes Art, die Waagschalen wieder auszugleichen, da Frauen zäher und belastbarer seien. Keine Ahnung, ob das wirklich stimmte, aber ich wusste, dass Quinn - vielleicht gerade weil er ein großer, eindrucksvoller Mann war, weil er sich in einen Wertiger, dieses schöne, gefährliche Tier, verwandeln konnte - verstört war, da er nicht alle unsere Angreifer hatte töten und mich vor ihren aufdringlichen Berührungen beschützen können.
    Mir wäre das auch lieber gewesen, vor allem wenn ich an unsere gegenwärtige missliche Lage dachte. Aber so waren die Ereignisse nun mal nicht gelaufen. »Quinn«, sagte ich, und meine Stimme war genauso erschöpft wie der ganze Rest von mir, »irgendwo hier in der Gegend muss der Ort sein, an den sie uns bringen wollten. Irgendwo hier in den Sümpfen.«
    »Deshalb sind wir ja geflohen«, erwiderte er. Ich sah eine Schlange, die sich um einen ins Wasser hängenden Ast genau hinter ihm gewunden hatte. Mein Gesicht muss so entsetzt ausgesehen haben, wie ich mich fühlte, denn Quinn fuhr schneller herum, als ich denken konnte, hatte die Schlange in der Hand, schlug sie ein-, zweimal durch die Luft, und dann war die Schlange tot und trieb im träge dahinfließenden Wasser davon. Danach schien er sich gleich viel besser zu fühlen. »Wir wissen nicht, wohin wir gehen, aber auf jeden Fall weg von den anderen, oder?«
    »Hier gibt's keine anderen, die Gedanken aussenden, zumindest nicht in meiner Reichweite«, sagte ich, nachdem ich mich einen Augenblick lang prüfend umgehört hatte. »Aber ich weiß nicht so genau, wie groß meine Reichweite ist. Mehr kann ich nicht sagen. Lass uns einen Moment aus dem Wasser gehen und mal nachdenken, okay?« Ich zitterte am ganzen Körper.
    Quinn pflügte durchs Wasser und hielt mich fest. »Leg deine Arme um meinen Hals.«
    Klar, wenn er den starken Mann geben wollte, gern. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, und er bewegte sich weiter durchs Wasser.
    »Wäre es nicht leichter, wenn du dich in einen Tiger verwandelst?«, fragte ich.
    »Könnte sein, dass ich das später noch tun muss. Ich habe mich heute schon zweimal teilverwandelt, da sollte ich meine Kräfte besser aufsparen.«
    »Welche Art Tiger bist du?«
    »Ein bengalischer Tiger.« Und in diesem Moment hörte endlich der Regen auf, der unablässig auf das Wasser geprasselt war.
    Wir hörten Stimmen rufen, blieben im Wasser stehen und drehten die Köpfe in die Richtung, aus der sie kamen. Während wir so still dastanden, hörte ich rechts von uns noch etwas anderes, ein

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