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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Arbeitgeber: er war ein guter Freund. Dass er Gestaltwandler war, hatte mich nie gestört. Ich machte mir Sorgen um Sam, als ich in Kreisen von Gestaltwandlern das Gerücht aufschnappte, dass die Wergeschöpfe ebenso wie die Vampire an die Öffentlichkeit treten wollten. Würden die Leute von Bon Temps ihn akzeptieren? Würden sie sich betrogen vorkommen, oder würden sie ganz locker damit umgehen? Seit die Vampire ihre Existenz in einer sorgfältig inszenierten Großen Enthüllung bekannt gegeben haben, hatte sich überall auf der Welt das Leben, wie wir es kannten, verändert. Einige Länder waren nach dem anfänglichen Schock dazu übergegangen, die Vampire ins Alltagsleben einzubinden. Andere Länder deklarierten die Vampire zu nichtmenschlichen Wesen und forderten ihre Einwohner auf, jeden Vampir, den sie sahen, zu töten (einfacher gesagt als getan).
    »Das mit Tanya klappt bestimmt prima«, sagte ich, doch selbst in meinen eigenen Ohren klang das ziemlich unsicher. Aus einem Impuls heraus - und ich kann nur vermuten, dass das wohl mit den Gefühlswogen zusammenhing, denen ich an diesem Tag ausgesetzt gewesen war - warf ich die Arme um Sam. Ich roch saubere Haut, frisch gewaschenes Haar und den Anflug eines angenehm leichten Aftershaves mit einer Note Wein und einem Hauch Bier... eben Sams Geruch. Wie Sauerstoff sog ich ihn tief in meine Lungen ein.
    Überrascht legte auch Sam seine Arme um mich, und eine Sekunde lang lag ich beinahe benommen vor Wohlgefühl in seiner warmen Umarmung. Dann wichen wir beide voneinander zurück, denn schließlich war das hier unser Arbeitsplatz, und um uns herum saßen einige Gäste. Und da kam auch schon Tanya herein, ganz gut also, dass wir uns schon aus unserer Umarmung gelöst hatten. Sonst dachte sie noch, das gehörte hier dazu.
    Tanya, eine liebenswürdig aussehende Frau Ende zwanzig, war etwas kleiner als ich. Ihr glattes Haar war kurz und glänzte in einem schönen Mittelbraun, das gut mit ihrer Augenfarbe harmonierte. Der kleine Mund passte zu ihrer Stupsnase, und sie hatte eine gute Figur. Es gab überhaupt keinen Grund für mich, sie nicht zu mögen, aber ich freute mich nicht, sie zu sehen. Ich schämte mich vor mir selbst. Ich sollte Tanya zumindest eine faire Chance geben, uns zu zeigen, was für ein Mensch sie war.
    Aber gut, das würde ich früh genug erfahren. Keiner kann verbergen, wie er wirklich ist, nicht vor mir - jedenfalls nicht, wenn es sich um einen normalen Menschen handelt. Ich versuche zwar, nicht auf die Gedanken anderer Leute zu achten, aber ich kann mich nicht gegen alles abschotten. Als ich mit Bill zusammen war, habe ich von ihm überhaupt erst richtig gelernt, mich gegen die von außen auf mich einprasselnden Gedanken zu schützen. Seitdem war mein Leben einfacher - viel angenehmer und entspannter.
    Tanya war eine Frau, die immer lächelte, das musste ich ihr schon mal zugestehen. Sie lächelte Sam an, sie lächelte mich an, sie lächelte die Gäste an. Und es war kein nervöses Lächeln, wie meins, das besagte: »In meinem Kopf herrscht lautstarkes Getöse, ich versuche aber nach außen hin so normal wie möglich zu wirken.« Tanyas Lächeln hieß eher so was wie: »Ich bin pfiffig und kess, und ihr werdet mich alle mögen.« Ehe sie anfing zu arbeiten, stellte Tanya ein paar sehr vernünftige Fragen, die davon zeugten, dass sie Erfahrung mit dem Kellnern hatte.
    »Was ist denn los?«, fragte Sam.
    »Nichts«, erwiderte ich. »Ich hab nur...«
    »Sie scheint doch ganz nett zu sein«, sagte er. »Glaubst du, mit ihr stimmt irgendwas nicht?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete ich, wobei ich lebhaft und fröhlich zu klingen versuchte. Ich wusste, dass ich wieder auf diese nervös angespannte Weise lächelte. »Sieh mal, Jane Bodehouse will noch was bestellen. Wir werden wieder ihren Sohn anrufen müssen.«
    Gerade in dem Augenblick drehte Tanya sich um und sah mich an, als hätte sie meinen Blick in ihrem Rücken gespürt. Sie lächelte nicht, sondern sah mich mit einem so ernsthaften Blick an, dass ich sie sofort ganz anders einschätzte. Einen Augenblick lang standen wir nur da und blickten uns gegenseitig an, und dann lächelte sie wieder strahlend und machte am nächsten Tisch weiter, wo sie einen Mann fragte, ob er noch ein weiteres Bier wolle.
    Plötzlich dachte ich: Ob Tanya wohl an Sam interessiert ist? Das Gefühl, das sich bei dieser Frage in mir breitmachte, gefiel mir gar nicht. Ich fand, der Tag war auch ohne neu entstehende

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