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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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verdient hätten. Und Sie wissen von uns, unsere Existenz wäre kein großer Schock für Sie.«
    »Machen andere Gestaltwandler das auch?« Ich hatte die Frage so leise gestellt, dass ich sie selbst kaum hören konnte, und starrte auf meine im Schoß verschränkten Hände. Ich konnte kaum atmen, während ich auf seine Antwort wartete. In Gedanken sah ich Alcides grüne Augen vor mir.
    »Wenn die Population zu klein wird, ist es ihre Pflicht«, sagte er langsam. »Woran denken Sie, Sookie?«
    »Nach dem Wettkampf der Leitwolfkandidaten in Shreveport hatte der Sieger - Patrick Furnan - Sex mit einer jungen Werwölfin, obwohl er verheiratet war. Das fand ich ziemlich merkwürdig.«
    »Hatte ich je eine Chance bei Ihnen?«, fragte Calvin, der die Schlussfolgerung für sich schon gezogen zu haben schien.
    Calvin konnte kein Vorwurf daraus gemacht werden, dass er seine Lebensweise erhalten wollte. Wenn ich sie abstoßend fand, so war das mein Problem.
    »Ich hatte Interesse an Ihnen«, erwiderte ich. »Aber ich bin zu sehr Mensch, um damit klarzukommen, dass ich von lauter unehelichen Kindern meines Ehemanns umgeben bin. Ich wäre einfach zu ... ich müsste die ganze Zeit daran denken, dass mein Mann mit fast allen Frauen, denen ich jeden Tag begegne, Sex gehabt hat.« So gesehen, würde Jason ja wirklich prima in die Gemeinschaft von Hotshot passen. Ich hielt eine Sekunde lang inne, doch Calvin schwieg. »Ich hoffe, dass mein Bruder in Ihrer Gemeinschaft gut aufgenommen wird, unabhängig von meiner Antwort.«
    »Ich weiß nicht, ob er verstanden hat, wie es bei uns zugeht«, sagte Calvin. »Crystal hatte schon einmal eine Fehlgeburt, als sie von einem vollblütigen Panther schwanger war. Und jetzt hat sie auch das Kind Ihres Bruders verloren. Das heißt wohl, dass sie es nicht noch einmal mit einem Panther versuchen sollte. Vielleicht kann sie auch von Ihrem Bruder kein Kind bekommen. Fühlen Sie sich verpflichtet, ihm das zu sagen?«
    »Es ist nicht meine Sache, mit Jason darüber zu reden ... sondern Crystals.« Ich sah Calvin in die Augen, und die Bemerkung, dass Jason nicht heiraten müsste, wenn er Kinder wollte, lag mir schon auf der Zunge. Doch das war ein zu heikles Thema, und deshalb machte ich den Mund lieber wieder zu.
    Calvin schüttelte mir auf seltsam förmliche Weise die Hand, als er sich verabschiedete. Damit beendete er wohl ganz offiziell sein Werben um mich. Ich hatte mich von Calvin Norris nie richtig angezogen gefühlt und auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen, seinen Antrag anzunehmen. Aber es wäre nicht aufrichtig, zu verschweigen, dass ich mir in meinen Tagträumen schon einen verlässlichen Ehemann mit einem guten Job samt Sozialversicherung gewünscht hatte, der nach seiner Schicht direkt nach Hause kam und an seinen freien Tagen Reparaturen erledigte. Es gab solche Männer, Männer, die vierundzwanzig Stunden am Tag Menschen blieben. Das wusste ich, dazu hatte ich im Merlotte's schon Gedanken genug gelesen.
    Was mich an Calvins Geständnis - oder seiner Erklärung - wirklich erschütterte, war etwas ganz anderes. Was verriet mir all das über Alcide?
    Alcide hatte meine Gefühle entfacht, und meine Lust. Und jetzt fragte ich mich, was eine Ehe mit ihm für mich wohl bedeutet hätte; und das war von ganz anderer Bedeutung als meine ziemlich unpersönliche Spekulation auf Calvins Sozialversicherung. Ich hatte den heimlichen Wunsch, den Alcide in mir ausgelöst hatte, eigentlich aufgegeben, als ich gezwungen gewesen war, seine Exverlobte zu erschießen. Doch irgendetwas in mir hatte sich daran festgeklammert, etwas, das ich sogar mir selbst verheimlicht hatte; auch dann noch, als ich erfuhr, dass er jetzt mit Maria-Star zusammen war. Erst heute hatte ich den Pelts gegenüber abgestritten, dass Alcide sich für mich interessierte. Doch irgendwo tief in mir hatte ich eine Hoffnung genährt.
    Langsam stand ich aus dem Sessel auf - ich fühlte mich doppelt so alt wie ich war - und ging in die Küche, um mir aus dem Kühlschrank etwas zu essen zu holen. Ich hatte zwar keinen Hunger, aber wenn ich mir jetzt nichts kochte, würde ich mich nur spätabends unklugerweise wieder vollstopfen, sagte ich mir streng.
    Doch an diesem Abend kochte ich kein Essen mehr.
    Stattdessen lehnte ich mich gegen die Kühlschranktür und weinte.

       Kapitel 7
    Der nächste Tag war Freitag, und es war nicht nur mein freier Tag diese Woche, sondern ich hatte am Abend auch eine Verabredung - ein geradezu

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