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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Dann erkannte sie, dass Kenya direkt auf sie zukam, und ein dumpfer Schreck breitete sich in ihren Gedanken aus. Als die Hausmeisterin sah, dass Kenya den Deckel des großen Mülleimers ergriff, sprang sie auf und schrie: »Ich wollt's nicht! Ich wollt's doch nicht!«
    Jeder im Raum drehte sich nach dem plötzlichen Aufruhr um, und in jedem Gesicht stand der gleiche Ausdruck des Entsetzens. Andy rannte hinüber, die Miene grimmig. Kenya beugte sich über den Mülleimer, wühlte darin herum und warf Unmengen schmutziger Taschentücher über die Schulter. Eine Sekunde lang erstarrte sie, als sie fand, wonach sie suchte. Sie beugte sich noch weiter vor und lief beinahe Gefahr, selbst hineinzufallen.
    »Er lebt«, rief sie Andy zu. »Rufen Sie den Notarzt!«
    »Sie hat gerade den Boden gewischt, als Cody wieder in die Schule gelaufen kam, um sein Bild zu holen«, sagte Andy. Wir saßen ganz allein in der Cafeteria. »Ich weiß nicht, ob du das alles mitbekommen hast, es war so laut im Raum.«
    Ich nickte. Ich hatte ihre Gedanken so gut lesen können, als hätte Maddy sie ausgesprochen. In all den Jahren, die sie schon in der Schule arbeitete, hatte sie mit den Schülern nie ein Problem gehabt, das nicht mit ein paar strengen Worten erledigt gewesen wäre. Und dann war heute Cody noch mal in sein Klassenzimmer gerannt und hatte mit Schuhen und Hosenaufschlägen voller Pollenstaub eine gelbe Spur auf Maddys frisch gewischtem Fußboden gezogen. Sie hatte ihn angeschrien, und er war so erschrocken, dass er auf dem nassen Boden ausrutschte. Der kleine Junge war rücklings hingefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen. In den Fluren lagen Teppiche, um den Lärm zu dämpfen, in den Klassenzimmern jedoch nicht, und so war sein Kopf auf das harte Linoleum geknallt.
    Maddy dachte, sie hätte ihn umgebracht, und verbarg seine vermeintliche Leiche hastig im nächstbesten Behältnis. Sie hatte klar erkannt, dass sie ihren Job verlieren würde, wenn der Junge tot war, und aus einem Impuls heraus hatte sie versucht, ihn zu verstecken. Sie hatte keinen Plan und auch keine Ahnung gehabt, was als Nächstes passieren sollte. Sie hatte nicht mal darüber nachgedacht, wie sie seine Leiche loswerden wollte, und sie hatte auch nicht bedacht, wie elend sie sich wegen dieser ganzen Sache fühlen würde, wie schuldig.
    Mein Anteil an der Lösung des Falls sollte geheim bleiben, was die Polizei und auch ich selbst für absolut das Beste hielten. Und so schlug Andy Kenya vor, ihr könne doch plötzlich eingefallen sein, dass sie alles in der Schule schon durchsucht hatte, nur Maddy Peppers Mülleimer nicht. »Genau das habe ich gedacht«, sagte Kenya. »Ich sollte den Mülleimer mal durchsuchen und nachsehen, ob irgendein Entführer etwas hineingeworfen hat.« Der Ausdruck in Kenyas rundem Gesicht war unentzifferbar. Kevin sah sie mit gerunzelter Stirn an, denn er spürte, dass da unter der Oberfläche des Gesprächs noch etwas anderes war. Kevin war kein Dummkopf, und schon gar nicht, wenn es um Kenya ging.
    Andys Gedanken lagen wie ein offenes Buch vor mir. »Bitte mich nicht noch einmal, so was zu tun«, sagte ich zu ihm.
    Er nickte mit zustimmender Miene, aber er log. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits eine lange Reihe geklärter Fälle, eingesperrter Übeltäter, und er malte sich aus, wie sauber Bon Temps sein würde, wenn ich ihm erst erzählt hatte, wer all die Kriminellen waren und wofür er sie zur Verantwortung ziehen konnte.
    »Ich tu's nicht«, erklärte ich. »Ich werde dir nicht dauernd helfen. Du bist Detective und musst deine Fälle auf legale Weise klären, um sie vor Gericht bringen zu können. Wenn du dich einfach auf mich verlässt, wirst du schlampig, deine Fälle fallen vor Gericht durch, und darunter wird letztendlich dein guter Ruf leiden.« Das sagte ich ziemlich verzweifelt, ja hilflos. Denn ich glaubte selbst nicht, dass meine Worte irgendeine Wirkung haben würden.
    »Sie ist schließlich kein Magic-8-Ball«, sagte Kevin.
    Kenya wirkte überrascht. Andy war weit mehr als nur überrascht, für ihn streifte das die Ketzerei. Kevin war Streifenpolizist, Andy dagegen Detective. Und Kevin war ein ruhiger Mann, der seinen Kollegen aufmerksam zuhörte, aber nur selten eine eigene Meinung äußerte. Er war bekannt dafür, dass er sehr an seiner alten Mutter hing. Vielleicht hatte er ja am Rockzipfel seiner Mutter gelernt, mit der eigenen Meinung hinter dem Berg zu halten.
    »Sie können Sookie nicht einfach schütteln, und

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