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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gern«, antwortete sie geradezu mustergültig. Offensichtlich gab sie sich größte Mühe, ein höflicheres Verhalten an den Tag zu legen als vorhin, wofür ich nur dankbar sein konnte. Hadleys Vermieterin hatte sich in einen von Hadleys spindelbeinigen Sesseln gesetzt. Die Polsterung war wirklich hübsch, ein gelber Seidenstoff mit dunkelroten und blauen Blumen, doch der zerbrechliche Charakter der Möbel gefiel mir nicht. Mir sind Sessel lieber, die aussehen, als könnten sie auch schwere Leute ohne Ächzen und Knarren aushalten. Ich mag Möbel, denen man ansieht, dass etwas verschüttete Coke sie nicht gleich ruiniert oder dass auch der Hund mal draufspringen und ein Nickerchen dort machen darf. Ich setzte mich auf das kleine Sofa der Vermieterin gegenüber. Hübsch, ja. Bequem, nein. Verdacht bestätigt.
    »Was sind Sie, Amelia?«
    »Wie bitte?«
    »Was sind Sie?«
    »Oh, eine Hexe.«
    »Ach, darum also.« Ich hatte an ihr nichts von der Ausstrahlung der Geschöpfe gespürt, deren Körperzellen sich durch ihr übernatürliches Wesen verändert hatten. Amelia hatte ihre »Andersartigkeit« selbst erworben. »Haben Sie das Apartment mit Magie versiegelt?«
    »Ja«, sagte sie ziemlich stolz und warf mir einen forschenden Blick zu. Ich hatte gewusst, dass das Apartment mit Magie versiegelt und sie ein Mitglied der anderen, der verborgenen Welt war. Ich mochte ein normaler Mensch sein, aber ich wusste Bescheid. All diese Gedanken las ich in Amelias Kopf so deutlich, als hätte sie sie ausgesprochen. Sie war eine außergewöhnlich gute Senderin, so klar und rein wie ihr Teint. »In der Nacht, in der Hadley starb, hat der Rechtsanwalt der Königin mich angerufen. Ich hatte natürlich schon geschlafen. Er hat mir gesagt, dass ich hier abschließen soll, dass Hadley nicht zurückkommt und dass die Königin die Wohnung der Erbin unverändert übergeben will. Gleich am nächsten Morgen bin ich heraufgekommen und habe sauber gemacht.« Sie hatte Gummihandschuhe getragen, das konnte ich in ihrem geistigen Bild von sich selbst am Morgen nach Hadleys Tod erkennen.
    »Haben Sie auch den Müll weggebracht und das Bett gemacht?«
    Sie wirkte verlegen. »Ja. Ich wusste ja nicht, dass › unverändert ‹ bedeutete, ich sollte nichts anrühren. Cataliades war ziemlich aufgebracht, als er es sah. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich den Müll rausgeschafft habe. Seltsam war allerdings, dass schon jemand drin rumgewühlt hatte, bevor ich ihn für die Müllabfuhr hinausgestellt habe.«
    »Sie wissen wohl nicht, ob jemand was herausgenommen hat, oder?«
    Amelia warf mir einen ungläubigen Blick zu. »Also, von so was fertige ich eigentlich keine Inventarlisten an«, sagte sie und fügte dann zögernd hinzu: »Der Müll war mit einem Zauberspruch versehen worden, aber ich wusste nicht, was er bewirken sollte.«
    Das war keine gute Neuigkeit. Aber Amelia gab das nicht mal sich selbst gegenüber zu. Sie wollte einfach nicht glauben, dass ihr Haus ein Angriffsziel für Supras sein könnte. Amelia war stolz darauf, dass ihre magische Versiegelung funktioniert hatte, und sie war einfach nicht auf die Idee gekommen, auch den Müll durch Magie zu schützen.
    »Ach, und ich habe all ihre Topfpflanzen zu mir runtergebracht, weil es so mit dem Gießen einfacher ist. Wenn Sie die also in Ihr Nest im Nirgendwo mitnehmen wollen, gern.«
    »Bon Temps«, korrigierte ich. Amelia schnaubte mit der Geringschätzung der Großstadtmenschen für Kleinstadtbewohner. »Ihnen gehört das Haus also. Wann haben Sie Hadley denn das obere Stockwerk vermietet?«
    »Vor einem Jahr etwa. Da war sie schon Vampirin«, sagte Amelia. »Und die Freundin der Königin war sie auch schon eine ganze Weile. Ich hielt es für einen guten Schutz, verstehen Sie? Keiner wird das Schätzchen der Königin angreifen, oder? Und es wird auch keiner wagen, bei ihr einzubrechen.«
    Ich hätte Amelia zu gern gefragt, wie sie selbst zu so einem Haus kam, aber das erschien mir denn doch etwas zu unhöflich. »Sie leben also vom Hexengeschäft?«, fragte ich stattdessen und versuchte, nur beiläufiges Interesse zu zeigen.
    Sie zuckte die Achseln, freute sich aber über die Frage. Obwohl sie von ihrer Mutter sehr viel Geld geerbt hatte, war Amelia stolz, dass sie sich selbst ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Ich las es so deutlich in ihren Gedanken, als hätte sie es ausgesprochen. »Ja, davon lebe ich«, sagte sie in der Absicht, bescheiden zu erscheinen - was aber misslang. Sie hatte

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