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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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kompletter Idiot vor. aber sie klemmte sich das Gummiband des Matadorhuts unter das Kinn und schlug ein Rad. Als sie wieder auf die Füße kam, lächelte sie breit und zittrig.
    Die Leute klatschten und lachten, dann wandten sie sich wieder ihren Gesprächen zu. Alle außer Oliver, der sie aufmerksam anstarrte.
    Aber wenigstens blieb er auf Abstand.
    Von Bishop oder Amelie war keine Spur zu sehen, aber Claire identifizierte nach und nach alle Vampire, die sie kannte. Sam war als Huckleberry Finn verkleidet, was gut zu seinen roten Haaren und Sommersprossen passte. Er hatte ein Mädchen mitgebracht, das Claire flüchtig aus dem Common Grounds kannte, eine von Olivers Angestellten. Wahrscheinlich die, die Eve ersetzte, als sie weggegangen war. Um Sams Willen hoffte Claire, dass es jemand war, den Oliver entbehren konnte.
    Miranda war auch da, sie hatte ein antikes griechisches Gewand an und Schlangen als Haare. Bei ihr war ein verblasster, kleiner Mann in einem Sherlock-Holmes-Kostüm. »Charles«, bestätigte Myrnin, als Claire fragte. »Er hatte schon immer eine Schwäche für die Gehandicapten.«
    »Sie ist erst fünfzehn!«
    »Moderne Standards, fürchte ich. Charles stammt aus einer Zeit, in der zwölf ein gutes Heiratsalter war, deshalb sieht er eure Erst-ab-achtzehn-Regel etwas lockerer.«
    »Er ist pädophil !«
    »Wahrscheinlich«, sagte Myrnin. »Aber er ist nicht auf Bishops Seite.«
    Sam entdeckte sie, machte ein finsteres Gesicht und schlängelte sich langsam durch die Menge zu ihnen. Myrnin machte wieder seine komische Verbeugung, aber Claire war froh, dass er sie dieses Mal nicht dazu aufgefordert hatte, ein Rad zu schlagen. »Samuel«, sagte er. »Wie schön, dich zu sehen.«
    »Seid ihr...?« Sam beherrschte sich sichtlich, denn die Frage hätte wahrscheinlich Seid ihr verrückt? lauten sollen und die Antwort verstand sich von selbst: »Hat euch Amelie nicht gesagt, dass ihr wegbleiben sollt? Claire... „
    »Er wäre sowieso gekommen«, sagte sie. »Er hat das Schloss aufgebrochen. Ich dachte, ich sollte zumindest mitkommen.« Was eine richtige - wenn auch feige - Erklärung dafür war, wie es dazu gekommen war, dass sie hier standen. Trotzdem warf Myrnin ihr einen finsteren Blick zu. Einer der eindeutig Gib es zu! forderte. »Ich hätte es wahrscheinlich trotzdem getan«, sagte sie eilig. »Ich kann nicht zulassen, dass meine Freunde und meine Familie ohne mich hier sind. Es geht einfach nicht.«
    Sam machte ein finsteres Gesicht, aber er nickte, als könne er es verstehen. »Gut, jetzt wart ihr hier. Ihr habt es gesehen. Nun ist es Zeit zu gehen, bevor ihr angekündigt werdet. Myrnin...« Myrnin schüttelte den Kopf. »Nein, Samuel. Das kann ich nicht machen. Sie braucht mich.«
    »Alles, was sie braucht, ist, dass du dich da raushältst!« Sam kam näher und trat direkt in Myrnins persönliche Raumzone. Myrnins Augen nahmen eine trübe blutrote Farbe an. Sams ebenfalls. »Geht nach Hause«, sagte Sam. »Sofort.«
    »Zwing mich doch dazu«, sagte Myrnin in einem seidigen Flüsterton. Claire hatte noch nie erlebt, dass er so unheilvoll aussah, und es machte ihr Angst.
    Sie stupste ihn an. Ganz vorsichtig. »Myrnin. Wir wollten doch den richtigen Zeitpunkt abwarten. Sam ist nicht der Feind.«
    »Sam würde unseren Feind beschützen.«
    »Ich beschütze Amelie . Du weißt, ich würde mein Leben geben, um sie zu beschützen.«
    Das ernüchterte Myrnin wieder ein wenig, zumindest so weit, dass er tief Luft holte und einen Schritt zurücktrat. Die weißen Rüschen des Pierrot-Kostüms ließen ihn wie den furchteinflößendsten Clown aussehen. den sie je gesehen hatte, vor allem, wenn er wie jetzt lächelte. »Ja«, sagte Myrnin. »Das weiß ich, Sam. Das wird dich eines Tages ins Verderben stürzen. Man muss wissen, wann man loslassen muss. Das ist eine Kunst, die die Ältesten unter uns gezwungen waren zu meistern, immer und immer wieder.«
    Sam warf ihnen beiden einen frustrierten Blick zu und wandte sich ab.
    Die Menge war noch dichter geworden und füllte jetzt den runden Raum aus. Claire hörte in der Ferne eine Standuhr zur vollen Stunde schlagen. Die tiefen, sonoren Schläge schienen gar nicht mehr enden zu wollen, und als es vorbei war, herrschte Stille im Raum, abgesehen vom Rascheln des Stoffes, wenn die Leute sich gegenseitig streiften.
    Die mit Gold umrandeten Doppeltüren zu Claires Rechten gingen auf und Rosenduft wehte heraus. Sie kannte diesen Duft und diesen Raum. Der Leichnam eines

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