Balla Balla
sieht das aus«, legte er völlig verzweifelt nach.
Jeder unbeteiligte Dritte hätte sich gefragt: Was? Was ist verdammt scheiße und sieht nicht gut aus? Plotek und Wolle dagegen wussten es. Das war eben, was Tequila-Profis verband.
»Kein Wunder, wenn gleich drei wichtige Spieler ausfallen«, gab sich Plotek ein wenig einfühlsam.
»Hm«, machte Wolle wieder und schien erneut nachdenken zu wollen. Aber dann legte er doch schneller und vehementer als gedacht nach.
»Quatsch, das Problem sind nicht die Spieler«, sagte Wolle ungehalten und füllte zwei weitere Gläser Tequila. »Das Problem sind die Verantwortlichen.«
Unschlüssiges Nicken von Plotek.
»Der Verein?«, fragte er halbherzig.
»Blödsinn, der Verein doch nicht. Der Verein sind die Fans. Die paar Quatschköpfe, die glauben, ohne sie geht es nicht.«
Jetzt wurde es Plotek zu kompliziert.
» Welche Quatschköpfe ?«
Wolle nahm sein Tequilaglas, stieß mit Plotek an, sagte »Prost« und kippte den Tequila hinunter. Dann schüttelte er sich und sagte, als wäre er umzingelt von einer ganzen Horde nasser und stinkender Hunde: »Spielervermittler, Berater, Sponsoren – alles sportliche Dilettanten mit dem fußballerischen Fachwissen einer Weinbergschnecke.«
Jetzt trank auch Plotek, schüttelte sich aber nicht, sondern grinste.
»Seit sich herumgesprochen hat, dass mit Fußball mehr Geld zu verdienen ist als mit Aktien und Immobilien, mischen auf dem Platz und hinter den Kulissen Menschen mit, die von Fußball so viel Ahnung haben wie eine Kuh vom Billardspielen«, sagte Wolle, der offenbar einen Narren an bildhaften Vergleichen gefressen hatte. »Die aber sehr einflussreich sind.«
Wieder kurze Pause, dann wurde er konkreter. »Und die für einen Verein und den Sport fatal sein können.«
»Auch für die Spielvereinigung?«, fragte Plotek.
»Auch für die Spielvereinigung«, antwortete Wolle.
Jetzt dachten beide längere Zeit nach.
»Wolle, noch zwei!«, rief eine Stimme an dem Tisch, der gleich beim Tresen stand.
Wolle legte seine Stirn in Falten, zapfte zwei Bier und trug sie vor sich und seinem dicken Bauch her an den Tisch, während Plotek seine Stirn ebenfalls mit Falten schmückte.
»Inwiefern?«, fragte Plotek, als Wolle wieder hinter dem Tresen stand.
Nahtlos nahm Wolle den Gesprächsfaden wieder auf. »Das Einzige, was die da oben interessiert, ist Geld und Macht, macht zusammen: Arschloch.«
Jetzt lachte Wolle und zeigte seine kaputten, gelben Zähne hinter dem Rauschebart.
Aus Solidarität lachte Plotek mit, sodass die anderen Biertrinker aufhorchten.
»Sieh dir doch bloß mal die Spielerpolitik der Vereine an«, fuhr Wolle lauter als zuvor fort. Mit großer Geste zeigte er durch die ganze Gaststätte bis zu den Klos. Plotek dachte schon, jetzt kommen bestimmt alle artig durch die Tür, machen einen Knicks und sagen Hallo. Aber vergiss es. Da kam niemand.
»Das sind keine Spieler mehr«, sagte Wolle und in seiner Stimme schwang eine Portion Verachtung mit, »das ist nur noch Rendite auf zwei Beinen. Das sind Lebensversicherungen, die da über den Platz dribbeln, während sie bei jedem Tor Gewinnmarchen im zweistelligen Bereich zulegen.«
Ist doch gar nicht so schlimm, könnte man denken, dachte Plotek. Aber denkste, doch schlimm, daran ließ Wolle erst gar keinen Zweifel.
»Die gehören aber schon lange nicht mehr dem Verein oder sich selbst«, sagte er und legte wieder die Stirn in Falten, sodass es aussah, als hätte er am Kopf Krampfadern.
Wem dann, dachte Plotek und kam nicht drauf. Da sagte es ihm Wolle eben.
»Sponsoren, Spielervermittlern, persönlichen Beratern und Dilettanten mit dem fußballerischen Fachwissen einer Schmeißfliege, für die Spieler nichts anderes als Humankapital sind, mit dem ordentlich Rendite erzielt werden kann, verstehst du?«
Plotek nickte und Wolle kraulte sich seinen Bart.
»Sieh dir bloß mal den neuen Sponsor an.«
» Suppi-extra-plus!«, sagte Plotek und Wolle nickte.
»Angeblich zahlt der Millionen für den Trikotaufdruck.«
Plotek zuckte die Schultern und sein Magen meldete sich zurück.
»Andererseits wird gemunkelt, dass ihm im Gegenzug bereits die besten Spieler gehören.«
»Ivo, Jo, Benny?«
Nicken von Wolle und Plotek dachte, erstens hat er, der Sponsor, da jetzt auch nichts mehr von, weil zwei Drittel bereits tot sind, und zweitens hat er, Plotek, das so ähnlich schon mal gehört, nämlich von Wenny.
»Kennst du Wenny?«, fragte Plotek fast schon kleinlaut und
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