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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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Vater gelernt hatte.
    Albin, sein Vater, hatte für Hoëls Vorgänger, Herzog Conan, ähnliche Aufträge erfüllt. Doch er hatte den Leuten zu oft vertraut und war schließlich in einem Straßengraben ermordet aufgefunden worden. Seitdem wagte Ben es nie wieder, jemandem sein Vertrauen zu schenken. Er agierte allein, das war sicherer für alle Beteiligten und ihn selbst.
    Deshalb hatte er Eudo am Vorabend nichts von seinem Verdacht erzählt – deshalb wusste Rose, die ihn besser kannte als sonst jemand, nichts über seine geheime Tätigkeit. Und wieso, um Gottes willen, habe ich sie trotzdem in diese gefährliche Mission verwickelt?
    Sein Fuß blieb an einer Wurzel hängen. Ja – warum? Schmerzhaft hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Das Licht verstärkte sich, der Streifen am Horizont wurde zu einem hellen Perlgrau. Doch die hohen Bäume warfen immer noch schwarze Schatten. Über seinem Kopf versuchte eine Amsel zu piepsen und zauderte kurz, ehe sie lauthals zwitscherte.
    Wo zum Teufel steckte Eudo? Bens Magen verkrampfte sich. Hoffentlich liegt er nicht in einem Straßengraben, wie mein Vater, und verblutet, weil ich ihn nicht vor skrupellosen Verfolgern warnte …
    Diese Männer mussten ihm in Hennebont beim Stall aufgelauert und den armen Gien so übel zugerichtet haben. Wahrscheinlich hatten sie den Jungen für ihn gehalten, wegen der grünen Tunika. Doch das verschwieg ich … Und wenn dem Ritter jetzt deswegen etwas zugestoßen war …
    Immer heftiger plagten ihn Gewissensqualen, mit einer Gewalt, die beinahe lähmend wurde, wenn er zu lange darüber nachdachte.
    Ben zwängte sich durch dichtes Gestrüpp bis zum Bach, Dornen zerkratzten seine Haut. Über seinen Rücken rann kalter Schweiß.
    Oh, diese Schuldgefühle! Hätte ich Eudo bloß erklärt, dass der Anschlag auf Gien vermutlich mir gegolten hat…
    In diese schreckliche Situation wäre er nicht geraten, hätte er die Reise, wie es seiner Gewohnheit entsprach, allein unternommen. Aber eines hatte zum anderen geführt, und weil er seine kleine Blume bei sich hatte, war der Gedanke, ihr könnte etwas zustoßen, unerträglich geworden. Also hatte er Eudos und Giens Eskorte auf der Straße nach Josselin erbeten. Verzweifelt strich er sich durchs Haar. Es war ein schwerer Fehler gewesen, die beiden in das alles hineinzuziehen. Doch jetzt ließ es sich nicht mehr ändern, und sie durften seinetwegen keinen Schaden erleiden.
    Abrupt blieb er stehen, und kalte Schauer durchfuhren ihn. Rose. Das hätte er vorhersehen sollen. Wenn ihr infolge seiner Mission etwas zustieß, würde er sich niemals verzeihen.
    Kein Mann kann zwei Herren dienen. Unmöglich vermochte er für Rose zu sorgen und gleichzeitig gefährliche Missionen im Auftrag des Herzogs zu erfüllen. Allein schon Roses Gesellschaft hatte ihn in seiner Wachsamkeit nachlässig werden lassen. Die Auswirkungen des Angriffs auf Gien hatte er ebenso wenig durchdacht wie die Gefahr, in die er den Ritter und dessen Knappen brachte, indem er sie um Begleitschutz bat.
    „Was für ein Narr du bist, Benedict!“, murmelte er. Ein Windstoß zerzauste sein Haar und erzeugte eine Gänsehaut. „Welch ein gottverdammter Narr!“
    „Amen!“ Hinter ihm lachte jemand.
    Das Schwert gezückt, fuhr er herum.
    Doch da sauste ein Holzscheit herab. In Bens Kopf explodierten blendende Schmerzen, und die Nacht kehrte zurück.
    „Ben? Ben? Bitte wach auf!“
    Er hörte Roses Ruf. Aber sie hatte das Herzogtum verlassen, und er konnte sie nicht erreichen. Atemlos rannte er ihr nach. Und wann immer er glaubte, er hätte sie endlich eingeholt, verschwand sie hinter dem nächsten Hügel.
    „Ben? Ben! “
    In seinem Schädel, der auf irgendeinem weichen Untergrund lag, pochten teuflische Schmerzen. Ein feuchter Lappen glitt federleicht über seine Schläfen. Gepeinigt stöhnte er, der Traum löste sich in Nichts auf.
    „Eudo, ich glaube, jetzt erwacht er.“
    In ihrer Stimme schwangen Angst und Sorge mit. Ben wollte etwas sagen, ihr versichern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Aber es fiel ihm so verdammt schwer, auch nur einen Finger zu rühren.
    Der Ritter murmelte eine Antwort, die Ben nicht verstand. Erneut benetzte der nasse Lappen seine Schläfen. Unter seinem Kopf bewegte sich das Kissen, sanfte Finger teilten sein Haar.
    „Wenigstens blutet er nicht mehr“, erklärte Rose, und Ben wünschte inständig, das Dröhnen hinter seiner Stirn würde nachlassen. Er versuchte, die Lider zu heben.
    „Ben?“ Sie neigte

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