Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
Vom Netzwerk:
konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken.
    Ben drehte sich um, und sie nahm an, dass er ihr zulächelte. Doch sie war sich nicht sicher, weil sie seinem Blick beharrlich auswich und die hohen Mauern der Burg von Josselin musterte, die wie eine Klippe zu ihrer Linken emporragte. Männer, dachte sie verbittert, die sind alle gleich mit ihren albernen Geheimnissen. Per hatte ihr seine Schulden verschwiegen. Und was Ben ihr verheimlichte, wagte sie sich gar nicht vorzustellen.
    Und welch ein ungünstiger Zeitpunkt, um zu erfahren, dass Ben Geheimnisse vor ihr hatte! Soeben hatte sie zu überlegen begonnen, ob Sir Richard vielleicht nicht der ideale Ehemann für sie war … Ob sie eventuell einen gewissen Spielmann vorziehen sollte … Wenn er sich bloß als verlässlich erwiese …
    Von ihrer Mutter wusste sie nichts. Aber es brauchte zwei Menschen, um ein Kind zu zeugen. Wo hatte sich der Vater aufgehalten, als Rozenn ausgesetzt worden war? Männer! Sind sie jemals vertrauenswürdig?
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Ben einer hübschen blonden Frau zuwinkte. Die Person trug ein grellbuntes Kleid mit tiefem Ausschnitt und enger Verschnürung, die einen beneidenswerten Busen betonte. Sogar die naivsten Betrachter wussten auf den ersten Blick, welchem Gewerbe sie nachging. Auch Eudo grüßte die Frau freundlich. Pah! Was in dieser Hinsicht geplant wurde, war nun wirklich nicht geheimnisvoll.
    Während sie in den Schatten des Torbogens ritten, löste Ben den Führzügel von Pechs Geschirr und hielt Piper zurück, bis Rozenn an seiner Seite anhielt. „Hier kannst du dich ausruhen, mignonne .“ Sein Gesicht wirkte etwas entspannter. Anscheinend hatten seine Kopfschmerzen nachgelassen. „Josselin wird dir gefallen. Aber lass dich warnen: Bald findet der alljährliche Pferdemarkt statt, deshalb wird es im Burghof ziemlich lebhaft zugehen.“
    Er neigte sich zu ihr und drückte ihre Hand – eine zärtliche Berührung, die Rozenn bewog, ihre schmählichen Gedanken zu bereuen. Dass er die Blondine anlächelte, musste keineswegs heißen, dass sie ihm etwas bedeutete. Im Grunde waren die beiden Kollegen im Unterhaltungsgewerbe, die einander begrüßten. Das hätte Rozenn erkannt, wäre sie nicht so wütend gewesen. Beschämt biss sie sich auf die Lippen.
    Im Burghof erwartete Rose ein Getümmel, das sie an Comte Remonds Exerzierplatz erinnerte. Ziemlich lebhaft? Da hatte Ben gewiss nicht übertrieben. Wagen und Männer und Pferde kämpften um Stellplätze, ohrenbetäubender Lärm hallte von den Mauern wider. Aufgeregt schrien die Reitknechte einander an und stritten um die wenigen noch freien Boxen in den Stallungen. Pferde wieherten, Hufe schlugen aufs Kopfsteinpflaster, ein Wolfshund knurrte gackernde Gänse an.
    In der stickigen Luft mischten sich die Gerüche von Pferdemist und menschlichem Schweiß, frisch gebackenem Brot und brutzelndem Fleisch. Ein paar junge Burschen begafften am anderen Ende des Hofs eine vollbusige Magd, die kichernd in der Küchentür posierte.
    Rozenn wusste nicht, wie es Ben gelungen war, ihnen die letzten verfügbaren Boxen für die Pferde zu beschaffen. Sobald die Tiere versorgt waren, bahnte er sich und seiner Begleitung mit kräftigen Ellenbogen einen Weg durch das Gedränge, und sie stiegen die Stufen zur Burg hinauf.
    Den Lärm und die Hitze des Burghofs hinter sich lassend, betraten sie die verhältnismäßig kühle Halle. Die Festung von Josselin war stattlicher und größer als die Burg von Quimperlé. In der Halle herrschte ein ähnlich reges Leben und Treiben wie draußen im Hof. An den Wänden hingen die Wimpel der Ritter, die dem Herrn von Josselin Lehenstreue schuldeten. Da gab es goldene Flaggen mit Silberstreifen, rote Rauten auf grünem Grund, blaue und grüne Wimpel mit Ornamenten, die Rozenn nicht kannte. Anscheinend war die halbe bretonische Aristokratie in dieser Halle vertreten.
    Zahlreiche Dienstboten stellten lange Tische auf Böcke und deckten sie mit weißem Leinen. Zwischen ihren Füßen tummelten sich kläffende Hunde, zerzausten die Binsen, die den Boden bedeckten, und spielten mit kreischenden Kindern Fangen …
    Die Lautentasche und den Ranzen geschultert, zwängte Ben sich durch das Gewühle. Hinter ihm trug Rozenn ihr eigenes Gepäck. Steifbeinig blieb sie ihm, so gut es ging, auf den Fersen. In dieser riesigen fremden Burg wollte sie ihn nicht aus den Augen verlieren.
    „ Salud , William! Ça va bien? Alles in Ordnung?“ Ben wechselte

Weitere Kostenlose Bücher