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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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konnte er sich gegen alle Gefahren behaupten; zusammen mit Rose nicht. Um ihrer Sicherheit willen musste ihre Liebelei ein Ende finden.
    Und das bekümmerte ihn mehr, als er es wahrhaben wollte. Er hatte geplant, Rose nach Rennes zu bringen und ihr die Hauptstadt des Herzogtums zu zeigen. Sicher würde sie sich über eine Begegnung mit Herzog Hoël freuen. Aber da die Bretagne von normannischen Spionen wimmelte und die Interessen des Herzogs an England geheim bleiben mussten …
    Je eher er mit Rose die Bretagne verließ, desto besser.
    Bens Blick schweifte zur dunklen Linie des Horizonts. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild seines Vaters Albin. Dessen Arbeit für Hoëls Vorgänger hatte seinen Tod bedeutet. Und nun setze ich Rose einem solchen Risiko aus – ich muss verrückt sein …
    Wie reagierte sie wohl, wenn sie erfuhr, dass er sie manipuliert hatte, diese Reise anzutreten? Höchste Zeit, um ein Geständnis abzulegen … Doch dazu konnte er sich nicht durchringen.
    Merde.
    Hatte sein Vater sich auch so zerrissen gefühlt, als seine Mutter noch am Leben gewesen war? Ben schüttelte den Kopf. Auf diese Frage würde er niemals eine Antwort finden. Nach einem letzten Blick auf den funkelnden Himmel griff er nach der Laute. An seine Mutter erinnerte er sich nur vage – eine verschwommene weibliche Gestalt mit einem warmherzigen Lächeln und sanften Händen. Nicht einmal an ihre Stimme erinnerte er sich.
    Und Rose, überlegte er, hat überhaupt keine Erinnerungen an ihre Mutter. Auf dem Weg zur Treppe ließ er seine Gedanken in die Vergangenheit zurückwandern. Vor neunzehn Jahren hatte er Rose vor dem „Weißen Vogel“ gefunden. Damals waren er und Adam vielleicht fünf Jahre alt gewesen. Sie hatten mit hölzernen Schwertern gespielt und sich vorgestellt, sie wären Ritter.
    Kurz bevor Ben den Säugling entdeckt hatte, war ihm eine weinende, schäbig gekleidete Frau im Beiboot eines Segelschiffs aufgefallen, das soeben aus dem Hafen abgelegt hatte. Warum entsann er sich ausgerechnet heute Nacht jener fremden Frau? War sie Roses Mutter? Und der Vater? Keine einzige Spur hatte zu ihm geführt.
    Nicht zuletzt deshalb musste Rozenn allen Männern misstrauen. Ben verzog das Gesicht. Ihr Argwohn würde sich kaum verringern, wenn sie herausfand, wie schmählich er sie benutzte. Und Adam – auch ihren geliebten Adam hatte er in seine Machenschaften hineingezogen und ihm eine Teilschuld aufgebürdet. Natürlich, um einen edlen Zweck zu erfüllen. Zum Wohl der Bretagne und ihres Herzogs. Doch Rose würde das anders sehen …
    Oh Gott, welch eine Verwicklung … Wenn er es ihr nur verraten könnte! Ben presste die Lippen zusammen. Nein, das durfte er nicht tun. Nicht, solange Herzog Hoël die Verbindung zu seinen Anhängern in England brauchte. Deshalb musste Rose nach Wessex reisen.
    Selbst wenn es seine Beziehung zu ihr gefährdete.
    Er schüttele den Kopf. Einen bitteren Geschmack im Mund, begann er die Wendeltreppe hinabzusteigen.
    Leise knarrte die Tür des Lagerraums, als er sie aufstieß. Im schwachen Licht einer Kerze sah er Rose und eine junge Frau, die er nicht kannte, nebeneinander auf einer schmalen Pritsche sitzen. Die Fremde verknotete gerade einen Verband, den sie um Rozenns verletzte Hand geschlungen hatte.
    „Vielen Dank, Jane“, sagte Rose lächelnd.
    Jane rollte die restlichen Bandagen zusammen und legte sie in einen Weidenkorb. „Gern geschehen.“ Sie stand auf, knickste vor Ben und huschte aus dem Zimmer.
    „Tut es weh?“ Er legte die Laute auf eine Truhe. Viel Platz gab es in dem Lagerraum nicht, und auf dem hölzernen Kästchen war das Instrument besser aufgehoben als am Boden, wo man dagegen stoßen könnte.
    „Nun, es pocht ein bisschen“, gestand Rose, rutschte ans Ende der Matratze und zog ihr Gepäck zu sich heran.
    „Musste sie deine Wunde nähen?“
    „Nein.“
    Unstet flackerte die Kerze und schien mehr Schatten zu werfen als Licht zu spenden. Während Rose ihre Sachen ordnete, sah Ben ihr Gesicht nicht. Doch der Klang ihrer Stimme verriet ihm, dass ihr Zorn verebbt war. An den Türrahmen gelehnt, schlüpfte er aus seinen Stiefeln und begann die Verschnürungen der Hosenbeine zu lösen.
    „Ben?“
    „Hm?“
    „Hör mal.“ Sie klopfte an die Wand hinter ihrem Rücken. „Offenbar besteht dieser Teil der Burg aus Holz. Nur von außen erweckt es den Eindruck, es wäre aus Stein gebaut.“
    „Ja, das gilt für viele Burgen. Der Graf hofft seine Feinde zu narren und ihnen

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