Ballade der Liebe
Gästezimmer hergerichtet. Ich glaube, Katy schläft bereits.“
Als Rose den Teller vor ihn hinstellte, nahm er ihre Hand und zog Rose auf seinen Schoß.
„Wird Lord Tannerton sich erholen?“, fragte sie besorgt.
Flynn nickte und trank einen Schluck Wein. „Der Arzt meint, nach ein paar Tagen Bettruhe ist er wieder auf den Beinen.“
„Du musst dich auch ausruhen, Flynn“, erklärte sie.
Er lächelte. „Ich beabsichtige, sehr bald mein Bett aufzusuchen.“
Rose küsste ihn auf den Mund. „Genau wie ich.“
Sie wusste, ohne fragen zu müssen, dass sie das Bett in dieser Nacht nicht mit Katy, sondern mit Flynn teilen würde. Hand in Hand begaben sie sich in sein Schlafzimmer, eine karg eingerichtete Kammer, die ihr die Tränen in die Augen trieb.
Rose half ihm aus Gehrock und Stiefeln und knöpfte ihm die Weste auf.
Sanft berührte er ihren Hals, und sie bemerkte den Schmerz in seinen Augen. „Du hast Würgemale.“
Sie wollte durch nichts an Greythorne erinnert werden. „Sprich nicht darüber. Es ist vorbei.“
Er strich über die Blutergüsse, und ihr war, als habe Flynns zärtliche Berührung eine heilende Wirkung.
Dann streifte er die Weste ab und löste die Haken und Ösen des sauberen Kleides, das man ihr vor einer Weile gebracht hatte. Geschickt zog er es ihr über den Kopf und löste die Bänder ihres Korsetts, während Rose an den Knöpfen seiner Hose nestelte.
Dieses gegenseitige bedächtige Entkleiden empfand Rose wie einen langsamen Tanz; sie machte einen Schritt, er den nächsten, bis alle Hindernisse gefallen waren. Er trug sie zum Bett, das nur halb so breit war wie das bei ihrer ersten Liebesbegegnung.
Hier wurde der Liebestanz fortgesetzt. Seine Finger hielten an jeder Wunde inne. Er küsste die Schwellung auf ihrer Wange, die blutunterlaufenen Male an ihrem Hals, die Striemen und Schürfwunden an ihren Handgelenken. Rose hätte sich keine heilsamere Medizin für ihre Wunden vorstellen können.
Sie ließ ihre Fingerkuppen über die Wölbungen seiner Muskulatur gleiten, streichelte seine kratzenden Bartstoppeln an Kinn und Wangen, grub die Finger in seine dunklen seidigen Locken. Andachtsvoll genossen sie die gegenseitigen Berührungen, bis er auf ihr lag und die Zeit gekommen war, sich zu vereinen.
Als sie ihn in sich aufnahm, weinte sie beinahe vor Freude. Es war noch keinen Tag her, da hatte sie geglaubt, sie dürfe nie wieder dieses herrliche Gefühl genießen, nie wieder spüren, wie er sich in ihrem Schoß bewegte. Sie hob sich ihm entgegen, umfing seinen festen Po, und er bestimmte den Rhythmus ihres Tanzes.
Als überlasse sie sich seiner Führung im Walzertakt, passte sie sich seinen Bewegungen an. Sie wiegten sich gemeinsam, wurden zur Einheit. Ihre Gedanken, ihre Empfindungen schwangen im vollendeten Gleichklang. Rose blickte ihrem Geliebten in die Augen und wusste, dass auch ihre Seelen in Einklang waren. Nie in ihrem Leben würde sie diese ungeahnten beseligenden Glücksmomente vergessen.
Gemeinsam loderte das Feuer der Leidenschaft höher, steigerte sich zum Rausch der Ekstase. Gemeinsam schrien sie ihre Lust hinaus, als die Wogen der Verzückung sie erfassten und in schwindelerregende Höhen bis hinauf zu den Sternen trugen.
Gemeinsam schwebten sie zur Erde zurück und erwachten benommen aus ihrer Verzückung. Flynn rollte zur Seite, ohne sich von ihr zu lösen.
Er küsste sie innig. „Und was wolltest du mir vorhin sagen, Rose?“ Sanft streichelte er ihren Arm.
Sie holte tief Atem und stieß ihn dann langsam aus. „Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde Tannertons Angebot ablehnen. Ich teile nicht das Bett mit ihm. Das wollte ich ihm erklären, als … als das alles passierte.“ Sie verdrängte die grässlichen Erinnerungen. „Leider kann ich ihm wohl nie zurückzahlen, was er für mich ausgegeben hat. Genauso wenig kann ich mich bei dir dafür erkenntlich zeigen, was du alles für mich getan hast. Aber es ist mir unmöglich, seine Mätresse zu werden.“
Rose hatte erwartet, dass Flynn ihr Geständnis verblüfft aufnehmen würde, aber nicht einmal der Rhythmus seiner streichelnden Hand veränderte sich.
„Warum, Rose?“, fragte er in einem Ton, als erwarte sie diese Frage von ihm.
Und Rose wusste, dass sie ihm gestehen musste, was sie bisher verschwiegen hatte. „Ich liebe dich, Flynn. Ich will mit keinem anderen Mann das Bett teilen.“
„Hast du denn nicht den Wunsch, das Leben einer Kurtisane zu führen?“, fragte er scherzhaft
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