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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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kommen?“, fragte sie.
    Er öffnete die Augen einen schmalen Spalt. „Ich weiß es nicht. Warum?“
    „Ich habe ein kleines Messer in meinem Korsett.“
    Er versuchte zu lachen, brachte aber nur eine verzerrte Grimasse zustande. „Guter Platz für ein Messer.“
    „Ich wusste nicht, wohin damit“, erklärte sie. „Wenn Sie zu mir kriechen, könnten Sie es herausfischen.“
    Mit angezogenen Beinen rutschte er auf dem Hinterteil Stück für Stück zu ihr. Sein Kopf fiel ihm dabei nach vorn und nach hinten, ein Zeichen dafür, dass er immer noch sehr benommen war.
    Als er vor ihr hockte, sagte er: „Ich muss mich an Ihnen hochziehen. Hoffentlich reiße ich Ihnen dabei die Arme nicht aus den Schultergelenken.“
    „Kümmern Sie sich nicht um mich“, sagte sie mit fester Stimme. „Tun Sie es einfach.“
    Es war sehr mühsam, sich mit gebundenen Händen an ihr hochzuziehen. Nach einigen Versuchen stand er endlich und stützte sich schwer auf Rose.
    „Schieben Sie mir die Röcke hoch. Das Messer steckt knapp über meiner rechten Hüfte.“
    Er schwankte gefährlich, und sie fürchtete, er würde das Gleichgewicht nicht halten können. Endlich spürte sie seine kalten Finger an ihrer nackten Haut. Sie streckte sich und hielt den Atem an, um ihm genügend Platz zu geben, das Messer unter dem Korsett herauszuziehen.
    „Ich hab’s!“ Klappernd fiel das Messer zu Boden. Er schwankte, und seine Augäpfel rollten nach hinten.
    „Lehnen Sie sich an mich“, befahl sie, „und gehen Sie langsam in die Knie.“
    Irgendwie gelang ihm auch das. Er kauerte auf dem Steinboden, tastete nach dem Messer und krümmte die Finger darum.
    Er blieb zu ihren Füßen hocken. „Mir ist schwindlig.“
    „Nehmen Sie sich zusammen!“, befahl Rose streng. Greythorne würde Verdacht schöpfen, wenn er Tannerton in ihrer Nähe fand.
    Der Marquess nickte gehorsam und rutschte wieder an seinen Platz an der Mauer.
    „Katy hat mir geraten, das Messer bei mir zu tragen“, erklärte Rose schließlich, ohne eigentlich zu hoffen, dass er mit der winzigen Waffe etwas ausrichten könnte.
    „Braves Mädchen“, murmelte Tanner.
    Bangen Herzens beobachtete sie seine unbeholfenen Versuche, mit der Klinge an die Fesseln heranzukommen. „Sie wollten mir in der Kutsche etwas sagen.“ Er schien wieder klarer im Kopf zu sein. Vielleicht versuchte er auch, sie zu beruhigen.
    „Das ist jetzt nicht wichtig.“
    „Nein, nur zu!“, beharrte er. „Über irgendetwas müssen wir doch reden.“
    „Später … falls uns die Flucht gelingt.“ In dieser lebensbedrohlichen, schier ausweglosen Situation konnte sie ihm nicht gestehen, dass sie ihn nicht liebte, schon gar nicht, wenn sie beide wahrscheinlich noch in dieser Nacht sterben mussten.
    Und er drängte nicht weiter in sie. Nach einer Pause sagte er sinnend: „De Sade … verfasste solche Schriften. Verbotene Bücher. Seine Machwerke wurden natürlich heimlich herumgereicht. Ich las sie in Oxford. Auf Französisch. Les Prospérités du Vice. Justine. “
    Rose bemühte sich immer noch, ihre Handgelenke aus den Lederfesseln zu winden. „Ich verstehe Sie nicht, Mylord.“
    Tanner sah sie eindringlich an. „Hören Sie, Rose. Wenn er über Sie herfällt, bitten Sie ihn um Gnade. Flehen Sie, wimmern, heulen, flennen Sie, werfen Sie sich auf die Knie vor ihm. Versprechen Sie ihm, alles zu tun, was er von Ihnen verlangt.“
    Entgeistert starrte sie ihn an. „Das werde ich niemals tun.“
    „Tun Sie es“, befahl er. „Er wird Ihre Angst genießen. Ihre Todesangst ist Ihre einzige Chance, ihn zu überlisten.“ Tanner schluckte schwer. „Zeigen Sie ihm Ihre Angst, vielleicht nimmt er Ihnen sogar die Fesseln ab.“
    Wenn Sie sich nur befreien könnte wie Katy, könnte sie sich gegen ihn zur Wehr setzen. Dann hätten sie beide eine Chance.
    Auf ein klirrendes Geräusch an der schweren Eichentür hin fuhren ihre Köpfe herum.
    Greythorne erschien in einem golddurchwirkten Seidenkaftan und Seidenpantoffeln.
    Er wandte sich an Tannerton. „Aha. Sie sind wach. Wie erfreulich.“
    „Sie haben ihn schwer verletzt“, jammerte Rose weinerlich. „Er verliert gleich wieder das Bewusstsein.“
    Tanners Kopf sank auf seine Brust. Hatte er begriffen, was sie bezweckte, oder war er wieder ohnmächtig geworden? Greythorne trat zu ihm und riss seinen Kopf an den Haaren hoch. „Bleib wach, wenn dir dein Leben lieb ist.“
    Der Marquess verdrehte die Augen.
    Greythorne ließ von ihm ab und näherte sich seiner

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