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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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große Bariton sich mit theatralischer Geste verneigte.
    „Korrekt“, antwortete er mit sonorer Stimme und rollendem R. „Und ich bin Italiener.“
    Der dritte im Bunde war der Pianist, ein Mr. Fallon, der nur knapp nickte.
    „Nun gebe ich Sie in die Obhut Ihrer berühmten Lehrer“, verkündete Mr. Ayrton, „und werde gemeinsam mit Mr. Flynn im Parkett sitzen und zuhören.“
    Roses Nerven flatterten, aber sie war froh, Flynn in ihrer Nähe zu wissen. Sie ließ den Blick durch den dunklen Zuschauerraum schweifen, ohne etwas zu erkennen.
    Schließlich wandte sie sich an ihre Gesangslehrer und verneigte sich ehrerbietig. „Ich möchte Ihnen beiden vielmals danken, dass Sie mir Ihre Zeit opfern, um mir Gesangsunterricht zu erteilen.“
    „Lassen Sie nur.“ Miss Hughes lachte. „Wir wurden großzügig dafür entlohnt. Wollen wir Ihre Stimme aufwärmen und ihren Umfang prüfen?“
    Als erste Übung ließ man sie beliebige Tonfolgen singen.
    „Und nun die Tonleitern, wenn ich bitten darf“, sagte Angrisani und nickte dem Pianisten zu, der die mittlere C-Dur Tonleiter anschlug.
    Rose sang die Noten konzentriert nach, sang sie ein zweites Mal. Dann die nächsthöhere und noch eine höhere, bis ihre Stimme die Anstrengung spürte. Danach musste sie die tiefen Tonleitern singen, tiefer und tiefer, bis der Signor abwinkte.
    Miss Hughs reichte ihr ein Notenblatt. In qualai eccessi.
    „Ich weiß nicht, was die Worte bedeuten“, sagte Rose schüchtern.
    „Machen Sie sich keine Gedanken.“ Der Signor tätschelte ihr jovial den Arm. „Lesen Sie die Worte einfach vom Blatt.“
    Sie studierte die Noten, sang die Melodie im Kopf, als würde sie auf ihrem kleinen Pianoforte zu Hause üben.
    Dann hob sie den Blick zu Miss Hughes. „Das ist Ihre Arie aus Don Giovanni.“
    „Richtig, mein Kind“, antwortete die Sängerin. „Nun geben Sie uns eine Kostprobe.“
    Rose versuchte es, verhaspelte sich mit den fremden Wörtern und konnte den Takt mit der Klavierbegleitung nicht halten.
    „Versuchen Sie es noch einmal“, wies Miss Hughes sie an.
    Der zweite Versuch gelang schon besser. Am Ende hob Rose den Blick und sah, wie Miss Hughes und Signor Angrisani stirnrunzelnde Blicke wechselten.
    Der Signor trat auf sie zu. „Sie haben eine schöne Stimme, Sie intonieren gut und Ihre … wie heißt es? … Ihre Diktion ist nicht schlecht.“
    Rose fiel ein Stein vom Herzen.
    „Aber in den hohen Tönen pressen Sie. Sie atmen falsch, und Sie nutzen ihr Stimmvolumen schlecht“, fügte Miss Hughes hinzu. „Ihre Stimme muss auch die Zuhörer auf den letzten Plätzen erreichen.“
    Rose nickte.
    „Singen Sie lauter!“, befahl Miss Hughes.
    Sie sang wieder, blickte weit in den Saal hinein und stellte sich vor, dass Flynn in der letzten Reihe saß. Jetzt sang sie nur für ihn.
    Aber der Signor und Miss Hughes waren nicht zufrieden und befeuerten sie mit Anweisungen. „Halten Sie sich gerade!“, „Öffnen Sie den Mund weit!“, „Atmen Sie!“
    Es gab so viel zu bedenken, dass Rose gar nicht mehr wusste , wo ihr der Kopf stand.
    „Der Atem muss von hier kommen.“ Miss Hughes legte die Hand auf Roses Zwerchfell. „Nicht von hier oben.“ Dabei legte sie die Hand an ihre Brust. „Machen Sie Ihren Brustkorb weit, öffnen Sie ihn. Dadurch wächst Ihr Stimmumfang.“
    Rose probierte es und sang zu ihrem eigenen Erstaunen etwas lauter.
    Bei den hohen Noten wies Signor Angrisani sie an, das Gaumensegel nach oben zu drücken. „Atmen Sie tief ein“, befahl er, „als müssten Sie niesen. Drücken Sie die Zunge nach unten. Nun stoßen Sie den Atem durch die Nase aus.“
    Rose bemühte sich angestrengt, all diese verwirrenden Anweisungen zu beherzigen und umzusetzen. Als es ihr schließlich gelang, perlten die Töne kristallklar aus ihrer Kehle.
    Die Gesangsstunde verging wie im Flug. Am Ende war sie ganz benommen von den vielen Belehrungen, die sie im Gedächtnis zu bewahren versuchte. Der Kopf schwirrte ihr. Offenbar hatte sie ihre Sache nicht schlecht gemacht, da ihre Lehrer sie aufforderten, in drei Tagen zur gleichen Stunde zur nächsten Gesangsstunde zu erscheinen. Während Signor Angrisani sie durch den schmalen Flur begleitete, legte Rose eine Hand schützend an ihre Kehle und hoffte, ihre Stimme nicht zu sehr strapaziert zu haben, da sie in wenigen Stunden in Vauxhall auftreten würde. Sie nahm sich vor, zu Hause heißes Honigwasser zu trinken, das lindernd auf die stark beanspruchten Stimmbänder wirken würde.
    Und als

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