Ballade der Liebe
Street. Komplett eingerichtet, zu einem anständigen Preis.“ Flynn war bemüht, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen.
Er versuchte, sich einzureden, dass Rose mit Tanner einen Glückstreffer landete. Er war ein angesehener Aristokrat, der ihr alle Träume erfüllen konnte, der gut zu ihr war, kein Scheusal wie Greythorne, der sie verletzen und demütigen würde. Was könnte er selbst ihr dagegen bieten, der arme Schlucker aus Irland? Nichts.
Im Übrigen, versuchte er sich zu trösten, war er von großem Ehrgeiz beseelt. In den Kreisen, in denen er sich in Zukunft bewegen würde, wäre eine Sängerin, noch dazu eine ehemalige Kurtisane, nicht willkommen. Ein Ire, der den Wunsch hatte, Karriere in England zu machen, musste einen einwandfreien Lebenswandel vorweisen, um seine Ziele zu erreichen. Und das galt auch für seine Ehefrau. Rose würde von der feinen Gesellschaft gemieden werden, ein Schicksal, das sie nicht verdiente.
Er ärgerte sich über diese sinnlosen Grübeleien, die ihm nicht weiterhalfen. Nichts hatte sich geändert. Tanner hatte Rose gewonnen. Nicht er selbst.
Er furchte die Stirn, als der Marquess den roten Ball wieder auf die Marke setzte. „Ich muss das Hauspersonal verständigen. Innerhalb einer Woche soll alles fertig sein für Miss O’Keefe.“
„Aha.“ Tanner erweckte den Anschein, als höre er ihm nur mit halbem Ohr zu. Bei Pferdeauktionen in Tattersall hatte Flynn ihn aufgeregter erlebt als jetzt. Irgendwie machte ihn dieser Gedanke nur noch wütender.
Flynn führte den nächsten Stoß aus, traf den roten Ball und Tanners Ball, ohne einzulochen.
„Übrigens …“, Tanner machte sich zum Stoß bereit, „… speise ich heute Abend mit Liverpool. Ich muss Sie also bitten, Miss O’Keefe zu begleiten.“ Er lochte beide Bälle ein und lächelte triumphierend. „Ich fürchte, der Kerl wird mich in den nächsten Tagen in Beschlag nehmen. Hoffentlich langweilt er mich nicht mit Diskussionen über die Arbeiterbewegung oder schlimmer noch mit der Habeus-Corpus-Akte.“
Habeus Corpus, wonach kein englischer Untertan ohne gerichtliche Überprüfung in Haft gehalten werden durfte, war ein wichtiges Gesetz, das vor Kurzem durch Parlamentsbeschluss wegen der Protestmärsche der Tucharbeiter in Mittelengland eine befristete Aufhebung erfahren hatte.
„Immerhin wichtige politische Themen“, entgegnete Flynn, dem mittlerweile das Blut schneller durch die Adern rauschte.
„Ich weiß, ich weiß.“ Tanner machte ihn darauf aufmerksam, dass er an der Reihe war. „Aber dieser Liverpool ist so verdammt rechthaberisch und lässt einen nie zu Wort kommen. Das langweilt auf die Dauer.“
Flynn hörte ihm nicht mehr zu. Alles, woran er denken konnte, war, dass er Rose heute Abend ohne Tanner begleiten durfte.
Als er einige Stunden später an die Tür von Madame Bisous Haus klopfte, nahm er sich vor, sich zurückhaltend zu benehmen, um sein Verlangen nach Rose nicht noch mehr anzufeuern. Er wollte sich damit begnügen, ihre Gesellschaft zu genießen.
Der Diener Cummings ließ ihn ein, und kurz darauf erschien Katy, die als Anstandsdame fungieren sollte, in der Eingangshalle. Ihre Anwesenheit würde ihn darin bestärken, sich Zurückhaltung aufzuerlegen.
„Wartet der Marquess im Wagen?“, fragte sie.
„Er wird uns heute Abend nicht begleiten.“ Flynn gab keine nähere Erklärung ab.
Erstaunt zog Katy die Brauen hoch. „Sie sind also allein?“
„Ja, das bin ich.“
Sie sah ihn sinnend an, die Hände in die Hüften gestemmt. Schließlich platzte sie heraus: „Ich kann leider heute Abend nicht nach Vauxhall kommen. Ich habe eine Verabredung. Sie kennen doch Sir Reginald, wie?“
„Katy …“, begann er, doch dann erschien Rose auf der Treppe, wunderschön anzusehen in ihrer tiefroten Abendtoilette. Den Umhang trug sie über dem Arm.
„Ich kann euch nicht begleiten, Rose“, rief Katy ihr zu. „Tut mir schrecklich leid.“ Dabei klang sie keineswegs so, als würde sie es bedauern.
Rose streifte die Handschuhe über. „Aber Katy …“
Die Freundin fiel ihr ins Wort. „Der Marquess ist leider auch verhindert, also wird Flynn dich begleiten. Das stört dich doch nicht, oder?“
Rose richtete den Blick auf ihn, und sein Verlangen flammte wieder auf.
„Ich glaube nicht, dass es mich stört.“ Roses Stimme klang tief und verlockend.
Flynn legte ihr den Umhang um die Schultern. Schweigend verließen sie das Haus und eilten zu Tanners Equipage.
Mit festem Griff spannte
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