Ballade der Liebe
Flynn die Hände um ihre schmale Taille und hob Rose ins Wageninnere. Ihre Augen waren verdunkelt, ihre vollen Lippen halb geöffnet. Er stieg hinter ihr ein und gab dem Lakai das Zeichen zur Abfahrt. Sobald das Gefährt sich in Bewegung gesetzt hatte, schlang Rose die Arme um ihn und setzte sich auf seinen Schoß.
„Flynn“, flüsterte sie und hauchte heiße Küsse auf seinen Hals und seine Wangen. „Ich glaubte, nie wieder allein mit dir sein zu dürfen.“
Er war verloren, suchte ihren Mund mit all dem tagelang aufgestauten Hunger, als er kaum gewagt hatte, sie anzusehen. Er kostete von ihr, presste sie an sich. Alle Vorsätze waren vergessen, nichts existierte mehr, nur Rose, ihr Duft, ihre Wärme, ihre weichen Rundungen, die kehligen Laute, die sich ihr entrangen.
Eilig nahm Flynn ihr den Umhang ab, hätte ihr am liebsten die Kleider vom Leib gerissen, nichts sollte zwischen ihnen sein. Aber die Enge in der Kutsche erwies sich als hinderlich. Mit fliegender Hast hob er ihre Brüste aus dem tiefen Ausschnitt, küsste ihre üppigen Rundungen, saugte an ihren Knospen, umspielte sie mit der Zunge, bis sie sich ihm begehrlich entgegenreckten. Rose stöhnte vor Lust. Es war nicht mehr wichtig, dass der Platz in der Kutsche zu eng war. Er schob ihr die Röcke hoch.
Unvermutet geriet ein Hinterrad in eine tiefe Fahrrinne, der Wagen neigte sich gefährlich zur Seite, und Rose rutschte von Flynns Schoss. Obwohl die Equipage sich sofort wieder aufrichtete, hatte der Ruck genügt, um Flynn zur Vernunft zu bringen.
„Wir müssen damit aufhören“, stöhnte er. „Das ist Irrsinn.“
Im dämmrigen Schein der Kutschenlampe sah er ihre vor Leidenschaft verdunkelten Augen; ihr Atem flog, ihr Busen wogte. Benommen nickte sie wie eine Traumwandlerin und nestelte am Mieder ihres Kleides.
„Habe ich etwas zerrissen?“, fragte er, da er nahe daran gewesen war, ihr alles vom Leib zu reißen.
„Nein.“ Lächelnd sah sie ihn an. „Ich muss mich nur wieder anziehen.“
Nachdem sie ihre Kleider geordnet hatte, rückte sie ihm Krawatte und Weste zurecht und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. „Und sag bloß nicht, dass es dir leidtut, Flynn. Weil ich weiß,dass es nicht stimmt.“
Nein, es tat ihm nicht leid. Er bedauerte lediglich, dass er gezwungen war, damit aufzuhören.
16. KAPITEL
Rose bat Flynn im Flüsterton, ein Separee am Dark Walk zu reservieren und anschließend ihrem Vortrag von der Stelle zuzuhören, wo sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Während sie ihre Stimme aufwärmte, wie ihre Gesangslehrer es ihr beigebracht hatten, schaute Mr. Hook vorbei und bedachte sie mit strengen Blicken, was sie allerdings nicht bekümmerte. Dies sollte ihre Nacht mit Flynn sein. Ihre einzige Nacht mit dem Geliebten, und sie wollte nicht zulassen, dass irgendwer oder irgendetwas dieses Glück trübte.
Als sie auf dem Podium stand und ihrem Publikum zulächelte, flog ihr Blick zu der Stelle, wo sie Flynn vermutete. Und er war da, hielt das Gesicht zu ihr erhoben, genau wie an jenem ersten Abend. Glücklich lächelte sie ihm zu.
Die Musik setzte ein, und wie beim ersten Mal sang sie „Eileen Aroon“. Sie ließ den Blick über die Zuschauer schweifen und heftete ihn immer wieder auf Flynn.
Changeless through joy and woe
Only the constant know …
Im Herzen würde sie ihm immer treu sein, auch wenn sie auf ihn verzichten musste, ihn an eine Welt verlor, in der er große Taten vollbringen würde. Sie würde sich mit den wenigen gemeinsamen Stunden zufriedengeben und ihr ganzes Leben lang von diesem Glück zehren. Diese Nacht war nicht für Trauer und Wehmut bestimmt, sondern für Glück und Liebe, und sie legte all ihre Gefühle in ihren Gesang, vergaß, darauf zu achten, ob sie richtig atmete oder ihrer Stimme Volumen gab.
Ihr Gesang erfüllte die laue Sommernacht. Rose lauschte ihrer Stimme, die reicher, voller, melodischer klang. Es war ein Freudengesang.
Diese Stimmfülle wollte sie bei jedem Auftritt anstreben. Für Flynn. Es sollte ihr Geheimnis sein, ihre Liebe zu zelebrieren, ihre geheime Art, ihm treu zu sein.
Sie beendete den Liederabend mit einer Ballade. Das Lied einer Witwe, die von den Turteltauben vor ihrem Fenster sang. Auch sie würde sich nach dieser Nacht wie eine Witwe fühlen, aber in den kommenden Stunden wollte sie ihr Leben, ihre Liebe genießen und bis zur Neige auskosten.
Applaus brandete auf, gemischt mit begeisterten Bravorufen. Rose wandte den Blick wieder zu Flynn, der reglos dastand
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