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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Jeuk
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lebhafte Diskussion, die sie geschickt mit hier und da eingestreuten Bemerkungen dirigierte.
    Hatte eine ernst gemacht und all den Kosmetikkram weggeschmissen, wurde sie mit lautstarkem Beifall belohnt. Bekannte eine andere, dass sie noch unsicher sei, so wurde ihr von allen Seiten Mut zugesprochen. Oft kamen Fragen bezüglich ganz konkreter Kosmetika auf, und immer wieder ging es um Wellness-Produkte.
    Ob etwa Badezusätze wirklich etwas mit Schönheitswahn zu tun hätten? Ob sie nicht eher der Wellness dienten und daher ganz okay seien?, fragte eine Mittfünfzigerin unsicher.
    Wellness sei okay, fanden viele.
    Überflüssig seien die Badezusätze trotzdem, widersprach eine junge Frau, die noch nie einen von Evas Kursen versäumt hatte, weder morgens noch abends. Auch hielten sie nie, was sie versprächen.
    Allgemeiner Beifall.
    Die Frau, die sich von ihren Badezusätzen nicht trennen mochte, gab sich noch nicht geschlagen. Manche Zusätze seien einfach ungeheuer entspannend. Und das sei doch eine gute Sache und habe mit Schönheitsfimmel nichts zu tun.
    Die Frauen sahen fragend Eva an, die sich bislang aus dem Gespräch herausgehalten hatte. Die rief sich in Erinnerung, wie sehr sie ihr Schaumbad in den ersten Wochen vermisst und wie lange sie schon keinen Gedanken mehr daran verschwendet hatte. Sie lächelte, blieb aber stumm.
    Nun mischte sich Ariane ein, die Evas Schweigen nie lange ertragen konnte: Wellness sei ganz okay, solange sich dahinter nicht dieser Anti-Aging-Quatsch verstecke. Schließlich habe jede ein Recht auf ihr Alter und ihre Falten.
    Eva schmunzelte, als sie die misstrauischen Blicke der älteren Frauen bemerkte, die der jungen und faltenlosen Ariane zu diesem Thema am liebsten den Mund verboten hätten. Sie beschloss, ihrer Freundin zu Hilfe zu kommen. Anti-Aging gehöre zu den übelsten Methoden mit denen man versuche, die Frauen zu knechten. Man wolle ihnen einreden, dass eine Frau, die erkennbar das gebärfähige Alter hinter sich gelassen habe, weniger wert sei, als eine jüngere, die noch Kinder bekommen könne.
    Männer!, schimpfte Ariane, allerdings nicht ganz so vehement, wie noch wenige Wochen zuvor. Der einzige anwesende Mann wurde rot und versuchte, nicht da zu sein.
    Die Schönheitsindustrie stecke dahinter!, rief eine.
    Und wer, bitte, seien dort die Bosse?, feixte Ariane. Doch wohl Männer!
    Eva bat alle, die Haltung der Schlange einzunehmen. Für einige Minuten konzentrierten sie sich auf diese Übung und als sie sich hinterher entspannten, ergriff Eva erneut das Wort, um den immer noch schwelenden Streit beizulegen. Wohl seien es oft Männer, die die Frauen einengten. Aber ebenso oft, erklärte Eva, seien sie es selbst.
    Die Frauen waren beeindruckt. Hier und da hörte man gemurmelte Zustimmung. Eva aber war in Gedanken wieder bei ihrer Badewanne. Früher habe sie nicht nur Badeschaum und –öl besessen. Sie habe Badesalz und –perlen, eine Sprudelmatte, Stimmungsleuchten und ein Nackenkissen gehabt. Und natürlich eine Badewannenbrücke mit Halterungen für zwei Kerzen, ein Buch und ein Sektglas. Eva sprach leise zu sich selbst. Die Matte sei kaum zu reinigen gewesen, das Kissen habe bald gestunken. Und die Leuchten... Eva schüttelte den Kopf. Inzwischen bade sie nur noch in klarem Wasser, ohne allen Schnickschnack. Sie schmunzelte. Am Vorabend sei sie in der Badewanne eingeschlafen...
    Die Frau, die eben noch für ihre geliebten Badezusätze gestritten hatte, wurde ganz aufgeregt. Noch entspannter ginge ja gar nicht, rief sie atemlos.
    Eva sah sie überrascht an und gab ihr Recht.
    Während eine Diskussion entbrannte, ob man ein solch puristisches Bad bei Licht oder besser im Dunkeln nehmen solle, ob Kerzen oder Duftlampen dazu passten oder ob diese nicht eher auf den Müll gehörten, geschah mit Eva etwas Seltsames. Sie saß im Lotossitz mitten unter den aufgeregten Frauen und wusste plötzlich: Sie hatte etwas zu sagen, eine Botschaft zu vermitteln. Sie sah sich selbst nackt und schlafend in der Badewanne liegen. Ihr Gesicht erstrahlte in Verzückung und bald erstarben die Diskussionen um sie her. Eva hörte die Stille und spürte die Blicke, doch dann war sie allein und hörte nur noch ihr eigenes Flüstern: „Das ist es: die nackte, ungeschminkte Wahrheit.“
    Als Eva wieder zu sich kam und all die erwartungsvollen Blicke auf sich gerichtet sah, erklärte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete: „Wir brauchen keine sogenannten Wellness-Produkte, um uns

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