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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Aber nur kurz. Ich musste mit Jonas wieder los. Wir waren den ganzen Tag bei der Heuernte.«
    »Später ist er Ihnen nicht mehr begegnet? Und was er vorhatte an dem Tag, wissen Sie darüber vielleicht etwas?«, mischte sich Jansen ein.
    »Tut mir leid, weder noch«, beschied ihn Langhusen. »Ich bin erst kurz vorm Abendessen wieder auf den Hof gekommen. Kurt hat hier ein Zimmer, und wenn er da war, hat er bei uns gegessen. Ansonsten geht oder ging er seiner eigenen Wege.«
    »Ihre Frau sagte, er zahlte keine Miete, dafür sollte er sich an der Arbeit auf dem Hof beteiligen.«
    »So war es gedacht, ja. Aber dieses Modell funktioniert im seltensten Fall. Auch unsere ›Altlasten‹ da drüben«, er zeigte auf die Kate von Peggy und Holger, »die wir damals vor zwölf Jahren mit dem Hof übernommen haben, genießen lebenslanges Wohnrecht gegen Mitarbeit, ist sogar vertraglich festgelegt«, er lachte kurz auf. »Wir waren ganz schön naiv mit unserer romantischen Vorstellung einer Hofgemeinschaft, in der alle Leute mithelfen wollen, durch biologische Landwirtschaft unsere kranke Erde zu retten und hochwertige Lebensmittel für die Menschheit zu produzieren. Und jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen. Na ja.« Er lachte wieder. »Ist schiefgegangen, das Experiment.«
    »Aber Sie gehen erstaunlich locker damit um«, meinte Angermüller.
    »Was soll ich sonst tun? Es ist, wie es ist, und ich habe festgestellt, wenn ich ständig dagegen anrenne, vergeude ich eine Menge Gedanken und Energie, die ich für wirklich wichtige Dinge brauche. Also betrachten wir Holger und Peggy als eines unserer Sozialprojekte. Hin und wieder fassen sie ja tatsächlich mit an, und wenn sie sich mal bei uns durchfuttern, macht uns das auch nicht arm.«
    »Ich kann das leider nicht so leichtnehmen wie du«, widersprach seine Frau lebhaft. Ihr helles, halblanges Haar wirbelte herum, als sie sich ihrem Mann zuwandte. »Die greifen auch oft genug in die Gemeinschaftskasse, die zwei, aber was die dafür hineingelegt haben, kannst du an einer Hand abzählen. Mir geht dieses Schmarotzertum ziemlich gegen den Strich!«
    »Ich weiß, du denkst immer noch, du kannst die Menschen ändern«, antwortete Henning Langhusen mit liebevollem Spott. »Aber ich gebe zu, weil du meist hier im Haus und im Garten bist, bekommst du natürlich mehr davon mit. Wenn ich öfter hier wäre, würde mich diese Abstaubermentalität sicher mehr nerven.«
    »Und trotz dieser Erfahrungen haben Sie Kurt Staroske hier aufgenommen?«, fragte Angermüller nach.
    »Es gehört zu unseren Prinzipien, Menschen zu unterstützen, wenn sie Probleme haben. Manche bewältigen aus eigener Kraft keinen geordneten Alltag, schaffen es einfach nicht, regelmäßig für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, sind überfordert mit den einfachsten Dingen des Lebens. Wir geben ihnen durch die Arbeit und das Leben hier ein wenig Begleitung, damit sie besser klarkommen. Ich gebe zu, Kurt passte nicht so ganz da hinein. Gut, finanzielle Schwierigkeiten, die hatte er. Aber ansonsten, dachte ich, wäre er ein fähiger Mann, hatte halt bisher nur Pech, kann ja jedem von uns passieren. Leider ist er, war er, wie auch immer, ein Schnacker – und ich bin auf ihn reingefallen.«
    Langhusen machte eine Pause und richtete seinen klaren Blick auf die Beamten.
    »Trotzdem tut es mir leid, dass er tot ist.«
    Angermüller nickte. »Frau Langhusen, Sie haben gesagt, Kurt Staroske ist an jenem Samstag nach dem Essen mit den Musikern aus der Nachbarkate weggegangen. Kannten die drei sich gut?«
    »Als einzige Raucher auf dem Hof haben sie sich bei ihren Zigarettenpausen vor der Tür schnell kennengelernt. Ab und zu sind die auch zusammen weggefahren, und manchmal war Kurt bei ihnen drüben. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Wissen Sie zufällig, was die drei an jenem Sonnabend vorhatten?«
    »Das weiß ich leider nicht. Nur, dass sie ziemlich heftig diskutiert haben. Vielleicht ging es mal wieder ums Geld«, seufzte Frau Langhusen.
    »Inwiefern?«
    »Na ja, ich hab’s ja nicht so genau mitbekommen, aber Geld war bei denen oft ein Thema. Manchmal haben sie von irgendwelchen Projekten fantasiert. Ich glaube, die haben sich öfters gegenseitig angepumpt, obwohl sie ja alle nichts haben, und dann gab’s Diskussionen um die Rückzahlung.« Sie wandte sich an ihren Mann. »Übrigens hat Kurt seiner Freundin erzählt, dass er Geschäftsführer ist bei Öko & Frisch.«
    Langhusen schüttelte den

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