Ballaststoff
Lebens widmen.
»Wat du an diesem salzigen Fischkram findest, ist mir schleierhaft«, murmelte Jansen mit vollen Backen und einem angewiderten Blick auf den Teller seines Kollegen.
»Das kann ich dir voll und ganz zurückgeben, Claus. Über deine Geschmacksvorlieben wundere ich mich auch immer wieder«, sagte Angermüller und biss genüsslich in das mit Butter bestrichene Schwarzbrot. Dann schnitt er ein Stück von dem salzigen Fisch ab, dessen Konsistenz sahnig und zart war, genau richtig, so wie er es liebte, dazu frische Zwiebelringe – wie einfach, aber delikat diese Geschmackskomposition doch war!
»Im Matjes kannst du das Meer schmecken«, erklärte er schwärmerisch seinem Kollegen.
Jansen schnitt eine angeekelte Grimasse und schob den Rest seines ersten Burgers in den Mund, während er das Päckchen mit dem Cheeseburger für seinen zweiten Gang öffnete.
»Übrigens, ich hab mir vorhin den kleinen Taschenkalender von Staroske mal genauer angeschaut. Da stehen oft nur ein oder mehrere Buchstaben und eine Zahl drin. Die Zahl ist wahrscheinlich die Uhrzeit, weil kein Eintrag über 21 hinausgeht. Dat sind also alles Termine oder Verabredungen, und die Buchstaben stehen für Personen oder Orte. A hab ich öfter gefunden. Dat ist bestimmt seine Freundin, Anke Mewes. Und ÖF 8 ist mit Sicherheit Öko & Frisch, Arbeitsbeginn 8 Uhr. Und H 16 heißt in unserem Fall dann, 16 Uhr am Sonnabend, Verabredung mit H.«
»Sehr gut, Claus, klingt logisch. Kennen wir einen Menschen in seinem Umfeld, der mit H anfängt?«
»Tja, mehrere. Henning Langhusen, Holger Andresen, Rob Higgins«, zählte Jansen auf. »Da gibt’s einige.«
»Der Andresen? Kann ich mir nicht vorstellen.«
»Guten Tag und guten Appetit! Darf ich kurz stören?«
»Kein Problem, Herr Grempel. Was haben Sie denn Schönes für uns?«, fragte Angermüller den neuen Kollegen von der Kriminaltechnik.
»Wir haben unsere Untersuchungen abgeschlossen. Den Bericht kriegen Sie später. Ich wollt’ Ihnen schon mal sagen, dass wir an verschiedenen Stellen auf der Kleidung des Opfers Fasern gefunden haben, die mit ziemlicher Sicherheit von einer Wolldecke stammen. Was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass der Mann woanders getötet und in dieser Decke an den späteren Fundort verbracht wurde.«
»Was ich mich allerdings frage«, überlegte Angermüller, »warum schleppt jemand die Leiche auf diesen Golfplatz? Ist das nur Zufall oder steckt da irgendein tiefer Sinn dahinter?«
»Und legt sie so ab, dat sie früher oder später gefunden werden muss«, ergänzte Jansen. »Kann natürlich auch sein, dat der Verdacht bewusst auf irgendjemand anderen gelenkt werden sollte.«
»Oder der Täter ist nur gestört worden und hatte eigentlich einen anderen Platz für das Ablegen der Leiche geplant«, meinte Mehmet Grempel, der seiner weichen Aussprache nach bestimmt nicht in Norddeutschland aufgewachsen war, wie Angermüller auffiel.
»Ach, habt ihr eigentlich auch Getreideflocken oder so was auf der Kleidung gefunden?«, wollte er dann wissen.
»Tatsächlich, haben wir«, staunte der Kriminaltechniker. »Dazu wollt’ ich eben kommen. An der Innenseite des Halsausschnitts seines T-Shirts klebten zwei Sultaninen, und an der einen haben wir auch Partikel von Haferflocken und Blütenpollen gefunden. Woher wussten Sie?«
Angermüller erläuterte kurz dem jungen Mann das Obduktionsergebnis.
Mehmet Grempel hatte sich gerade verabschiedet, da stand Thomas Niemann in der Tür.
»Mahlzeit, Kollegen!«
»Hallo, Thomas, was gibt’s?«, fragte Angermüller den Mann, der in der ganzen Bezirkskriminalinspektion für sein phänomenales fotografisches Gedächtnis bekannt und berühmt war, aber vor allem für seine unvergleichliche Hartnäckigkeit beim Recherchieren von Daten und Fakten. Niemann wedelte fröhlich mit ein paar Papieren und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
»Guten Appetit erst mal! Darf ich euch mit meinen Erkenntnissen von der DASTA nerven?«
»Wir sind sowieso fast fertig. Leg los«, seufzte Anger müller und schob sich das letzte Stück Fisch in den Mund.
»Eure beiden Musiker, Holger Andresen und Peggy Stein, sind den Kollegen vom K 4 bestens bekannt.«
»Rauschgift! Is nich wahr!«, rief Jansen. »Die Jungs aus der Metal-Szene konsumieren normalerweise eher reichlich Alkohol und Nikotin.«
»Ausnahmen bestätigen wohl die Regel«, meinte Niemann achselzuckend. »Die Latte an Rauschgiftdelikten von diesem Andresen ist jedenfalls ganz schön
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