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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wahrscheinlich habe auch ich mich verändert. Ich weiß es nicht. Aber manchmal denke ich, wir haben uns in vielerlei Hinsicht voneinander wegbewegt.«
    Astrid atmete tief ein.
    »Es ist keine schöne Erkenntnis, aber ich glaube, wir tun uns nicht gut im Moment, Georg«, fügte sie leise, aber bestimmt hinzu und griff nach ihrem Rotweinglas. Was Astrid zum Schluss gesagt hatte, fand Georgs ungeteilte Zustimmung. Sie taten sich nicht mehr gut.
    Allerdings war es aus seiner Sicht vor allem Astrid, die sich verändert hatte. Sie war schon immer eine vernünftige Person gewesen, doch mittlerweile schien sie jegliche Spontaneität abgelegt zu haben. Und gar so etwas wie Übermut oder Leichtsinn, die manchmal zum Leben einfach dazugehörten, waren ihr völlig abhanden gekommen. Alles lief bei ihr nach Plan, bloß keine Überraschungen, nichts Improvisiertes, allein die Vorstellung davon war für sie schon Stress. Aber Georg sah ein, dass es nicht weiterführen würde, diese Wahrheiten ungeschminkt auszusprechen. Und wenn er ihr gestehen würde, dass sie ihn immer mehr an Johanna erinnerte, wäre sowieso alles vorbei. Das würde sie wahrscheinlich zutiefst verletzen, und es brachte sie beide nicht weiter. Also richtete er seinen Blick nach vorn, wollte hören, zu welchem Schluss sie gekommen war. Denn so wie er seine Frau kannte, hatte sie sicherlich bereits einen Plan.
    »Ich danke dir für deine Offenheit. Ich bin froh, dass du das alles so klar ausgesprochen hast. Wahrscheinlich kannst du dir denken, dass ich einiges etwas anders als du sehe. Doch auf diese Details will ich jetzt nicht eingehen. Natürlich haben wir uns beide verändert, auch du, Astrid, keine Frage. Wir sind schließlich beide 15 Jahre älter geworden, und da arbeitet die Zeit, ob man das will oder nicht.«
    Georg nahm einen Schluck Rotwein.
    »Und was wollen wir jetzt machen?«
    Einen Moment blieb Astrid stumm, dann gab sie sich einen Ruck.
    »Bitte, denke jetzt nicht, dass mir das leichtfallen würde, was ich dir vorschlagen will. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht«, sie seufzte und sah Georg an.
    »Ich glaube wirklich, das Beste ist, wenn wir für eine Weile etwas Abstand zueinander haben. Weißt du noch, als du bei Steffen das Haus gehütet hast? Danach lief es doch eine Weile wieder viel besser mit uns, findest du nicht?«
    Sie sprach schnell und wirkte ein wenig aufgeregt.
    »Ich möchte nicht, dass du das jetzt falsch verstehst, ich will dich hier nicht rausschmeißen oder so. Ich dachte nur, zumindest für eine Zeit lang wäre es vielleicht ganz gut, wenn wir getrennt wohnen. Dann kann jeder für sich in Ruhe nachdenken, und wir können uns über unsere Zukunft klar werden.«
    Bevor sie fortfuhr, warf sie einen Seitenblick auf Georg.
    »Und um den Kindern gerecht zu werden, müsste es eine Wohnung von entsprechender Größe sein, hab ich mir überlegt, damit sie sowohl bei dir als auch bei mir sein könnten. Da müssten wir halt eine praktikable Aufteilung finden.«
    Nach einer kurzen Pause fragte sie ihn mit nicht zu übersehender Nervosität: »Und wie siehst du das? Was hältst du davon?«
    Georg brauchte einen Moment, um zu begreifen. Das war wirklich verrückt! Nie hätte er gedacht, dass Astrid so etwas vorschlagen würde. Das, was er seit Wochen vor sich herschob, sprach sie jetzt einfach so aus und hatte bereits alles bedacht und geplant. Und er hatte sich höchst konspirativ letzten Sonnabend diese Wohnung angeschaut! In seinem tiefsten Innern fühlte er sich plötzlich ganz schön jämmerlich. Und er leistete seiner Frau innerlich Abbitte, dass sie so klug und so mutig die Dinge endlich auf den Tisch gepackt hatte. Er musste ihr eigentlich dankbar sein.
    »Doch, ja, du hast vollkommen recht. Ich hab auch schon mal in die Richtung darüber nachgedacht.«
    Astrid nahm ihr Glas, das noch halb gefüllt war, und trank es in einem Zug leer. Das machte sie sonst nie.
    »Bin ich froh, dass ich dir jetzt alles gesagt habe. Seit Wochen ging mir das ständig durch den Kopf. Das war ganz furchtbar. Und dass du das so ruhig aufgenommen hast, erleichtert mich wirklich sehr. Und, Georg«, sie legte ihre Hand auf die seine und sah ihm ernst in die Augen, »es soll ja erst mal nur vorübergehend sein.«
     
    Der leitende Kriminaldirektor strahlte vor Zufriedenheit. Die Pressekonferenz war sehr gut besucht. Sogar das Regionalmagazin vom Fernsehen hatte ein Team geschickt, und gerade präsentierte Harald Appels den versammelten Journalisten

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