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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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überhaupt nichts zu tun”, erwiderte Lydia. “Ich habe es gefunden. Ich habe es am Strand in einer alten Jacke gefunden.”
    Sir Arthur hob spöttisch die Brauen. “Nur in einer Jacke? Nicht bei einer Leiche?”
    “Nur in einer Jacke. Und ich fand sie, bevor Freddie an Land kam. Ihr seht also, dass er nichts damit zu tun …”
    “Ach, das hat überhaupt nichts zu sagen.” Sir Arthur lachte hämisch. “Ich könnte Euch genaue Beweise dafür liefern, auf welche Weise er seine Freiheit von den Franzosen erkauft hat – auch wie er zehn Jahre lang Hass gegen eine bestimmte Person genährt und alles darangesetzt hat, wieder nach Hause zu kommen, um eine alte Rechnung zu begleichen …”
    “Aber keinen Mord. Nie werde ich das glauben.”
    “Nun, auf alle Fälle wollte er wieder in die Heimat zurück. Zu diesem Zweck musste er von Kanada nach Frankreich und von Frankreich nach England gebracht werden – ein äußerst riskantes Unternehmen, das sehr viel Zeit und Kosten erforderte und wofür er einen bestimmten Preis zu zahlen hatte.”
    “Ihr meint, er sollte als Informant dienen? Aber was konnte er Euch schon Bedeutsames erzählen? Er hatte zehn Jahre lang keinen Fuß mehr an diese Küste gesetzt, und mittlerweile war der Krieg beendet. Es herrscht jetzt Frieden zwischen England und Frankreich.”
    “Ja, in der Tat, das war eine große Enttäuschung für jene Leute, die ihn angestellt und seinetwegen viele Schwierigkeiten zu überwinden hatten. Aber es gab da noch etwas anderes, das er tun konnte. Eine bestimmte Person sollte verschwinden …”
    Er spricht von Ralph, dachte Lydia angstvoll. “Aber warum …”
    “Das braucht Ihr nicht zu wissen, meine Liebe. Der junge Mr Fostyn zeigte sich jedenfalls sehr bereitwillig.”
    “Er wird es nicht tun. Ich kenne ihn genau. Er mag dickköpfig und töricht sein, aber er würde nie einen Menschen töten.”
    “Oh doch, das wird er. Seht Ihr, ich habe doch Euch, und wenn er will, dass ein langes und glückliches Leben vor Euch liegt, dann muss er sein Versprechen einlösen.”
    Lydia ließ sich an die Lehne zurücksinken und schloss die Augen. Sie konnte den Ausdruck vollster Zufriedenheit auf Sir Arthurs Gesicht nicht länger ertragen. Alles war so hinterhältig ausgeklügelt: sie musste ihn heiraten, damit Freddie in Sicherheit war, und Freddie musste Ralph töten, damit sie selbst keiner Gefahr mehr ausgesetzt war. Der Mann war ein Monster, ein Teufel!
    “Ich an deiner Stelle würde sie noch heute Abend heiraten”, sagte der Comte. “Sicher ist sicher.”
    “Vielleicht hast du recht, Antoine. Würdest du dich als Zeuge zur Verfügung stellen?”
    “
Mais oui
. Mit dem größten Vergnügen.”
    “Das geht aber nicht”, rief Lydia triumphierend. “Solche eiligen Eheschließungen sind verboten. Heutzutage muss man eine Heiratslizenz vorweisen, und das Aufgebot muss dreimal in der Kirche verlesen werden.”
    “Aber, meine teure Lydia, das Aufgebot ist doch bereits verlesen worden. Oder habt Ihr vergessen, dass übermorgen eigentlich die Hochzeit sein sollte und sie nur wegen Eurer Reise nach London verschoben wurde? Ich bringe das Ganze nur ein wenig voran.”
    “Die Leute werden das sehr merkwürdig finden. Wie wollt Ihr es ihnen erklären? Und was wollt Ihr vor allem Mama sagen?”
    “Gar nichts, denn wir werden zwei Hochzeiten haben: eine geheime heute Abend und eine offizielle im Juni, die Eure Mama das Vergnügen haben wird zu arrangieren.”
    “Nein! Nein! Nein!”
    “Oh ja, meine Liebe. Antoine, geh und sage Daniel, dass er den Pastor holen soll. Ich würde ja selbst gehen, aber ich kann mich von meiner Braut nicht trennen. Und wenn du einmal hinausgehst, dann sorge auch dafür, dass Fostyn wieder zu dem Treffpunkt zurückkehrt. Joe soll ihn begleiten, denn er braucht vielleicht einen kleinen Anstoß. Also los!” Sir Arthur machte eine fortscheuchende Handbewegung und wandte sich dann wieder an Lydia. “An Eurer Stelle würde ich den Wein jetzt trinken, meine Liebe. Ihr seht aus, als wolltet Ihr jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.”
    Die in größtmöglicher Geschwindigkeit auf der Landstraße dahinratternde Kutsche schwankte so heftig, dass Ralph sich an einer der Lederschlaufen neben dem Fenster festhalten musste. Ihm gegenüber saßen eine sehr kleinlaute Annabelle und ein erboster Peregrine Baverstock. Keiner von ihnen hatte bis jetzt ein Wort über die Lippen gebracht, nicht zuletzt, weil es nahezu unmöglich war, eine normale

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