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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Unterhaltung zu führen, wenn man bei jeder noch so kleinen Biegung von einer Seite zur anderen geschleudert und sogar fast bis an die Decke empor gehoben wurde, sobald der Wagen wieder einmal eines der vielen Schlaglöcher durchquerte.
    Ralph hatte die beiden im Warteraum der “Krone” in Colchester entdeckt, wo sie dicht nebeneinander auf einer Bank hockten und alles andere als glücklich und zufrieden wirkten. Annabelle sah blass und ängstlich aus, während der junge Mann ziemlich einfältig dreinblickte. Wahrscheinlich hatte man ihnen gerade eröffnet, wie weit entfernt das Ziel ihrer Reise noch war und wie viel Zeit sie bis dorthin noch benötigen würden. Zudem hatten sie das Problem der erforderlich werdenden Übernachtungen völlig unterschätzt und waren offensichtlich vom Einbruch der Nacht überrascht worden, ohne dass sie sich bisher nach einer Schlafgelegenheit umgesehen hatten.
    Die Uhr hatte schon vor einiger Zeit zehn geschlagen, als Ralph den Warteraum betrat. Eine Zeit lang beobachtete er unbemerkt die beiden jungen Leute, die sich zum ersten Mal zu streiten schienen. Es ging um die Frage, ob man in dem Gasthof ein Zimmer mieten oder die Nachtkutsche nehmen und darin so gut wie möglich ein wenig schlafen sollte. Perry neigte in Anbetracht einer möglichen Verfolgung dazu, sofort weiterzureisen, während Annabelle ihm vorhielt, er sei zu knauserig, um ihr eine Schlafstelle zu verschaffen. Das unerwartete Auftauchen des Earl of Blackwater setzte der unersprießlichen Debatte dann ein jähes Ende.
    Annabelle bereitete ihm bei seinem Vorhaben, sie so schnell wie möglich wieder zurück nach Colston zu bringen, keine Schwierigkeiten, während Perry anfangs noch trotzig Widerpart hielt und dem Earl erklärte, dass ihn diese Angelegenheit überhaupt nichts angehe. Doch schließlich streckte auch er die Waffen und ließ sich in Ralphs Kutsche verstauen, die sich mit frischen Pferden sofort auf den Heimweg machte.
    Sie hatten schon beinahe Malden wieder erreicht, als Annabelle zum ersten Mal den Mund auftat. “Was wird wohl Mama sagen?”, flüsterte sie ängstlich und sah den Earl fragend an.
    “Ich weiß nicht”, erwiderte er kurz. “Ihr hättet vor Eurer Abreise darüber nachdenken sollen.”
    Seine Laune war alles andere als rosig, denn wegen dieser beiden törichten Kinder war ihm wahrscheinlich die Gelegenheit entgangen, die Schmuggler ausfindig zu machen und darüber hinaus alles andere, was sonst noch in der Dunkelheit vor sich ging. Wenn es etwas Gefährlicheres war, als ein wenig Wein und Cognac illegal ins Land zu bringen, dann musste ihm unbedingt Einhalt geboten werden. Er fühlte sich verantwortlich für die Leute aus Colston, die darin verwickelt waren, und wollte nicht, dass sie hart bestraft oder vielleicht gar gehenkt wurden.
    “Es tut mir ja so leid.” Annabelle begann zu schluchzen, und Perry streichelte tröstend ihre Hand, sagte aber immer noch nichts.
    “Erklärt das Eurer Mama und Eurer Schwester. Lydia hat stundenlang nach Euch gesucht und sich große Sorgen gemacht. Dabei hat sie, weiß der Himmel, genug andere Aufgaben.”
    “Ich weiß, ich weiß”, jammerte Annabelle. “Und sie heiratet ja Sir Arthur auch nur meinetwegen.”
    “Euretwegen?”, rief der Earl überrascht. “Wieso das?”
    “Er hat mir eine Mitgift versprochen.”
    “Und warum seid Ihr dann weggelaufen, ohne darauf zu warten?”
    “Weil Lord und Lady Baverstock niemals erlauben würden, dass wir heiraten, ob ich nun eine Mitgift habe oder nicht. Zumindest haben sie das gesagt. Unsere Familie sei viel zu sehr Gegenstand von Gerüchten und Klatsch.”
    “Und deshalb setzt Ihr sie noch größerem Gerede aus, nicht wahr?”, sagte Ralph ärgerlich. “Wenn es nach mir ginge, würde ich Euch einfach übers Knie legen.”
    “Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich dachte, wenn ich davonlaufe und heimlich heirate, müsste Lydia nicht mit Sir Arthur Hochzeit feiern.”
    “Seid Ihr sicher, dass Eure Mitgift der einzige Grund für Lydias Verlobung mit Sir Arthur ist?” erkundigte sich Ralph zweifelnd, denn er konnte es einfach nicht glauben. Sicherlich, Lydia war sehr selbstlos. Aber ein solches Opfer war doch mehr, als man von einer Schwester verlangen durfte.
    “Nicht ganz”, räumte Annabelle ein. “Er hat auch versprochen, das Schulgeld für John zu bezahlen. Und …”
    “Und was?”
    “Ich … nun, ich weiß nicht, ob es ihr recht wäre, wenn ich es Euch sage.”
    “Sagt es mir! Sagt mir

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