Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
Vom Netzwerk:
Kopf ging. Er hatte ihr geglaubt, als sie beteuerte, nichts von den Schmugglern zu wissen. Der Beweis des Augenscheins sagte jedoch etwas anderes. Dessen ungeachtet hatte er Lydia ungehindert vorübergehen lassen, weil er auf einen größeren Fisch hoffte. Aber der Mann, mit dem sie gesprochen hatte, war in den Dünen verschwunden, und eine Stunde verging, ohne dass sich die Lichtsignale wiederholten oder jemand in der Nähe auftauchte.
    Vermutlich waren die Schmuggler durch irgendetwas gewarnt worden und konnten nun heute nicht mehr an Land gehen. Doch sie würden zweifellos wiederkommen, denn sie gaben bestimmt nicht auf, bevor sie das Geld für ihre Waren einkassiert hatten. In jedem Falle würden sie ihn dann auf seinem Posten finden.
    Fröstelnd erhob sich Ralph, streckte die erstarrten Beine und machte sich auf den Heimweg. Er war zornig auf Lydia – Lydia Fostyn, jung, schön, widerspenstig und eigensinnig, steckte wie ein Dorn in seinem Fleisch, so tief, dass er nicht wusste, wie er ihn wieder entfernen sollte. Was würde es nützen, wenn er sie verhaften ließe? Ach was, er könnte es gar nicht tun. Im Gegenteil – er würde nicht eher etwas gegen die Schmuggler unternehmen, bis Lydia in Sicherheit war.
    Lydia wachte am anderen Tag erst gegen Mittag auf und hatte trotzdem das Gefühl, kaum geschlafen zu haben. Müde beobachtete sie, wie Janet im Zimmer aufräumte, verstreute Kleidungsstücke ordnete und in den Schrank hängte, und sie hoffte dabei, dass sie alle Beweise für ihren nächtlichen Ausflug wieder gut in Freddies Truhe verstaut hatte.
    “Du lieber Himmel, Miss Lydia, wovon sind denn die Schuhe so nass und schmutzig?”, rief das Mädchen plötzlich und holte die Stiefeletten aus der Ecke, wo Lydia sie in der Nacht achtlos abgestellt hatte.
    “Ich war doch am Nachmittag noch spazieren”, erwiderte Lydia rasch.
    “Und warum habt Ihr sie dann nicht wie immer zum Putzen in die Küche gebracht?”
    Lydia gähnte demonstrativ. “Ich habe es vergessen.”
    “Es scheint mir, als hättet Ihr in diesen Tagen Eure Gedanken nicht recht beisammen. Das liegt wahrscheinlich an der Aufregung. Zumindest hat es Eure Mama Sir Arthur gegenüber behauptet, als er vor einer halben Stunde hier vorsprach.”
    Erschrocken fuhr Lydia hoch. “Sir Arthur ist hier?”
    “Nein, er ist wieder gegangen, nachdem Eure Mama gesagt hat, dass sie Euch nicht stören möchte.”
    “Oh.” Lydia ließ sich erleichtert in die Kissen zurücksinken. “Ich glaube, ich schlafe noch ein bisschen.”
    Janet warf ihr einen missbilligenden Blick zu. “Mr Dent ist auch schon hier gewesen. Ich hörte, wie er zu Eurer Mama sagte, er fürchte, Ihr habt Euch gestern Abend nicht wohl gefühlt, und er wolle sich nach Euerm Befinden erkundigen. Es scheint, als wolle er warten, bis Ihr aufgestanden seid, denn er hat es sich in dem besten Armstuhl bequem gemacht und trinkt den ganzen Rotwein aus. Übrigens, der Earl of Blackwater hat ebenfalls seine Karte abgegeben und ausrichten lassen, er komme später noch einmal vorbei.”
    “Der Earl of Blackwater? Was wollte er denn?”
    “Ich bin ganz sicher, dass ich keine Ahnung davon habe”, entgegnete Janet ein wenig gereizt. Offensichtlich war sie ärgerlich, dass sie, entgegen der langjährigen Gewohnheit, diesmal völlig im Dunkeln hinsichtlich der Vorgänge in der Familie gelassen wurde.
    “Nun, dann werde ich mich wohl lieber anziehen und hinuntergehen.” Seufzend schwang sich Lydia aus dem Bett. “Bringst du mir das gelbe Kleid mit den Streifen, ja? Und sieh dann einmal zu, was du mit meinen Haaren machen kannst.”
    “Die sehen ja aus, als ob ein Vogel drin genistet hätte.” Energisch griff Janet nach der Bürste. “Ihr müsst Euch ja die ganze Nacht hin und her geworfen haben. Kein Wunder, dass Ihr so blass seid.”
    “Ich bin blass? Dann nehme ich wohl besser etwas von Mamas Rouge.”
    Zwanzig Minuten später erwiderte Lydia mit einem Knicks die Verbeugung von Robert Dent, der sich in einen roten Rock mit einem enormen Kragen und riesigen Taschenpatten geworfen hatte und nun eingehend die Miene der jungen Dame musterte.
    “Euer gehorsamster Diener, Miss Fostyn. Fühlt Ihr Euch wohl?”
    “Ganz ausgezeichnet, Sir. Nur ein bisschen müde.”
    “Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, was alles erwogen und überlegt werden muss”, entgegnete Robert Dent bedeutungsvoll. “Es ist erstaunlich, dass Ihr noch nicht völlig erschöpft seid.”
    “Ach was, ich bin jung und gesund, Mr

Weitere Kostenlose Bücher