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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Mutter.
    “Ein Höflichkeitsbesuch. Ich kam, um Euch zu sagen, wie großartig Ihr gestern alles arrangiert habt. Jeder hat mir gesagt, dass der Ball ein großer Erfolg gewesen ist.”
    “Sehr liebenswürdig von Euch, Mylord”, erwiderte Mrs Fostyn lächelnd. “Doch Ihr habt mir gestern beim Abschied bereits hinreichend Danke gesagt.”
    “So? Habe ich das? Aber es schadet ja wohl nichts, wenn ich es heute noch einmal wiederhole.” Ralph machte eine kleine Pause, räusperte sich und fuhr dann fort: “Madam, wenn ein Leben in Sir Arthurs Haus nicht nach Euerm Geschmack sein sollte, so könnt Ihr gern hier bleiben.”
    “Was habt Ihr da gesagt?” Lydia traute ihren Ohren nicht.
    Ralph wandte ihr den Kopf zu. “Ich habe festgestellt, dass ich den Witwensitz doch nicht brauche, und wenn Eure Mama nach Eurer Hochzeit lieber weiterhin hier wohnen möchte, so ist mir das durchaus willkommen.”
    “Oh, wie könnt Ihr nur so grausam sein!”, rief Lydia zornbebend. “Ihr wusstet doch genau, was die Aufforderung, das Haus zu verlassen, für uns bedeutet hatte. Aber ich verstehe jetzt. Das war der Köder, den Ihr ausgeworfen habt, und Mama hat angebissen wie ein armer Fisch und wird nun eingewickelt von Eurer scheinbaren Großzügigkeit, sodass sie vergisst, welches Unrecht Ihr uns angetan habt, und über mich macht Ihr Euch lustig …”
    “Ganz und gar nicht”, warf der Earl in kaltem Ton ein. “Ich habe ausschließlich an Eure Mama gedacht. Im Übrigen finde ich Euern Auftritt überhaupt nicht amüsant. Ich fange an zu glauben, dass Ihr unpässlich seid.”
    “Mir geht es ausgezeichnet, Mylord.”
    “Lydia, Seine Lordschaft hat recht. Du bist außer dir, und ich schäme mich für dich.”
    “Verzeih, Mama. Es ist nur … Oh, warum kommt er erst jetzt mit seinem Friedensangebot? Nun ist es zu spät! Viel zu spät.” Lydia war kurz davor, in Tränen auszubrechen, und biss sich heftig auf die Lippe.
    Voller echter Besorgnis wandte sich die Mutter an ihren Gast. “Meine Tochter hatte in letzter Zeit zu viele Aufregungen …” Offensichtlich sollte diese Feststellung jetzt ihre ständige Antwort werden. “Aufregungen über die Verlobung und die Hochzeitsvorbereitungen und dann gestern noch der große Ball. Ich will mich keinesfalls darüber beklagen. Es war ein wunderbares Fest.”
    “In der Tat, das war es, dank Eurer Hilfe. Und ich glaube auch nicht, dass es für Miss Fostyn zu viel gewesen ist. Sie sah glänzend aus.” Nein, das ist das falsche Wort, dachte Ralph. Sie besitzt eine Schönheit, die quält und traurig macht.
    Während seiner letzten Worte hatte er Lydia angesehen, und sein Blick war so eindringlich und zwingend, dass sie den Eindruck hatte, er könne bis in ihre Seele schauen und dort Dinge erkennen und begreifen, die sie selbst nicht verstand. Ihr Herz klopfte wie ein Schmiedehammer in ihrer Brust, und ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sie in den Falten ihres Rockes verbergen musste.
    “Danke, Mylord”, murmelte sie mit gesenkten Lidern.
    “Kann ich Euch eine Erfrischung reichen?”, fragte die Mutter höflich. “Vielleicht Kaffee oder eine Tasse Tee?”
    Der Earl winkte ab. “Danke, Mrs Fostyn, aber ich werde daheim erwartet. Ich habe einige dringliche Entscheidungen zu fällen.”
    In diesem Moment klopfte Janet zaghaft an die Tür, steckte den Kopf herein und berichtete, dass die Köchin Mrs Fostyn dringend zu sprechen wünsche. Achselzuckend erhob sich die Mutter, streifte ihren Gast und Lydia mit einem unsicheren Blick und entschloss sich dann doch dazu, die beiden nach einer kurzen Entschuldigung für wenige Minuten allein zu lassen.
    Kaum dass sie den Raum verlassen hatte, rückte Ralph, der dem Hausmädchen für ihren Dienst eine Guinee zugesteckt hatte, näher an Lydia heran und sagte: “Ich muss diese Gelegenheit nutzen, Miss Fostyn, um Euch sehr ernsthaft zu fragen, ob Ihr eigentlich wisst, was Ihr tut.”
    “Sir Arthur heiraten? Ja, das weiß ich, und ich ersuche Euch, mir nicht wieder vorzuhalten, dass es ein Fehler ist, denn ich werde Euch nicht zuhören.”
    “Es ist mir hinreichend bekannt, dass in dieser Angelegenheit jedes Wort an Euch verschwendet ist. Ich meinte auch etwas anderes. Es ist ein recht gefährliches Spiel, das Ihr spielt, Miss Fostyn.”
    “Ein Spiel, Mylord? Was meint Ihr damit?”
    “Gaukelt mir nicht die Unschuld vor. Ihr wisst nur zu gut, dass ich mich auf den Schmuggel bezogen habe.”
    “Sapperment, Sir! Eine Dame unter Schmugglern.

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