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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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“Stelle dir vor, Lydia, nach deiner Hochzeit wirst du nie wieder kochen müssen.”
    “Ich koche aber gern.”
    “Dann ist es sehr bedauerlich, dass du die Koteletts nicht gebraten hast, anstatt die liebenswürdige Wirtin bei Seiner Lordschaft zu spielen.”
    “Das habe ich nicht freiwillig getan”, erwiderte Lydia ärgerlich. “Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass er Mama drangsaliert, nicht wahr?”
    “Drangsalieren?” Die Mutter hob missbilligend die Brauen. “Wie kannst du so etwas sagen? Er ist doch ein perfekter Gentleman. Denk dir nur, Annabelle, er hat gesagt, wir könnten in dem Haus bleiben, wenn wir nicht ausziehen möchten.”
    Entsetzt blickte Annabelle auf die Schwester. “Soll das heißen, dass du deine Verlobung rückgängig machen willst? Das wäre ja das Letzte! Es würde noch viel mehr Gerede geben, und unser Name würde weiter in Misskredit gebracht. Peregrine wird nie die Erlaubnis bekommen, mich zu heiraten. Es war gestern Abend schon schlimm genug …” Die letzten Worte gingen in einem herzzerreißenden Schluchzen unter.
    “Was meinst du damit?” erkundigte sich die Mutter stirnrunzelnd. “Was war gestern Abend?”
    “Nichts.”
    “Los, los, ich will es wissen. Was ist geschehen?”
    “Perry hat mich geküsst.”
    Ein Lächeln huschte über die Lippen der Mutter. “Oh, Annabelle, das hättest du nie gestatten dürfen. Es war sehr ungehörig, und du weißt das auch. Aber ich verstehe nicht, was Lydia damit zu tun hat.”
    “Lady Baverstock hat es gesehen. Es war ganz dunkel im Garten, aber sie kam gerade dazu und war sehr ärgerlich.”
    “Das glaube ich gern. Peregrine hätte mehr Verstand haben müssen.”
    “Aber sie war doch nicht ärgerlich über Perry, sondern über mich. Sie sagte …” Annabelle schluchzte noch einmal laut auf, bevor sie fortfuhr: “Sie sagte, es überrasche sie aber nicht. Von einem Mitglied der Familie Fostyn könne man ja nichts anderes erwarten.”
    “Ach, zur Hölle mit ihr!”, rief Lydia. “Mama, das können wir nicht auf uns sitzen lassen – um keinen Preis!”
    “Ich weiß nicht, was wir dagegen tun sollen”, erwiderte die Mutter. “Wenn wir gegen solche Reden angehen, machen wir die Sache nur schlimmer. Liebling”, wandte sie sich wieder an die Jüngere, “ich denke, es wäre vernünftiger, wenn du diesen jungen Mann nicht wiedersiehst. Es ist nicht charaktervoll, wenn er dich für etwas büßen lässt, das er getan hat. Er ist älter als du und hätte vernünftiger sein müssen.”
    “Er hat doch versucht, mich zu verteidigen”, jammerte Annabelle. “Aber seine Mutter packte ihn am Arm und zog ihn von mir weg. Wenn Lydia die Verlobung auflöst, wird er mich nie heiraten dürfen.”
    “Du lieber Himmel! Du willst ihn also immer noch heiraten?”
    “Natürlich will ich das. Ich kann ihm doch nicht verübeln, was seine Eltern tun.”
    “Sicherlich nicht”, murmelte die Mutter. “Aber bedenke doch …”
    “Lydia! Lydia! Du weißt doch, wie es ist, wenn man jemanden so liebt, dass es einen nicht kümmert, was er tut. Sage es Mama!”
    “Was soll ich wissen?”, rief Lydia überrascht.
    Annabelle warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. “Ja, ja, du und dein Regenschirmmann.”
    “Wovon redest du?”, fragte die Mutter verwundert.
    “Ach, Mama, Annabelle fantasiert sich etwas zusammen. Ich habe bei dem Vortrag in Chelmsford mit einem Fremden ein paar Worte gewechselt, und nun macht sie gleich eine Romanze daraus.”
    “Ja, weil es sich herausgestellt hat, dass er kein Fremder war, sondern der Earl of Blackwater”, stellte Annabelle triumphierend fest.
    “Was letztlich nur beweist, dass du dir etwas zusammenreimst”, erwiderte Lydia. “Ich kann diesen Mann doch nicht ausstehen, wie du weißt.”
    Die Mutter blickte kopfschüttelnd von einer zur anderen. “Wollt ihr wohl aufhören, euch zu streiten, Mädchen! Annabelle, gehe in dein Zimmer und nimm dir deine Stickarbeit vor. Ich habe mit deiner Schwester zu reden.”
    Annabelle erhob sich und schlenderte aus dem Zimmer. Als die Tür wieder geschlossen war, wandte sich die Mutter an Lydia. “Nun, mein Kind, ich glaube, du solltest mir sehr genau berichten, was geschehen ist.”
    Lydia holte tief Luft und erzählte so unbekümmert wie möglich von der Begegnung in Chelmsford und dem merkwürdigen Zufall, dass es sich bei dem Fremden, der sie mit seinem Schirm vor dem Regen beschützt hatte, um den Earl of Blackwater handelte, wie später offenbar geworden

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