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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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eine Ehrenkarte, die ihm einen Platz auf der Ehrentribüne und Zugang zum VIP-Bereich sicherte. Wallner war zwar kein Snob, fand die näheren Umstände seines heutigen Stadionbesuches aber höchst anregend. Einmal etwas ganz anderes, eine besondere Erfahrung eben.
    Obwohl noch einige Zeit bis zum Anpfiff war, strömte bereits jede Menge Prominenz in den VIP-Bereich. Da war der deutsche Botschafter, der Bürgermeister von Wien, die wichtigen Kapazunder aus der Wirtschaft, ein, zwei Staatssekretäre , die aber auch hier nicht sonderlich auffielen. Natürlich fehlte auch der rührige Präsident von Wallners Lieblingsklub nicht, ebenso wenig wie einige von Wallners Bossen, bis hin zum Wiener Polizeipräsidenten.
    Der Oberinspektor fühlte sich außerordentlich gut. Etwas gehemmt vielleicht in dieser ungewohnten Umgebung, aber gut.
    Das war ein toller Tag heute: Zunächst hatte er einen spektakulären Fall abgeschlossen. Dann die unverhoffte Möglichkeit, das Spiel des Jahres zu genießen. Und sich gleichzeitig der Illusion hingeben zu können, auch einmal zu den Schönen und Reichen dieses Landes zu gehören. Wenn auch nur kurz. Aber vielleicht genügte das ja, um ihm die gelegentlichen Flausen auszutreiben und mit seinem Leben zufrieden zu sein. Immerhin ging es ihm gut, und mit Franca, Gott, wie er diese Frau liebte, hatte er das große Los gezogen.
    Dieser ganzen Inszenierung hier traute er dagegen nicht. Nicht wirklich.
    Dennoch, es war nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht. Jetzt wollte er sich noch rasch eine Melange gönnen, ehe es losging.

     
    * * *
    »Na, du hast mich ja ganz schön an der Nase herumgeführt«, beschwerte sich Tina bei Sabine. Sie war dem Mädchen aber nicht wirklich böse, wahrscheinlich hätte sie unter diesen Umständen auch nicht anders gehandelt, gestand sie sich selbstkritisch ein.
    Der Wagen mit Palinski und den beiden jungen Frauen hatte inzwischen die Ausfahrt Traun passiert und näherte sich Linz. »Und du hast die ganze Zeit über keine Zeitung gelesen, keine Nachrichten gehört oder sonst irgendwie mitbekommen, welches Tohuwabohu du mit deinem Abhauen verursacht hast ?« Er schüttelte ungläubig den Kopf, dann lachte er. »Es ist nicht zu fassen. Aber Hauptsache, du bist wiederaufgetaucht.« Er biss herzhaft in das Stück Topfenstrudel, das ihm Tina hinhielt. »Ich denke, es wird Zeit, das erfreuliche Ereignis jetzt auch deiner Mutter und deinem Vater mitzuteilen .«
    Palinski fischte sein Handy aus der Tasche und reichte es Sabine. »Da, ruf zu Hause an und sag Bescheid !«
    Nach einigen erfolglosen Versuchen, ihre Mutter oder die Oma zu erreichen, gab das Mädchen das Gerät Tina, die neben ihrem Vater saß. »Es meldet sich niemand, darf ich es später nochmals probieren ?«
    »Na sicher«, räumte Palinski ein. »Dann versuchen wir eben zuerst, deinen Vater zu informieren .« Er nannte Tina Wiegeles Rufnummer und bat sie, die Verbindung herzustellen. Doch auch diese Nummer war ständig besetzt.

     
    * * *

     
    Das Spiel des Jahrhunderts, wie das Aufeinandertreffen der heimischen Kicker mit ihren deutschen Kollegen unsinnigerweise schon seit Wochen bezeichnet und damit der legendäre ›Geist von Córdoba‹ beschworen wurde, stand kurz vor seinem Anpfiff. Anselm Wiegele hatte eine Menge prominenter und noch viel, viel mehr unbekannter Gesichter zu sehen bekommen, aber keines, das direkt oder auch nur verdachtsweise dem gesuchten Konsul Emden alias Dr. Matreier alias Johann Friedrich Kehl zuzuordnen gewesen wäre. Aber auch vom Alten, dem echten Konsul, also von Hans Jürgen Kehl, war weit und breit nichts zu sehen.
    Dann die imperial-pompöse Anlieferung der VIPs wie die des österreichischen und des deutschen Bundespräsidenten, der deutschen Bundeskanzlerin und ihres österreichischen Pendants. Dazu das Stolzieren, Gockeln und Hofieren diverser Mitglieder verschiedener Bundes- und Landesregierungen, gesetzgebender und administrativer Körperschaften und weiß der Teufel, wer noch alles.
    Da waren auch noch jene Typen in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, die sich zum Teil oder überhaupt über ihr näheres Verhältnis zu den wirklich oder auch nur scheinbar Wichtigen und deren Platz in dieser Peepshow der Eitelkeit definierten. Wirklich beeindruckend, diese Ansammlung von Mächtigen und Möchtigen.
    Ein kleiner Rest anarchischen Denkens ließ Wiegele just in diesen Minuten an den in den USA recht populären Witz mit den 100 Rechtsanwälten in einem abstürzenden

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