Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
überwunden.
    Gleichzeitig hatte der aus Richtung Stadt gekommene, eben in die Döblinger Hauptstraße eingefahrene silbergraue Porsche schon wieder auf 80 Stundenkilometer beschleunigt. Ziemlich exakt vor dem Haus Nummer 4 kreuzten sich nun die Wege des Flüchtigen und des Sportwagens schicksalhaft. Mit dem Effekt, dass der schwächere Teil in dieser ungleichen Paarung, der Fußgänger, also der Sprinter, von dem starken Wagen erfasst und einige Meter durch die Luft geschleudert wurde.
    Entsetzt beobachtete Palinski den wie in Zeitlupe vor ihm ablaufenden Vorgang, um dann auf den keine fünf Meter vom ihm entfernt aufgeschlagenen, geschundenen Körper zu starren. Er konnte nicht anders, als sich neben der stark blutenden und mit seltsam abgewinkelten Beinen auf der Fahrbahn liegenden Person hinzuknien. Automatisch, wie er das bei einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte, suchte er den Pulsschlag am Hals. Gott sei Dank, der Puls war da, zwar sehr schwach und unregelmäßig, aber immerhin, der arme Teufel lebte noch.
    Inzwischen hatte der Porsche hinter der Einmündung der Glatzgasse angehalten, und eine Person war ausgestiegen. Am gegenüberliegenden Gehsteig hatten die beiden Verfolger des armen Teufels da am Boden ebenfalls innegehalten und waren dabei, den Rückzug anzutreten.
    Palinski konzentrierte sich aber mehr auf den Fahrer des Porsches, der neugierig die Szene auf der Fahrbahn beobachtete.
    »Schnell, rufen Sie die Polizei und die Feuerwehr«, brüllte er, »der Mann lebt noch. Also tummeln Sie sich schon .«
    Der Lenker oder die Lenkerin, Palinski konnte auf die gut 30 Meter, die zwischen ihm und dem Porsche lagen, das Geschlecht der Person hinter dem Steuer beim besten Willen nicht erkennen, stieg wieder in sein Fahrzeug. Um endlich die lebensrettenden Anrufe zu erledigen, wie Palinski hoffte. Aber schmecks, der Autorowdy dachte gar nicht daran, Verantwortung zu übernehmen. Vielmehr gab er Gas, und der Unfallwagen entfernte sich rasant von der Unfallstelle.
    Also gut, dann musste eben er die Polizei informieren, dachte Palinski und begann, nach seinem Handy zu kramen. Als er eben in die Innentasche seiner Jacke greifen wollte, bemerkte er, dass das blutbeschmierte Unfallopfer die Augen geöffnet hatte.
    »Keine Angst, mein Freund«, versuchte Palinski den Mann mit möglichst unaufgeregter Stimmte zu beruhigen. »Ich rufe jetzt die Rettung, und in zwanzig Minuten liegen Sie schon in einem Spitalsbett, und es wird Ihnen besser gehen .«
    Fast unmerklich nickte der Schwerstverletzte verneinend mit dem Kopf. Dann hob er mühsam den rechten Arm und hielt Palinski etwas hin. Eine kleine Schachtel, wie es Mario schien.
    »Please, … take …«, das Sprechen machte dem armen Kerl offenbar große Mühe.
    »Take that .« Er stieß Palinski neuerlich mit dem Päckchen an, versuchte förmlich, es ihm aufzudrängen. »It is a … poli… political conspiration .«
    »Okay, okay, in a few minutes the police will be
there«, wehrte Palinski freundlich, aber bestimmt ab. »Please wait …«
    »Oh shut up, you stupid«, grollte der Mann unter Mobilisierung seiner letzten Kräfte. »No police, I don’t know, whom we … can trust. Call Mr. Jablovec … or Mr. Szentosiewic in the Embassy, but don’t speak with anybody else. They …«, er hatte offenbar schreckliche Schmerzen, »… they want to kill the … President and his … suc … ces … sor«, er hatte Mühe, das Wort herauszubringen. » This Sunday, the soccer-game. Please help !«
    Ohne es eigentlich zu wollen, hatte Palinski das Päckchen nun doch in die Hand genommen. Den Sterbenden schien das zu beruhigen, denn er nickte seinem Helfer dankbar zu.
    »And please«, er blickte Mario flehend an, »take this bracelet«, er streifte eine Art Freundschaftsarmband aus schwerem Silber von seinem linken Handgelenk ab, »and give it to Janina, …my sweet Janina. Tell her, I love her.«
    Ein Schwall Blut drang aus dem Mund des Mannes und verschmutzte auch Palinskis Hemd. Hoffentlich war der Kerl nicht HIV-infiziert, schoss es diesem durch den Kopf. Aber dann gewann wieder das Mitleid die Oberhand.
    »That’s o.k .« , meinte Palinski, »I will contact Janina.« Doch dem Mann war inzwischen jeder Rest Lebens abhandengekommen. Er blickte nur mehr mit gebrochenen Augen vorwurfsvoll in den immer heller werdenden Döblinger Himmel. Der Tod war ziemlich genau um 3.24 Uhr eingetreten.

     
    * * *

     
    Kurz vor 3.45 Uhr erschienen zwei düster aussehende und erst recht so

Weitere Kostenlose Bücher