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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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einem Raufhandel zu machen, in den er verwickelt worden war.
    »Sofort festnehmen !« , ordnete der Inspektor an. Wenn bloß alle Tatverdächtigen so entgegenkommend wären, dachte er, während er versuchte, seinen Chef ans Telefon zu bekommen, um ihn mit den aktuellen Entwicklungen zu überraschen.

     
    * * *

     
    Kurz vor Mitternacht war Johann Friedrich Kehl in den ›Drei Husaren‹ aufgetaucht und hatte sich am Tisch seiner Eltern niedergelassen. Der alte Kehl war unüberhörbar verärgert darüber, dass der Junior erst so spät gekommen war. Der wieder machte scheinbar auf geknickt, bestellte sich aber in Wirklichkeit ziemlich ungerührt und ohne auch nur einen Blick in die Karte zu werfen, ein Steak mit Folienkartoffeln und Blattsalaten. »Nur mit Balsamico, etwas Olivenöl und ganz wenig Salz mariniert«, verlangte er und spießte den Ober dabei förmlich mit seinem Zeigefinger auf.
    Exakt um Mitternacht erschien Husarenpatron Uwe Kohl mit einer Doppelmagnumflasche ›Taittinger‹, gefolgt von seinem Patissier, der auf einem Servierwagerl eine riesige Geburtstagstorte vor sich her schob. Gemeinsam mit zwei Oberkellnern begann der kleine Chor mit ›Happy birthday to you‹, in das schließlich auch die Runde und sogar einige andere Gäste einstimmten.
    Genau in diese berührende Stimmung hinein klopfte Helmut Wallners Handy an. Der Oberinspektor ließ es klopfen und wartete ab, bis sich der Gesang wieder gelegt hatte. Dann entschuldigte er sich kurz und ging hinaus, um sich mit dem Kollegen Haberfellner in Verbindung zu setzen.
    Konsul Kehl und seine Familie beobachteten gelangweilt, ja sogar leicht angewidert das ›Menscheln‹ einige Tische entfernt.
    »Dass man wegen eines Geburtstages so viel Wind macht«, wunderte sich das Familienoberhaupt. »Bei der zunehmenden Enge auf dem Planeten müsste jeder Geburtstag eigentlich mit einer Trauerfeier begangen werden .« Er grinste beifallheischend vor sich hin.
    Gattin Wilhelmine seufzte nur, sie erinnerte sich noch gut und gerne an früher, als auch ihr Ehrentag Anlass für so nette, kleine Überraschungen gewesen war. Aber das war schon lange her.
    Johann Friedrich Kehl wieder taxierte die feiernde Runde erstmals bewusst, erkannte den ihn grüßenden Sicherheitschef des DFB, der ihn vom Flughafen abgeholt hatte, und erwiderte den Gruß mit einer knappen Kopfbewegung. Dann blieb sein Blick an dem jungen Mann hängen, der zwei Plätze daneben saß.
    Harry, der in den vergangenen zwei Stunden viel gegessen und nur mehr Orangensaft und Wasser getrunken hatte, war, ebenso wie seine geliebte Irmi, wieder völlig nüchtern. Er hatte zwar ein Glas Champagner vor sich, aber bloß zum Zuprosten.
    Plötzlich fühlte er sich beobachtet. Vorsichtig blickte er sich um und bemerkte einige Tische entfernt einen Mann mittleren Alters, der ihn offenbar beobachtete. Jetzt aber seinen Blick rasch wieder abwandte. Fast ein wenig abrupt, wie Harry vorkam, und mit einem leicht spöttischen Lächeln auf den Lippen. Der Mann kam Harry irgendwie bekannt vor, er musste ihn schon einmal wo gesehen haben.
    In diese Gedanken hinein kehrte Helmut Wallner an den Tisch zurück. Schon auf einige Meter Entfernung konnte man erkennen, dass ihm telefonisch Gutes widerfahren sein musste. Er strahlte – und das sicher nicht nur wegen Mariannes Geburtstag.
    »Gute Nachrichten !« , rief er seiner Frau zu. »Wahrscheinlich sind die Schamhaare aufgetaucht. Du wirst nie draufkommen, an wen dieser Hiebler sie mit der Post senden wollte .«
    »Doch, an Evelyn Immenseh«, die Inspektorin war wirklich nicht leicht zu verblüffen.
    Falls Wallner dadurch überrascht wurde, so ließ er sich das zumindest nicht anmerken. »Der Depp hat das Kuvert mit den Haaren und einem aufschlussreichen Begleitschreiben auf dem Weg zum Briefkasten verloren .«
    Er schüttelte den Kopf, ganz so, als ob er bedauerte, dass die erfolgreiche Lösung des Falles durch die Ungeschicklichkeit des Mörders über Gebühr erleichtert, der Spannung beraubt und dadurch entwertet worden war. »Ich bin sicher, es ist nur mehr eine Frage von Stunden, bis er den Mord an Immenseh auch zugibt und die Frau des Architekten beschuldigt, Mellnig ermordet zu haben .«
    Auf diesen Erfolg wurde natürlich angestoßen, und auch Harry gönnte sich noch einen Schluck ›Teteusche‹, wie der Ober die Marke des wunderbar perlenden Nasses aus der Champagne korrekt bezeichnete und fast richtig aussprach.
    Aber er war nicht richtig bei der Sache. Der

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