Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
wusste ich auch schon vorher. Wollen Sie mich verarschen oder was?« Seine Stimme dröhnte durch den Saal.
    »Regen Sie sich nicht auf, Herr Eder«, sagte Dix. »Wenn Ihnen so viel dran liegt, machen wir eine Ausnahme. Aber danach beantworten Sie uns einige Fragen.«
    »Und der Pfarrer?« Mirwald deutete auf Baltasar.
    »Der bleibt momentan ebenfalls im Raum.« Dix wandte sich an den Arzt. »Berichten Sie uns bitte, möglichst in allgemein verständlicher Sprache, die Ergebnisse der Obduktion.«
    »Das Opfer starb durch einen Stich mit einem scharfen Gegenstand, Eintrittswunde knapp unterhalb des Brustbeins.« Er ging zu einer Anrichte, nahm eine Metallschale mit dem Glassplitter und reichte sie herum. »Das ist eindeutig die Tatwaffe. Die Kanten an der Spitze sind scharf wie ein Messer. Nach Art und Lage der Wunde können wir davon ausgehen, dass Täter und Opfer einander gegenüberstanden.«
    »Die beiden kannten sich?« Dix besah sich das Mordwerkzeug.
    »Das lässt sich nicht exakt rekonstruieren. Der Täter musste zumindest in Armlänge an den Mann herantreten, um den Stoß ausführen zu können.« Der Arzt nahm einen Arm des Toten und drehte ihn, so dass die Handflächen sichtbar wurden. »Auf jeden Fall war das Opfer überrascht von dem Angriff. Abwehrverletzungen fehlen auf den Handflächen, die müssten aber typischerweise zu sehen sein, wenn der Mann versucht hätte, den Angriff zu parieren.«
    Baltasar betrachtete die Tatwaffe. Das Glas war ungewöhnlich, kein Splitter einer Fensterscheibe, kein Teil eines Glases oder einer Vase. Das Material wirkte dicht und fest, es hatte eine leichte Blautönung, die sich durchzog und immer wieder von farblosen Stellen durchbrochen war. Die Form erinnerte tatsächlich an einen Eiszapfen, die Oberfläche war nicht glatt, sondern wie bei einem Stück herausgebrochenen Gesteins mit Riefen, kleinen Mulden oder Kanten bedeckt. In diesen Rillen befand sich eine bräunliche Masse – getrocknetes Blut. Baltasar nahm ein Taschentuch und hob das Glas heraus, der Splitter wog schwer, das breite Ende fühlte sich rund an. An dem Boden waren unregelmäßige Kratzer zu sehen.
    »Sind Sie wahnsinnig?« Mirwald japste. »Legen Sie das sofort wieder zurück, Herr Senner!«
    »Das Teil ist doch längst untersucht«, sagte Baltasar. »Haben Sie schon feststellen können, von welcher Fabrik das Glas ursprünglich stammt?«
    Mirwald nahm ihm den Splitter aus der Hand und legte ihn zurück. »Natürlich ist die Tatwaffe ermittlungstechnisch behandelt worden, aber darum geht es nicht, Sie sollten einfach Ihre Finger davon lassen. Ansonsten kann ich nur sagen: Alles zu seiner Zeit, Herr Senner. Wir brauchen keine Ratschläge, welche Recherchen wir wann oder wo vorzunehmen haben.«
    »Das Ende fühlt sich gar nicht scharf an«, sagte Baltasar.
    »Genau, nur die Spitze hat tödliche Kanten«, antwortete der Arzt.
    »Hat der Täter Handschuhe getragen?«
    »Zwingend notwendig war es nicht, wie gesagt, man kann das Stück anfassen, ohne sich selbst zu verletzen. Aber wir haben nur einige Baumwollfasern und die Fingerabdrücke des Opfers gefunden, was darauf schließen lässt, dass der Mann versuchte, die Waffe herauszuziehen, aber dazu wird seine Kraft nicht mehr gereicht haben.«
    »Wie … wie schnell war mein Vater tot?« Quirin Eder sah den Doktor fragend an.
    »Es sind mehrere innere Organe verletzt worden. Zusammen mit dem Blutverlust führte das schnell zum Tod. Das Opfer konnte gerade noch einige Meter gehen, bis es endgültig zusammenbrach.«
    »Hat er sich gar nicht gewehrt?«
    »Gut, dass Sie es ansprechen. Bitte schauen Sie sich diese Verletzung an.« Der Arzt forderte seine Besucher auf, zur Stirnseite des Sektionstisches zu kommen. Er drehte Anton Grafs Kopf zur Seite. »Sehen Sie diese Flecken und die feine Linie? Nun, das ist eine Wunde, die sich der Mann vor seinem Tod zugezogen hat.«
    Die Aussage verblüffte Baltasar. »Dann hat Anton also doch um sein Leben gekämpft?«
    »Nicht in dem Sinne, dass er versucht hätte, den Glassplitter abzuwehren oder seinem Gegenüber zu entreißen. Er hat einen Schlag seitlich auf den Kopf erhalten, beim Mundwinkel, wohl nicht besonders stark, der Angreifer wird vermutlich mit der Faust zugeschlagen haben, das hat eine blutende Wunde hinterlassen. Anzunehmen, dass das kurz vor dem Angriff passierte.«
    »Haben Sie auch die Fingernägel nach Spuren untersucht?«, fragte Wolfram Dix.
    »Natürlich, wo denken Sie hin? Wir haben das Material, das

Weitere Kostenlose Bücher