Balthazar: Roman (German Edition)
musste.
»Ich werde mich nie für dich entscheiden.« Noch während sie diese Worte ausstieß, rammte sie Redgrave ihr Knie zwischen die Beine, so fest sie konnte.
Irgendwie schaffte es Redgrave, sie nicht loszulassen, aber sie konnte immerhin mit Genugtuung zusehen, wie sich sein Gesicht vor Schmerz verzog und er sich zusammenkrümmte. Er fluchte, und wieder versuchte Skye, seine Hände abzuschütteln. Schließlich gelang es ihr wenigstens, einige Schritte näher an die Tür zum Auditorium zu gelangen, ehe Redgrave sich wieder so weit gefangen hatte, dass er keuchen konnte: »Das war aber nicht sehr nett.«
»Lass mich los, du Hurensohn!«
»Warum führst du dich so auf? Ich werde dir heute Nacht nichts tun. Im Augenblick wird sich nichts verändern, überhaupt nichts. Dies ist nur deine Chance zu erfahren, was in Zukunft geschehen wird.«
Redgraves Worte straften sein glattes, schönes Gesicht Lügen, und in diesem Moment konnte Skye das Scheusal in ihm sehen. »Lass mich dir zeigen, wie dein Leben im Käfig aussehen wird.«
Skye fuhr wieder zurück, und genau in diesem Augenblick wurde Redgraves Körper von ihr fortgerissen und gegen die Wand geschleudert.
Balthazar stand jetzt vor ihr. Er hatte sich lautlos wie eine Katze von einem abzweigenden Flur aus angeschlichen, sodass sie nicht gehört hatte, wie er näher gekommen war. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und wieder einmal bemerkte sie mit Erstaunen, wie groß er eigentlich war. »Verschwinde von hier«, herrschte er Redgrave an, griff in seine Tasche und holte einen Pflock heraus. Hatte er den immer bei sich? Keine schlechte Idee. »Verschwinde sofort von hier, verdammt noch mal.«
Redgrave erhob sich und versuchte, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Aber das unheimliche Leuchten in seinen Augen hatte ihn noch nie so wenig wie einen Menschen aussehen lassen. »Warum bist du so zornig? Ich bin nur gekommen, um mich zu unterhalten – das ist alles.«
»Du hast sie angefasst .«
Etwas tief in Skyes Brust begann zu flattern.
Redgrave wich einige Schritte zurück und sagte dabei: »Es ist zu spät, Balthazar. Die anderen kommen schon. Sie wissen bereits von Skye. Sie sind versessen darauf, von ihr zu kosten. Und was werden sie für einen Schluck von ihr nicht alles tun?«
»Du klingst wie ein verdammter Drogendealer«, fauchte Skye.
Balthazars Augen weiteten sich. »O mein Gott, das ist es. Du willst ihr Blut gar nicht für dich allein. Du willst, dass die anderen nach deiner Pfeife tanzen, um auch einen Schluck von Skye nehmen zu dürfen.«
Redgrave grinste. »Ich hätte eigentlich erwartet, dass du schon früher darauf kommst, Balthazar. Du warst doch immer so schlau. Jedenfalls schlau genug. Dass du immer wieder von Skyes Blut als einer Art Droge gesprochen hast, ohne die Möglichkeiten zu erahnen, die sich daraus ergeben könnten … Mir waren die Perspektiven sofort klar, als Lorenzo zuließ, dass ich von seinem Blut trinke. Buchstäblich jeder Vampir auf Erden würde alles, wirklich alles dafür tun, noch einmal daran erinnert zu werden, wie es sich anfühlt, am Leben zu sein.«
Das war zu viel auf einmal, aber Skye versuchte dennoch, das soeben Gehörte zu einem Bild zusammenzufügen. »Du hast gesagt, dass Knappheit das Vergnügen vergrößern würde. Das ist der Grund, warum du mir das Blut nur nach und nach abzapfen würdest. Du willst, dass es schwer ist, an mein Blut zu kommen, damit dir die anderen dafür zu Willen sind.«
»Und das werden sie sein«, bestätigte Redgrave. »Denk doch nur, was das für ein Potenzial hätte, Balthazar. Es ist mehr als ein Jahrhundert her, dass wir das letzte Mal einen Fürsten hatten. Denkst du nicht, dass es wieder höchste Zeit dafür ist?«
Balthazar schob sich mit ausgestrecktem Arm vor Skye, als versuche er, sie allein schon vor der Idee zu beschützen. »Du willst den alten Krieg wieder heraufbeschwören? Du willst die absolute Macht für dich beanspruchen?«
Redgrave sagte: »Ich habe so lange gewartet, wie ich konnte. Es ist wirklich leichter, wenn du mitspielst, Skye. Aber die Nachricht hat sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Boten, die von Lorenzos Blut gekostet und dessen Wirkung, wenn auch nur ansatzweise, erfahren haben, sind bereits in alle Richtungen verstreut und haben die Grenzen dieses Kontinents längst überschritten. Fast überall auf der Welt hat man von dir erfahren, Skye, und man weiß auch, wo du zu finden bist.«
Skye klammerte sich an Balthazars
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