Balthazar: Roman (German Edition)
zu unterhalten und vielleicht Blödsinn zu machen, nur um das Mädchen zum Lächeln zu bringen.
Nicht, dass sie viel Zeit zu vertrödeln gehabt hätten.
An diesem Samstagnachmittag, nachdem er Skye nach Hause gebracht hatte, verbachten sie noch ein bisschen Zeit in ihrem Schlafzimmer. Ihr Bett war ordentlich gemacht – noch –, aber Skye lag quer darüber ausgestreckt und hatte ihren Kopf auf Balthazars Schoß gebettet.
»Glaubst du, sie nehmen meine Eltern als Geisel?«
Als ob irgendjemand wüsste, wo sie die ganze Zeit über stecken , dachte Balthazar, doch er war noch nie so dankbar für die ständige Abwesenheit von Mr und Mrs Tierney gewesen wie an diesem Wochenende. »Ich kann es zwar nicht ausschließen, aber ich gehe nicht davon aus. Die Vampire sehen dich als ihre Beute. Der Einzige, der sich von Angesicht zu Angesicht mit dir auseinandersetzt, ist Redgrave. Und deine Eltern als Gefangene zu nehmen, nur um seine Verhandlungsposition zu stärken … das ist einfach nicht sein Stil.«
Wenn Redgrave gewollt hätte, dass Skyes Eltern sterben, dann wären sie bereits tot. So viel wusste Balthazar aus seiner eigenen, albtraumhaften Erfahrung. Skye davon zu erzählen, würde sie jedoch viel zu sehr verängstigen. Er wollte nicht, dass sie sich noch mehr fürchtete, als es schon jetzt der Fall war.
»Ich will nicht, dass Mom und Dad noch ein weiteres Kind verlieren. Dakotas Tod war schwer genug für sie«, sagte Skye, während Balthazar ihr mit dem Daumen die Wange streichelte. »Ich muss hierbleiben. Ihretwegen.« Ihre Stimme bebte, aber als sie zu Balthazar emporblickte, lag ein tiefes Vertrauen in ihren Augen. »Aber du bist ja bei mir.«
Balthazar hatte das Gefühl, dass er diesen Moment niemals würde vergessen können: die Art und Weise, wie sie sich für ihn ein Lächeln abrang, das Muster der blassblauen Tagesdecke, auf der sie lagen, und der Schein der Wintersonne, der schräg durchs Fenster hereinfiel und satte, rote Tupfen auf Skyes dunkles Haar malte.
Er hasste es, diese schöne, friedliche Stimmung zerstören zu müssen, doch ihm blieb nichts anderes übrig. »Aber das wird nicht immer so sein.«
»Wie meinst du das?«
»Ich werde so lange auf dich aufpassen, wie du Schutz brauchst. Auch für alle Ewigkeit, wenn es sein muss.« Da Redgraves Vampire die Neuigkeiten über Skyes Blut in der ganzen Welt verbreitet hatten, war »für alle Ewigkeit« nicht einfach so dahingesagt; es war eine realistische Einschätzung. »Aber, Skye – so wichtig du mir auch bist –, du weißt, dass wir nicht immer zusammenbleiben können.«
Skye richtete sich auf. »Was? Warum denn nicht?«
»Weil du am Leben bist und ich nicht.« Wie simpel sich diese komplizierte Wahrheit zusammenfassen ließ. Die Worte laut auszusprechen war nicht einfacher, als sie in jener ersten Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten, im Stillen zu denken. Damals hatte er Skye in seinen Armen gehalten und sich vergeblich gewünscht, dass sie für immer und ewig auf diese Weise ein Paar bleiben könnten und dass sich nichts jemals würde verändern müssen. »Schon bald wirst du aufs College gehen wollen. Du wirst andere Freunde haben, menschliche Freunde, und du wirst ihnen die Sache mit mir nicht erklären können.«
»Was gibt es denn, für das ich keine Erklärung hätte? Du siehst aus wie jeder andere Typ – nun ja, wie jeder andere wirklich heiße Typ …«
»Ich sehe aus, als wenn ich ein gutes Stück älter als du wäre. Ich kann vielleicht sogar noch ein paar Jahre dazuschummeln. Aber danach geht es nicht weiter. Könntest du irgendjemandem erklären, warum ich noch immer wie neunzehn aussehe, während man dir die dreißig ansieht? Die vierzig?«
Skye blinzelte. Offenbar hatte sie die Sache nie in diesem Licht betrachtet. Vielleicht war es vorschnell von ihm, so weit in die Zukunft zu denken, aber er konnte sich vorstellen, Skye so lange zu lieben. Und noch länger. Sie versuchte, sich zu sammeln. »Ich werde ihnen einfach sagen, dass ich auf jüngere Männer stehe.«
»Und du willst nie heiraten? Du willst nie Kinder haben?«
»Glaubst du wirklich, dass das die einzige Möglichkeit für eine Frau ist, glücklich zu werden? Du stammst echt aus dem siebzehnten Jahrhundert.«
»Du kannst nicht wissen, was du eines Tages willst«, beharrte Balthazar. »Aber was du wissen kannst, ja, was du wissen musst , ist, dass es auf lange Sicht seinen Preis haben wird, wenn du mit mir zusammenbleibst. Und du verdienst es nicht, diesen
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