Balthazar: Roman (German Edition)
Schwarze Kreuz darüber zu informieren, dass eine Flut von Vampiren in Darby Glen erwartet wurde. Balthazar verabscheute die Vorstellung, sich – aus welchem Grund auch immer – auf Vampirjäger verlassen zu müssen. Eines musste er allerdings zugeben: Die sicherste Art und Weise, einen Ring von Vampiren zu zerschlagen, bestand darin, eine noch größere Gruppe von Jägern auf sie loszulassen. Lucas wollte versuchen, dem Schwarzen Kreuz eine Nachricht zukommen zu lassen, was bedeutete, dass die Jäger schon bald mit vereinten Kräften ins Geschehen eingreifen würden.
Balthazar war sich nicht sicher, wie lange er sich noch in der Öffentlichkeit würde sehen lassen können, wenn das Schwarze Kreuz erst einmal da wäre. Dessen Mitglieder arbeiteten niemals mit Vampiren zusammen; für sie waren alle Vampire nichts als Tiere. Aber darum würde er sich kümmern, wenn die Zeit dafür gekommen wäre. Er würde tun, was getan werden musste, um mit der Frau zusammen zu sein, die er liebte.
Skye und Balthazar verbrachten den Rest des Wochenendes zusammen. Erst am Montagmorgen rannte Balthazar bei Sonnenaufgang mit Skye zu seinem Auto, um sie nach Hause zu bringen, damit sie sich für die Schule umziehen konnte.
Als sie sich auf den Beifahrersitz fallen ließ, bemerkte sie: »Ich weiß nicht, wie ich heute in der ersten Stunde eine unbeteiligte Miene aufsetzen soll.«
»Du gibst dir lieber Mühe, wenn du nicht wegen Unzucht verhaftet werden willst.«
»Nach diesem Wochenende gibt es genug andere Gründe, warum man dich festnehmen könnte.« Skye strahlte ihn an.
»Ich will dich nicht in eine schwierige Lage bringen«, sagte Balthazar plötzlich ernst.
Sie warf ihm einen Blick zu. »Dafür ist es jetzt ein bisschen spät. Außerdem bin ich alt genug, um meine eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen. Das weißt du doch, oder? Das mit dem ›Festnehmen‹ war nur ein Scherz.«
Balthazar war in einer Zeit aufgewachsen, in der Frauen in Skyes Alter gewöhnlich verheiratet waren und bereits ihr zweites oder drittes Kind zur Welt gebracht hatten. Ihm gingen andere Gedanken durch den Kopf als irgendwelche obskuren gesetzlichen Regelungen. Ihm ging es um etwas Tieferes: »Skye, ich will nicht, dass du zurückblickst und das Gefühl hast, du … hättest keine Wahl gehabt. Dass du nur mit mir zusammen warst, weil die Situation, in der du stecktest, so beängstigend und angespannt war.«
Skye beugte sich zu ihm und gab ihm einen langen, innigen Kuss. Als sich ihre Lippen wieder trennten, flüsterte sie: »Ich will in jedem Fall mit dir zusammen sein. Da bin ich mir absolut sicher.«
»Okay«, erwiderte Balthazar, und ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
Als er den Rückwärtsgang einlegte, hatte er das Gefühl, dass er aus den Augenwinkeln eine kurze Bewegung wahrnahm. Mit einem Ruck drehte er sich um, aber da war nichts. Vielleicht hatte sich nur ein Vogel in einer der Fensterscheiben des Findley-Hauses gespiegelt, oder ein Vorhang hatte sich dort gebauscht. Redgrave war nicht in der Nähe, und einen Moment lang hatte er das Gefühl, als ob ihm und Skye alle Zeit der Welt bliebe.
Tatsächlich war es nicht leicht, die Geschichtsstunde zu überstehen, aber Balthazar brachte die Schüler der Klasse dazu, sich untereinander über Arthur Millers »Hexenjagd« zu unterhalten, was bedeutete, dass er wenigstens selbst nicht sprechen musste, sondern anderen Gedanken nachhängen konnte. Und angesichts der Natur dieser anderen Gedanken war es gut, dass er sich aus dem Geschehen im Klassenzimmer ausklinken konnte.
Balthazar merkte, dass es ihm kaum gelang, die Augen von Skye zu lassen; es erschien ihm unmöglich, sie nicht zu beobachten und sich beim Anblick ihrer langen Haare daran zu erinnern, wie sie sich auf seiner Haut angefühlt hatten. Oder auf ihre Lippen zu starren und daran zu denken, wie er sie geküsst hatte. Glücklicherweise waren die Schüler viel zu sehr in ihre eigenen Gespräche vertieft – die keineswegs nur um das Drama kreisten –, als dass ihnen irgendetwas aufgefallen wäre, wie Balthazar feststellte.
»Meine Güte, Sie sind heute ja bei guter Laune«, sagte Tonia im Lehrerzimmer zu Balthazar. »Ich lasse Sie gerne noch mal früher von der Ballaufsicht nach Hause gehen, wenn Sie das so fröhlich stimmt.«
» Sie lassen ihn gehen?«, mischte sich Nola ein und rührte Milch in ihren Kaffee.
»Ich bin zwanzig Minuten früher verschwunden, das ist alles«, stellte Balthazar richtig. Der
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