Balthazar: Roman (German Edition)
Preis bezahlen zu müssen.«
Sie starrten sich einen langen Moment an. Der Friede, der über diesem Nachmittag gelegen hatte, war dahin, und Balthazar fragte sich, ob Skye sich möglicherweise lieber jetzt von ihm trennen wollte, als eine Beziehung weiterzuführen, die irgendwann ein Ende würde finden müssen.
Da sagte Skye: »Ich glaube, du hast die Sache nicht bis zu Ende durchdacht.«
»Skye, ich hatte jahrhundertelang Zeit, mir zu überlegen, was es für einen Sterblichen bedeutet, sich mit einem Vampir einzulassen.«
»Du hörst mir nicht zu.« Sie schob sich eine Haarlocke hinters Ohr. Ihre hellblauen Augen hielten Balthazars Blick ruhig stand. »Balthazar! Redgrave und sein Clan wollen mich wegen meines Blutes versklaven. Hunderte, vielleicht Tausende von Vampiren sind hierher unterwegs. Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, dass der vielleicht einzige Weg, sie aufzuhalten, der sein könnte, mein Blut für immer zu verändern?«
Er verstand sie nicht. Oder doch? Aber nein. Das konnte sie einfach nicht ernst meinen. »Was sagst du da?«
»Möglicherweise ist der einzige Weg, mein Blut so zu verändern, dass es keinen Nutzen mehr für Redgrave hat, dieser: Du musst mich verwandeln.« Skyes Stimme zitterte ein wenig, aber sie fuhr entschlossen fort: »Mach mich zu einem Vampir, so wie du einer bist.«
»Kommt gar nicht in Frage.« Balthazar konnte die Logik in ihrem Vorschlag sehen, aber sie trat zurück hinter all die unmittelbaren Empfindungen, die ihn diese Idee vehement ablehnen ließen. »Du weißt nicht, was es heißt, ein Vampir zu sein, Skye. Du weißt nicht, wie es ist, wenn man stirbt.«
»Glaubst du vielleicht, ich möchte sterben? Das möchte ich nämlich nicht. Aber du bist nicht der Einzige, der in die Zukunft schaut und dort schwere Entscheidungen sieht.« Skye stieß scharf die Luft aus und wandte einen kurzen Moment lang den Blick ab. Als sie Balthazar wieder ansah, lag ein wild entschlossener Ausdruck in ihren Augen, der Balthazar den Atem verschlug. »Nun ja, in einer Sache sind wir uns immerhin einig. Wir müssen im Hier und Jetzt leben und den Moment nutzen.«
Sie küsste ihn hungriger als je zuvor, und innerhalb von Sekunden hatte er sie zu sich aufs Bett gezogen und wünschte sich, für einen Augenblick die Welt um sie herum vergessen zu können.
Der Rest des Wochenendes begann in dem Augenblick zu verschwimmen, als seine Lippen die ihren suchten. Sie stritten sich nicht mehr über ihre verschiedenen Vorstellungen von der Zukunft, jedenfalls nicht explizit. Stattdessen konzentrierten sie sich darauf, wie sie Skye am Leben halten könnten, auch wenn sie nicht aus Darby Glen fliehen würde. Um ihrer selbst und um ihrer Eltern willen mussten sie eine Lösung finden.
Das bedeutete, dass taktische Überlegungen gefragt waren. Balthazar hatte E-Mails an Lucas und Bianca abgeschickt, um zu fragen, wer dabei helfen könnte, Skye zu beschützen. Außerdem galt es herauszufinden, wie man die Vampire am besten davon abhalten konnte, nach Skye zu suchen: Offenbar hatten Biancas Eltern bereits einen Anfang gemacht, indem sie ein Gegengerücht verbreiteten, das besagte, Skye wäre nur eine Illusion, die Redgrave in Lorenzos Geist eingepflanzt hätte. Die Geschichte, die sich um Skyes Blut rankte, sei lediglich ein weiterer von Redgraves ausgefallenen Tricks. Das erzählte man sich nun unter der Hand an allen Versammlungsorten der Vampire, die einem ähnlichen Zweck dienten, wie die gefallene Evernight-Akademie: in kleinen, abgelegenen Schulen, an Rückzugsorten und in Zentren, in denen die Untoten zusammenkamen, unter anderem in einer Reha-Klinik in Arizona. Das war ein guter erster Schritt, aber er würde nicht ausreichen, dachte Balthazar. Die Vampire, die es an diese Orte zog, waren per Definition zivilisierter und wollten unter Menschen leben, ohne ihnen unnötigen Schaden zuzufügen. Worüber Skye und er sich Sorgen machen mussten, waren die wilden Vampire. Jene, die niemals auch nur in die Nähe der Evernight-Akademie gekommen waren, die nicht wie gewöhnliche Menschen erscheinen wollten und die sich ihre Opfer suchten, wo immer es möglich war.
Und selbst unter den zivilisierten Vampiren musste es welche geben, die die alten Kriegstage vermissten – jene Tage, in denen sie noch einen Fürsten hatten. Aber darüber würde Balthazar sich später Gedanken machen müssen. Skyes augenblickliche Misere war jetzt alles, worauf er sich konzentrieren konnte.
Lucas hatte vorgeschlagen, das
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