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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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ist es zu spät. Redgrave hat sie längst in seinen Fängen. Jetzt musst du herausfinden, was als Nächstes geschehen wird. Und dabei will ich dir helfen.«
    Glaubte er ihr? Zu seinem Entsetzen tat er es. In Augenblicken wie diesen bluffte Constantia nicht. »Willst du mir sagen, du hast vor, mir zu helfen?«
    »Und es wird dich nicht mehr als einen Drink kosten.« Sie nickte in Richtung Bar. »Komm schon, Balthazar. Um der alten Zeiten willen.«
    Als ob es in den alten Zeiten besser zwischen ihnen beiden gestanden hätte. Aber wenn Constantia die Wahrheit sagte, und davon ging Balthazar im Moment aus, dann wäre ein Gespräch vermutlich das Beste, was er tun konnte, wenn er ihr weitere Informationen entlocken wollte. »Fünf Minuten«, sagte er. »Das ist alles.«
    »Zehn Minuten, und du bezahlst die Drinks.«
    »Wenn wir zehn Minuten sprechen, bezahlst du.«
    »In Ordnung.« Wieder lachte Constantia. Wenn sie glücklich war und das Gefühl hatte, die Kontrolle über alles zu haben, dann war sie eine so wunderschöne Frau. »Zehn Minuten, und ich zahle den Alk.«
    Von innen sah die Bar sogar noch verkommener aus. Der avocadogrüne Linoleumboden schien in den 1970er-Jahren verlegt und auch das letzte Mal gewischt worden zu sein, wie Balthazar annahm. Es waren nur eine Handvoll Besucher da, allesamt Männer, die nach Tabak, Alkohol oder anderen, nicht frei erhältlichen Substanzen stanken. Aus der Jukebox plärrte Metal-Musik von Achtzigerjahrebands, kein Wunder also, dass niemand etwas vom Unfall mitbekommen hatte. Einige der Männer warfen Constantia begehrliche Blicke zu, aber sobald sie einen davon erwiderte, schienen die Kerle zu verstehen, dass es besser war, schleunigst den Kopf wegzudrehen und etwas anderes anzustarren.
    Constantia sprach mit dem Barkeeper; sie beugte sich vor, sodass ihre beeindruckenden Brüste beinahe auf der Theke auflagen, und hielt einen Geldschein zwischen zwei Finger geklemmt in die Höhe. Das alles garantierte ihr seine Aufmerksamkeit. »Dieser Bursche hier trinkt gewöhnlich Rotwein, aber dieses Mal, denke ich, nimmt er einen … Scotch. Ohne Eis. Und ich bekomme einen Tequila.«
    »Hey, du hast deine Trinkgewohnheiten geändert«, sagte Balthazar.
    »In diesen Tagen kommt man nicht mehr so einfach an guten Absinth. Sie verkaufen ihn zwar inzwischen wieder, aber sie haben alle Halluzinogene rausgefiltert. Was hat man denn dann noch davon?« Constantia lächelte ihn warm und einladend an, so wie sie Balthazar in den vergangenen gemeinsamen Jahrhunderten schon zahllose Male angesehen hatte. Trotz ihrer Grausamkeit und ihrer Mordlust war sie schön, energiegeladen und klug. Hätte sie nicht seinen eigenen und Charitys Mord veranlasst, dann hätte Balthazar sie tatsächlich mögen können.
    So, wie die Dinge aber nun mal lagen, sagte er lediglich: »Du gibst wohl niemals auf, was?«
    »Dich? Ich freue mich sehr festzustellen, dass dein Ego ausreicht, davon auszugehen, dass meine einzige Motivation für dieses Gespräch darin besteht, dich anzumachen.«
    Der Barkeeper stellte ihr ihren Tequila hin, den sie mit einer schnellen Bewegung hinunterstürzte. »Ich habe allerdings Größeres im Sinn.«
    Für Balthazar war nur wichtig, Skye zu finden und zu erfahren, was mit ihr geschehen war, aber er wusste, dass er nur dann etwas aus Constantia herausbekommen würde, wenn er sie das Spiel nach ihren eigenen Regeln spielen ließ. »Und um was handelt es sich dabei?«
    Constantia beugte sich näher zu ihm, und in dem gierigen, hungrigen Glänzen in ihren Augen sah er die germanische Kriegerin aufblitzen, die sie im dreizehnten Jahrhundert gewesen war. »Redgrave. Seine Zeit sollte zu Ende sein. Mein Vorschlag? Wir gehen gemeinsam gegen Redgrave vor, so wie du es damals, 1918, angeregt hast. Ich weiß, dass du es in jenem Jahr gar nicht wirklich ernst gemeint hast, was der Grund dafür war, warum ich seinerzeit nicht auf dich gehört habe. Aber du warst mehr im Recht, als es einer von uns beiden geahnt hat. Nur war das damals nicht der passende Zeitpunkt. Jetzt schon.«
    Balthazar hatte an diesem Tag schon einige Schockerlebnisse gehabt, aber in vielerlei Hinsicht versetzte ihm diese Mitteilung den härtesten Schlag. Redgrave und Constantia waren bereits zusammen gewesen, als er sie kennengelernt hatte: Ihre Allianz hatte bereits Jahrhunderte vor Balthazars Geburt begonnen und bis heute angedauert. Dass sich Constantia nun gegen Redgrave wenden wollte, war, als ob sich der Mond plötzlich um die

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