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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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einer eingehenden SMS verpasst hatte. Nichts blinkte. Es gab keine neuen Nachrichten.
    An einer Ampel tippte er hastig: »Skye? Hast du meine letzte SMS bekommen? Ist alles in Ordnung? «
    Auch diesmal antwortete sie nicht.
    Balthazar beschleunigte noch mehr und achtete beinahe nicht mehr auf die Straße oder auf sonst etwas. Er hätte also kaum erstaunt sein sollen, dass er im gleichen Moment über eine Kreuzung donnerte wie ein anderer Wagen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er eine drohende Metallmasse auf sich zurauschen, dann kam auch schon der alles erschütternde Aufprall. Die Welt war nur noch erfüllt von berstendem Stahl und glitzernden Scherben der zerschmetterten Scheiben.
    Danach war es für einige lange Augenblicke schwer zu sagen, was wann geschah. Balthazar bekam mit, wie sich sein Wagen überschlug und weiterrutschte, und er spürte, dass er für ein paar Sekunden, die ihm viel zu lang vorkamen, kopfüber in seinem Gurt hing. Obwohl er Blut in seinem Mund schmeckte, hatte der Unfall zu keinen schweren Verletzungen an seinem widerstandsfähigen Vampirkörper geführt.
    Aber der andere Fahrer …
    Herr im Himmel , dachte Balthazar, als er sich wieder so weit gesammelt hatte, dass er versuchte, die Tür zu öffnen, was gar nicht so leicht war, da der Wagen auf dem Dach lag. Ich wollte schnell zu Skye, aber ich wollte doch keinen unschuldigen Menschen verletzen. Oder töten … Bitte, nur das nicht.
    Er schaffte es, sich aus dem Auto hinaus in den Schnee zu schieben, der nun schon seit Tagen lag und neben der Straße vom Dreck und den Abgasen schwarz geworden war. Immerhin war es keine belebte Kreuzung; nur die zwei Autos waren beschädigt worden. Allerdings sahen beide nach einem Totalschaden aus und waren nicht mehr als eingedrückte, qualmende Blechhaufen am Straßenrand. Balthazars Lehrbuch Antike lag mitten auf der Kreuzung, aufgeschlagen auf einer Seite mit Bildern von Pyramiden. Das einzige Gebäude in der Nähe war eine heruntergekommene Bar ein Stück die Straße hinunter, die aussah, als würde dort eher zweifelhaftes Publikum verkehren. Die meisten Etablissements hatten um diese Zeit noch gar nicht geöffnet, aber die grellen Neonschilder im Fenster dieser Bar kündeten von verschiedenen Biersorten im Angebot. Niemand war herausgekommen, um zu sehen, woher der Krach gekommen war. Die Entfernung zum Unfallort schien groß genug gewesen zu sein, sodass man im Innern des Gebäudes nichts davon mitbekommen hatte.
    All diese Beobachtungen und Informationen drangen ungefiltert und zusammenhangslos in Balthazars Gehirn. Er musste sich den Kopf angeschlagen haben, zwar nicht schlimm, aber doch so, dass ihm kurz schwindelig wurde. Als er aufstand, sah er jemanden auf sich zukommen. Das musste der andere Fahrer sein – nein, es war eine Fahrerin. Dann war sie also, Gott sei Dank, nicht tot.
    In diesem Augenblick erkannte er sie.
    »Constantia«, sagte Balthazar. Er erinnerte sich, dass es kein Stoppschild an der Kreuzung gegeben hatte. Er hatte also nichts falsch gemacht und war für den Unfall auch nicht verantwortlich. »Du hast mich gerammt.«
    »Es schien mir der einzige Weg, dich zum Anhalten zu bringen. Ich musste ganz schön auf die Tube drücken, um dich überhaupt einzuholen.« Sie lächelte ihn an und sah zum Verrücktwerden selbstbewusst aus trotz der blutigen Striemen quer über ihrer Wange und den Splittern ihres Armaturenbretts, die an der Jeans und dem olivgrünen Mantel hingen. »Hast du es eilig?«
    »Wo ist Redgrave?«
    Constantias Lächeln wurde noch breiter. »Ich denke, er ist dort, wo du jetzt gerne wärst.«
    Sie meinte bei Skye .
    Mit seinem Auto konnte er nicht mehr fahren, jetzt nicht und auch sonst nie wieder. Er würde den Rest des Weges rennen müssen. Aber da er höchstens eine Meile von Skyes Elternhaus entfernt war, würde das nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. »Geh mir aus dem Weg«, fauchte er.
    »Im Gegenteil. Ich denke, es ist höchste Zeit, dass ich mich dir in den Weg stelle«, sagte Constantia.
    Balthazar griff in seine Jacke, doch nein: Er hatte seinen Pflock während des Valentinsballs verloren und würde also improvisieren müssen. Kurzerhand brach er einen kleinen Ast von einem Baum in der Nähe ab, ohne Constantia aus den Augen zu lassen. »Dann wollen wir die Sache mal zu Ende bringen.«
    Sie lachte nur. »Darüber solltest du vielleicht noch einmal nachdenken. Du bist so verzweifelt darauf aus, Skye noch rechtzeitig zu erreichen. Nun, dafür

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