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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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denke, wir brauchen jemanden, der die Kunde verbreitet, was Skyes Blut bewirken kann, jetzt, wo Lorenzo nicht mehr da ist.«
    »Darf ich? Bitte! Darf ich?« Charitys Übereifer steigerte sich beinahe zur Hysterie, und Skye bekam eine Gänsehaut.
    »Aber nur einen Schluck«, sagte Redgrave, und Skye drehte sich der Magen um, sodass sie erneut kurz davor war, sich zu übergeben.
    Charity wandte sich Skye zu und schien sie mit ihren unheimlichen Augen zu durchbohren. Eigentlich unterschieden sich ihre Augen gar nicht so sehr von denen Balthazars, aber sie waren irgendwie unstet. Als Skye vergeblich versuchte, aus Charitys Reichweite zu gelangen, packte diese ihren Arm und grub unmittelbar unter dem Ellbogen ihre Zähne hinein.
    Skye schrie eher vor Abscheu als vor Schmerz auf, obwohl dieser schon schlimm genug war. Aber der Anblick Charitys, wie sie mit geschürzten Lippen ihre Reißzähne in Skyes Fleisch bohrte und rotes Blut hervorschoss – das war einfach unbeschreiblich widerlich.
    »Charity! Das reicht!« Redgrave hatte seine höfliche Maske fallen lassen; er griff nach hinten und zog Charity am Kragen ihres Kleides von Skye weg. Das Losreißen schmerzte mehr als der Biss, und mit einem Aufschrei presste Skye ihren Arm an ihre Brust. Charity schien das nicht zu bemerken. Ihre Augen hatten einen glasigen Ausdruck.
    Der Geruch von Blut war Skye noch nie so deutlich aufgefallen wie in diesem Moment. Er schien den ganzen Wagen auszufüllen. Alle Vampire sogen tief die Luft ein, und Skye konnte beinahe die Welle der Erregung sehen, die über die anderen Insassen des Busses hinwegrollte.
    Über alle, außer Charity: Sie schien an einem weit entfernten Ort gefangen zu sein – in ihrem Leben, das sie schon vor so langer Zeit verloren hatte, wie Skye vermutete. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Lippen waren blutverschmiert, und trotzdem sah Charity irgendwie … lebendiger aus als je zuvor.
    »Ab jetzt rührt niemand außer mir sie mehr an«, herrschte Redgrave die anderen an. »Keiner trinkt ohne meine Erlaubnis von ihr, und niemand bekommt auch nur einen Tropfen mehr, als ich gestatte. Wenn Charity wieder zu sich gefunden hat, dann wird sie den Preis dafür bezahlen, auch nur einen winzigen Augenblick lang ungehorsam gewesen zu sein.« Die anderen Vampire nickten und wirkten willens, alles zu tun, wenn sie dafür nur die Chance bekämen, von Skyes Blut zu trinken.
    Der Kleinbus bog in eine Straße ein, die Skye gut kannte. Sie schob Charity von sich weg, als ob sie zu angewidert wäre, um sie in ihrer Nähe zu ertragen. Jetzt fuhren sie am alten Crouther-Haus vorbei, jetzt an dem Haus, in dem Hanna wohnte …
    Sobald die Kreuzung in Sicht kam, auf die sie wartete, zog Skye ihre beiden Knie an die Brust und griff nach der Tür auf der rechten Seite von Charity. Als der Vampir, der links neben ihr saß, sie packen wollte, trat sie ihm, so fest sie konnte, mit beiden Füßen gegen das Kinn. Ihre schweißnassen Finger rutschten beinahe am Türgriff ab, aber dann bekam sie ihn doch noch zu fassen. Die Tür schwang auf, und Skye warf sich mit aller Kraft in diese Richtung. Charity und sie fielen beide hinaus auf die Straße.
    Der Aufprall versetzte Skye einen mächtigen Stoß in die Eingeweide und raubte ihr den Atem, doch sie rappelte sich sofort auf und machte einen Schritt über Charitys reglose Gestalt hinweg. Charity starrte gen Himmel, als betrachte sie die Sterne, und nahm von dem, was in ihrer unmittelbaren Umgebung geschah, keinerlei Notiz. Kaum hatte Skye sich einigermaßen gefangen, rannte sie, so schnell es ging, die Seitenstraße hinunter. Wenn sie es doch nur schaffen würde …
    Sie hörte, wie hinter ihr Bremsen kreischten und Türen knallten. Redgrave und die anderen waren hinter ihr her und kamen rasch näher. Skye wagte keinen Blick zurück.
    Ein verwittertes Schild Zu verkaufen sagte ihr, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte, auch wenn Skye keine Erinnerungshilfe gebraucht hätte. Die gelbe Farbe, die mittlerweile beinahe verblasst war, die dunkelgrünen Läden an den Fenstern: Das Haus ihrer Kindheit sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung gehabt hatte. Sie hastete die Vordertreppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, so wie sie es früher mit Dakota gemacht hatte, um auszufechten, wer den ersten warmen Keks aus dem Backofen bekommen würde. Das Schloss war nie das beste gewesen, und sie versetzte ihm einen gezielten Tritt, so wie sie es damals getan hatte, als Dakota ihre

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