Balthazar: Roman (German Edition)
Sonne drehte. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
»Doch.«
»Wie soll das gehen?«
»Er hat recht, was Skye angeht«, sagte sie. »Sofort, als ich von Lorenzos Blut gekostet und festgestellt habe, welche Empfindungen er durch ihr Blut gehabt hatte, war mir klar, welches Potenzial darin liegt. Die Vampire sammeln sich bereits, um herzukommen. Sie werden alles tun, was nötig ist, nur um einen Schluck von Skyes Blut zu bekommen.«
»Und wie sollen wir sie aufhalten?«
Constantia starrte ihn an. »Gar nicht. Wir nutzen sie für unsere eigenen Zwecke.«
Ungläubig musterte Balthazar sie eine kurze Zeit lang, ehe er wieder sprechen konnte. Als der Barkeeper einen Scotch vor ihm abstellte, war alles, was Balthazar hervorbrachte: »Geben Sie mir die ganze Flasche.«
Der Mann schob sie ihm über den Tresen hinweg zu, und Constantia sagte: »Lehn den Vorschlag nicht einfach ab. Denk wenigstens darüber nach.«
»Wenn du glaubst, dass ich Skye zu so etwas verdammen würde …«
»Was müsste sie denn durchmachen, Balthazar? Sie vergöttert dich. Skye ist ein süßer Teenager und Wachs in deinen Händen. Du musst sie nur dazu bringen, alle sechs Wochen einen halben Liter Blut abzuzapfen. Eine ganz normale Blutspende. Das wäre mehr als genug, damit du und ich über Redgrave triumphieren können. Und über jeden anderen. Für Skye wird es keine Rolle spielen, nicht, wenn sie es nur für dich tut.« Constantia warf ihm einen Seitenblick zu. »Und ich verspreche auch, dass ich nicht eifersüchtig sein werde. Aber vielleicht könntest du mich ja hin und wieder zusehen lassen? Nur um der alten Zeiten willen.«
Balthazar kam nicht umhin, Constantias Gedanken aufzugreifen, auch wenn es wertvolle Zeit kostete. Doch er wollte es unbedingt wissen: »Warum solltest du dich von Redgrave abwenden wollen?«
»Du bist nicht der Einzige, der ermordet wurde.« Einen Moment lang ruhte Constantias Blick in der Ferne, ehe sie noch einen Schluck eines zweiten Drinks hinunterschüttete, der auf eine Geste hin vor ihr abgestellt worden war. »Aber du bist schon immer so auf dich selbst fixiert gewesen, dass dir ein derartiger Gedanke noch nie in den Sinn gekommen ist, was? Einige von uns verbergen ihren Hass besser als andere. Du warst immer der Typ, der sein Herz auf der Zunge getragen hat, Balthazar. Ich dagegen lasse mir Zeit und warte auf den richtigen Augenblick. Und der ist jetzt gekommen. Für Redgrave hat noch nie mehr auf dem Spiel gestanden, was bedeutet, dass er noch nie verletzlicher war.«
Balthazar ließ es zu, dass sich sein innerer Aufruhr auch auf seinem Gesicht abzeichnete und seine Bedenken zum Ausdruck brachte. »Es scheint unvermeidlich, dass die vielen Vampire, die hinter Skye her sind, auf die eine oder andere Weise an ihr Blut kommen werden. Ich kann nur nicht glauben, dass dein Vorschlag der einzige Ausweg ist. Aber es hat ganz den Anschein, nicht wahr?«
»Ich wusste, dass du vernünftig bist.« Constantia beugte sich noch näher zu ihm. »Oder liegt es einfach nur daran, dass du es nicht erwarten kannst, Redgrave den Kopf abzuschlagen und ihn in den nächsten Fluss zu werfen?«
»Das wäre ein grandioser Nebeneffekt.«
Sie lachte, und es klang voll, rauchig und sehr sinnlich. »Sie bringen Skye gerade zu Redgraves Versteck. Du wirst nie darauf kommen, wo es sich befindet, und ich bin sicher, dass du danach gesucht hast. Nun, es ist die alte Kirche in der Holland Avenue.«
»Eine Kirche?« Kirchen schreckten Vampire gewöhnlich ab; Balthazar hätte selbst dann die Kirchen der Stadt nicht durchsuchen können, wenn er auf die Idee verfallen wäre. »Wie kann das sein?«
»Sie wurde entweiht.« Constantias Grinsen wurde noch breiter. Der flackernde Schein vom Fernseher über der Bar malte von Sekunde zu Sekunde andere Farben auf ihr Gesicht und ihr blondes Haar. »Etwas Entsetzliches ist dort geschehen. Ich erspare dir die Einzelheiten, du warst ja schon immer eher der empfindliche Typ. Auf jeden Fall ist der Ort jetzt auch nicht heiliger als McDonald’s. Lass uns dort hingehen. Du erklärst Skye, wie wir die Sache regeln wollen. Bearbeite sie mit ein bisschen Liebesgeflüster. Das kannst du doch ganz gut. Und wenn wir Redgrave endgültig ausgeschaltet haben, dann beanspruchen wir Skye für uns selbst.«
Balthazar legte seinen Kopf schräg und näherte sich ihrem Gesicht, zwar noch nicht so, als wolle er sie sofort küssen, aber doch so, als fehlte nicht mehr viel. »Nur noch eine Frage, Constantia. Wozu
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