Baltrumer Bitter (German Edition)
Gedanken an den
Tiefschlag, den seine »Freundin« ihm verpasst hatte.
»Da wird aber noch einiges dran zu machen sein«, wandte
Steenken ein.
»Das spielt keine Rolle. Umso schöner wird es später.« Er
musste es einfach schaffen, den Mann zu einem Verkauf zu überreden.
»Darf ich fragen, was Sie beruflich machen? Müssen Sie nicht am
Festland arbeiten?«
Frank stockte. Was sollte er Steenken sagen? »Ich … ich bin in
Aurich tätig. Meine Freundin auch. Wir können aber viel am PC erledigen. Mein
Chef hat nichts dagegen, wenn wir auf die Insel ziehen.«
»Sie haben recht. Wenn Woche für Woche die Handwerker auf die
Insel kommen, um hier zu arbeiten, dann können natürlich umgekehrt Sie am
Festland Ihrem Job nachgehen.«
Uff, die Klippe war umschifft. Als Steenken ihm dann erzählte,
dass er mit Herzblut daran hing, die alten Häuser auf der Insel zu erhalten,
bekam Frank fast, aber auch nur fast, ein schlechtes Gewissen. Dieser Mann
würde seinem Vater niemals freiwillig das Haus verkaufen, wenn er wüsste, was
dort entstehen sollte. Er konnte nur hoffen, dass Steenken seinen Worten
glaubte. Wenn der Kaufvertrag erst unterschrieben war, war es zu spät zum
Jammern. »Ich wünsche mir, dass wir ins Geschäft kommen«, sagte er inständig.
»Das wäre zu schön. Ich würde sehr gern Ihr Haus kaufen.«
Im Weggehen sah er Hilda, die ihm mit großen Augen hinterherblickte.
Im Hotel Seehof bekam er tatsächlich noch eine Unterkunft.
Der Mann an der Rezeption schaute ihn zwar ziemlich misstrauisch an, als Frank
ohne Gepäck vor ihm stand, aber die Freude darüber, für zwei Tage noch sein
letztes freies Zimmer vermieten zu können, überwog offensichtlich. So zeigte er
Frank die neue Bleibe ohne weiteres Nachfragen.
Frank ließ sich aufs Bett fallen und atmete tief durch. Endlich
Ruhe. Nur eine kurze Pause, dann würde er sich auf den Weg zum Bürgermeister machen.
Als er die Augen wieder aufschlug, stellte er fest, dass bereits
mehr als zwei Stunden vergangen waren. Mist. Jetzt traf er den Bürgermeister
bestimmt nicht mehr im Büro an.
Sein Magen machte sich unangenehm bemerkbar. Seit dem Frühstück
hatte der definitiv nichts mehr zu tun gehabt. Das musste schleunigst geändert
werden.
Was hatte sein Vater gesagt? Strandcafé . Dort wäre es
cool. Frank lief an den Tennisplätzen vorbei, wich Familien aus, die mit ihren
Kindern vom Strand kamen, und bog schließlich links ab. Im Strandcafé herrschte dichtes Gedränge. Offensichtlich war er nicht der Einzige, der Hunger
hatte. Er stellte sich an der langen Schlange vor dem Buffet an, und als er
schließlich an der Reihe war, bestellte er sich ein Baguette Luxor. Die
Knoblauchsauce verkniff er sich mit Bedauern. Würde sonst keinen guten Eindruck
machen, sollte er dem Bürgermeister an diesem Abend noch über den Weg laufen.
An der Theke holte er sich ein Wasser und suchte sich draußen
an den langen Holztischen einen freien Platz. Frank war geschafft. Was er an
einem einzigen Tag erlebt hatte, hätte auch locker für drei Tage gereicht.
Netterweise hatte der Schmerz um seine Nase herum nachgelassen, und ein
erneutes vorsichtiges Abtasten überzeugte ihn, dass wohl doch nichts gebrochen
war. Nach einer Weile wurde sein Essen ausgerufen, und er machte sich mit
Heißhunger über sein Baguette her.
»Guten Appetit.« Frank zuckte zurück. Ein warmer Atem hatte
sein Ohr gestreift. »Ich hoffe, du erstickst daran.« Sonja baute sich mit
wutverzerrtem Gesicht vor ihm auf. »Na, stärkst du dich für die nächste Nacht?
Klara kann ausdauernd sein. Ich spreche aus Erfahrung. Aber du kannst sie
haben. Es ist mir egal.« Sie nahm den Aschenbecher, der halb voll auf dem Tisch
stand, und schüttete den Inhalt über sein Baguette. Dann verschwand sie genauso
schnell, wie sie gekommen war.
Das durfte doch alles nicht wahr sein. Nahm denn das Elend an
diesem Tag überhaupt kein Ende?
Frank schob den Teller angeekelt weg und trank den letzten
Schluck seines Wassers. Noch ein Schnaps an der Theke. Dann würde er seine
Sachen holen und auf sein Zimmer gehen. Er hatte keinen Bock mehr auf
irgendwas. Sollten sie ihn doch alle in Ruhe lassen.
»Einen Jägermeister. Und zahlen will ich auch sofort«, sagte er
zu dem jungen Mädchen, das hinter der Theke versuchte, all der Bestellungen
Herr zu werden, die von links und rechts auf sie hereinprasselten. Er fummelte
das Kleingeld aus der Hosentasche und legte es auf die Theke.
»Trinken Sie immer alleine?«
Frank brauchte
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