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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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zuschauen wollen. Das hatte er nicht nötig. Er nicht.
    Als er an der Sportsbar vorbeikam, stockte er. Litt er
schon unter Halluzinationen? Frank blieb stehen, schloss die Augen. Öffnete sie
wieder, blinzelte ein wenig, schaute in die Richtung, aus der ihm soeben eine
Lichtgestalt erschienen war. Tatsächlich. Da stand Hilda. Ihr Gesicht leuchtete
einen Moment im Schein einer Straßenlaterne auf. Ansonsten war um ihn herum
alles dunkel. Die Bar hatte bereits geschlossen. Frank blinzelte zweimal,
konnte es kaum glauben, öffnete die Augen wieder – die Gestalt war
verschwunden. Muss wohl doch der eine oder andere Schluck zu viel gewesen sein,
dachte er verwirrt. Oder stand sie hinter dem Anmeldehäuschen für die
Cobigolfbahn? Aber wenn, warum? Was sollte das? Und vor allen Dingen um diese
Uhrzeit!
    Es war zwar erst kurz vor Mitternacht, und aus der Kite-Schule
drang noch Musik, trotzdem hatte er das Gefühl, dass Hilda sich nicht so
alleine hier bewegen sollte. Frank merkte, wie die Aufregung ihn immer
nüchterner machte. Oder war seine Sorge übertrieben? Nur weil sie nicht sprach,
war sie noch lange kein hilfloses Kind.
    Sollte er ihr folgen oder ins Hotel gehen? Er wankte die
Schräge hinunter und musste sich am Balken abstützen, der das Vordach hielt. Er
atmete tief durch, und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten,
sah er sie. Hilda lehnte lächelnd an dem altersschwachen Jägerzaun und winkte
ihm leicht zu.
    »Hilda.« Frank versuchte, möglichst deutlich zu sprechen. »Was
machst du hier?« Sie schwieg. »Hilda, komm, ich bringe dich nach Hause. Nimm
meinen Arm.« Er war sich in diesem Moment nicht so ganz sicher, ob diese Maßnahme
eher seiner oder ihrer Sicherheit dienen sollte. Er griff nach ihrer Hand,
fasste jedoch ins Leere, geriet ins Straucheln und stolperte gegen den Zaun.
Als er aufsah, war sie verschwunden.
    »Hilda. Komm zu mir«, nuschelte er in die Nacht.
     
    Mittwoch
    Nervös strich sich Klara durch die Haare. Wo war ihr Kollege?
Hatte er die Insel bereits verlassen und sich in die Arme ihres Chefs
geflüchtet? Zuzutrauen wäre es ihm. Oder hatte er einfach keine Lust, mit
jemandem zu frühstücken, der ihn am Abend zuvor bewusstlos geschlagen hatte?
Sie zog die Lippen nach, nahm den Wohnungsschlüssel und ging in den Frühstücksraum.
    Frau Steenken stand am Buffet und legte Schinken nach. »Guten
Morgen, Frau Ufken. Na, so allein heute?«
    »Frank kommt ein wenig später«, sagte sie und versuchte, ein
fröhliches Gesicht zu machen. »Er ist joggen, aber ich hatte Hunger. So bin ich
schon mal vorgegangen.« Hoffentlich liege ich nicht so verkehrt mit meiner
Erklärung, wünschte sie inständig. Immer wieder stand ihr der Moment vor Augen,
als ihr Kollege auf dem Fußboden zusammengeklappt war.
    Sie hatte tatsächlich befürchtet, dass er tot wäre. Doch er hatte
die Augen aufgeschlagen und sich relativ schnell erholt. Klar, dass er
grottenstinkig reagiert hatte. Auch dass er nach dem Duschen keine zehn Minuten
mehr in der Wohnung geblieben war. Immerhin, sie hatte versucht, sich zu entschuldigen.
Er aber hatte hasserfüllt geschwiegen. War abgehauen und nicht einmal mehr
wiedergekommen, um seine Tasche zu holen. Als Frank fort war, hatte sie den
Nachmittag auf dem Sofa und nicht am Strand verbracht, obwohl das Wetter sich
wieder einigermaßen erholt hatte. Sie hatte jede Minute darauf gehofft, dass
Sonja bei ihr auftauchen würde. Oder Frank. Aber bitte nicht beide zusammen.
Das bloß nicht.
    »Herr Visser hat gestern noch mit meinem Mann gesprochen.
Schade, dass Sie nicht dabei waren.« Frau Steenken stellte die Kanne mit dem
Kaffee auf den Tisch. »Wo Sie sich doch so für das Haus interessieren, wie Ihr
Freund meinem Mann erzählt hat.«
    »Äh … ja, es hat sich leider nicht ergeben«, stotterte Klara
überrascht.
    Frau Steenken nickte. »Na, vielleicht später. Ihr Freund hat
uns netterweise bei den Aufräumungsarbeiten nach dem Unwetter geholfen. Unsere
Pappel hat’s getroffen. Die meisten Äste sind abgeknickt. Beziehungsweise
einfach rausgedreht. Selbst die dicken! Da haben wir noch Glück gehabt, dass
das Haus nichts abbekommen hat.«
    »Das war echt heftig«, beeilte sich Klara zuzustimmen. »Wir –
ich habe es gerade noch eben in die Wohnung geschafft.«
    »Ihr Freund ist ja voll erwischt worden. Was so ein Tornado
anrichten kann – erstaunlich. Nur eine Viertelstunde hat er gedauert, doch das
hat gereicht, an fast allen Dächern mehr oder weniger große

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