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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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einige Zeit,
bis er merkte, dass er gemeint war. Er schaute hoch und hatte nur noch den
Wunsch zu gehen. Neben ihm stand der Mann, den er bis vor einer halben Stunde
noch so dringend hatte sprechen wollen. Inzwischen hatte diese Dringlichkeit
allerdings einer »Morgen-ist-auch-noch-ein-Tag«-Mentalität Platz gemacht. Zumal
der Mann stank wie tausend tote Krebse.
    »Wie geht es Ihrer bezaubernden Kollegin? Wird sie sich gleich
noch zu uns gesellen?«, eröffnete Enno Lohmann das Gespräch und Frank wusste
augenblicklich, dass dies der Anfang eines langen Abends war.
    Hoffentlich eines erfolgreichen.
    »Ich weiß es nicht. Habe sie schon einige Zeit nicht mehr
gesehen«, war das Positivste, was Frank in diesem Moment einfiel. Er merkte,
wie dunkel seine Stimme klang. Die Erinnerung an das letzte Zusammentreffen mit
Klara ließ seine Wut hochkochen.
    »Was für ein Glück Sie haben, mit dieser Frau zusammenarbeiten
zu können«, säuselte Lohmann. Es fehlte nicht viel und Frank wäre ihm an die
Gurgel gegangen. Was wusste dieser Idiot denn?! »Wenn ich da mal so vergleiche,
mit welchen Typen ich tagein, tagaus umgeben bin, da haben Sie echt das große
Los gezogen.«
    Frank hielt es nicht mehr aus. Geschäft hin oder her, er musste
weg von diesem feisten Affen.
    Doch Lohmann beugte sich über die Theke. »Für mich auch einen
Jägermeister. Der Herr bezahlt. Und dann möchten wir nicht mehr gestört werden.«
    Mechanisch folgte er dem Bürgermeister, in der linken Hand die
beiden Schnapsgläser mit der braunen Flüssigkeit balancierend, zu einem leeren
Tisch auf der Veranda.
    »So, Herr – na, auch egal.«
    »Visser«, half Frank weiter.
    »Also Herr Visser. Ihr Chef, der Wybrands, das ist nämlich ein
ganz Guter. Obwohl ich nach Feierabend nicht über die Arbeit rede, muss das mal
gesagt werden.«
    Frank war drauf und dran, den Bürgermeister daran zu erinnern,
dass der etwa den gleichen Satz heute schon einmal von sich gegeben hatte. Er
verkniff sich jedoch eine genervte Antwort und hob sein Glas. Sie prosteten
sich zu und der Bürgermeister übernahm die Unterhaltung. Zwischendurch nickte
der Mann nach links, dann nach rechts, und kaum einer der Gegrüßten entkam
seiner zynischen Beurteilung.
    Wie halten die Insulaner diesen Mann nur seit Jahren aus? ,
wunderte Frank sich wieder einmal, als er die dritte Runde Jägermeister von der
Theke holte und die Gläser vor sich und Lohmann auf dem derben Holztisch
absetzte. Wenn ich nicht bald ein vernünftiges Gespräch mit dem Heini auf
die Reihe kriege, wird die Gelegenheit glatt dem Alkohol zum Opfer fallen. Er sah den Bürgermeister den Kopf schütteln und schaute ihn fragend an.
    »Nicht zu fassen, wer sich alles so abends noch in der Kneipe
rumtreibt. Als ob die morgen früh nicht arbeiten müssten.« Und als ob er sich
gerade selbst ertappt hätte, sagte er: »Ich kann mir das erlauben. Bin
schließlich der Chef. Arbeite ich eben abends länger. Am Wochenende bin ich
natürlich auch immer dienstbereit. Alles zum Wohl der Gäste. Wie sich das
gehört.« Das »ö« wurde durch einen kräftigen Rülpser unterstrichen.
    Frank wurde schlecht. »Herr Bürgermeister …«, machte er einen
letzten Versuch.
    »Ich heiße Enno – un’ du? Mich duzen meine Freunde. Und das
sind nich wenige hier.«
    Er gab es auf. Der Mann war betrunken. Frank stand auf und
wollte sich gerade verabschieden, als ihn Enno Lehmann zurückhielt. »Du holst
jetzt noch eine Lage, und ich erzähle dir dann was«, sagte er undeutlich. Frank
schwankte zwischen Resignation und Neugier. Sollte doch noch etwas Vernünftiges
dabei rauskommen?
    Nach einer weiteren Stunde und drei weiteren Schnäpsen musste
er erkennen, dass sein Einsatz völlig umsonst gewesen war. Er hatte nichts
ausrichten können bei dem Mann und schon gar nichts erfahren, was für das
Projekt »Luxushotel« von Nutzen hätte sein können. Das Wort »Elektrokarren« war
nicht einmal gefallen.
    Als Frank gegen Mitternacht das Strandcafé verließ, stellte
er erstaunt fest, dass die Wege erheblich schmaler geworden waren. Oder
andersherum ausgedrückt: Er brauchte erheblich mehr Straßenbreite auf seinem
Weg nach Hause. Mit Schrecken fiel ihm ein, dass er seine Sachen noch gar nicht
aus der Wohnung geholt hatte. Dann eben nicht. Würde er eben eine Nacht in den
Klamotten pennen, die er bereits trug, und vor dem Frühstück zu Steenken gehen,
um seine Tasche zu holen. Nie und nimmer würde er den beiden Damen beim nächtlichen
Liebesspiel

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