Bambule am Boul Mich
Bild.“
„Was wollte er eigentlich in
der Rue Rollin, Masoultre? Wissen Sie das?“
„Nein. Wir hatten nur von ihm
kein Lebenszeichen mehr seit...“
Er nahm die Finger zur Hilfe,
um die zurückliegenden Tage zu zählen.
„...Donnerstag. Bis Mittwoch abend saß er an einem Fall, den er noch
abgeschlossen hat. Donnerstag kam er dann nicht mehr ins Büro. Seine Kollegen
dachten, er sei krank. Blaumachen kam bei ihm ja nicht in Frage. Aber es war
schon seltsam, daß er sich nicht abgemeldet hatte. Masoultre war ledig. Seine
Vermieterin wußte von nichts. Jedenfalls war er nicht zu Hause.“
„Natürlich kam keiner auf die Idee,
bei Van Straeten nach ihm zu suchen?“
„Natürlich nicht. Warum
ausgerechnet bei dem? Was, um Himmels willen, sollten wir bei Van Straeten?“
„Ich bin kein kleiner Junge
mehr, Faroux. Mir kommt da so eine Idee. Wundert mich, daß sie da nicht auch
draufgekommen sind. Diese Kerle tanzen oft auf mehreren Hochzeiten. Vielleicht
hat Masoultre gewisse Beziehungen zu ihm unterhalten...“
„Sie wollen doch wohl nicht
sein Andenken beschmutzen, hm?“
„Werde mich hüten! Vor allem in
diesem Haus. Aber es könnte doch sein, daß Van Straeten einer seiner Spitzel
war. Ich weiß doch, wie man Polizei spielt. Wie gesagt: ich bin kein kleiner
Junge mehr.“
„Davon ist uns nichts bekannt.
Aber kann schon sein. Das würde erklären, wie er zu dem Magier in die Wohnung
kommen konnte... vielleicht hatte er einen Schlüssel. Aber, wie gesagt, wir
haben keine Ahnung. Wir wissen nur, daß seine Einzelteile in Kalk eingelegt
sind.“
Bravo, Nestor! Du hast ihm
soeben eine plausible Erklärung — aber nicht die richtige — für das Auftauchen
des Inspektors bei Van Straeten geliefert. Mit etwas Glück wird er sich damit
zufriedengeben. Und ich kann in aller Ruhe weiter recherchieren. Bin mir nur
noch nicht über die Richtung im klaren . Aber wenn es
was rauszukriegen gibt, möchte ich’s alleine rauskriegen und nicht dabei
behindert werden.
„Um auf das hübsche Bild von
eben zurückzukommen“, sagte ich. „Muß eine Riesenüberraschung gewesen sein. Van
Straeten, Spitzel oder nicht, brauchte sich keine falschen Hoffnungen zu machen.
Masoultre würde Yolandes Tod nicht vertuschen. Also bringt er den Inspektor um.
Und da stehen die beiden, jeder mit seiner Leiche auf dem Arm. Verbrüderung der
Rassen im allgemeinen Mordsärger. Ein Glück — für den Moment jedenfalls — , daß der halbverrückte Toussaint Lanouvelle die Leiche
seiner Geliebten mit nach Hause nimmt, bestimmt in seiner alten Karre.“
„Wir haben den Wagen
sichergestellt“, sagte Faroux.
„Man wird bestimmt Blut auf den
Polstern finden...“
Man fand es tatsächlich, wie
ich später erfuhr.
„Er nimmt also Yolandes Leiche
mit“, fuhr ich fort, „und bahrt sie auf. Für Van Straeten bedeutete das
immerhin eine Leiche weniger. Bleibt nur noch eine, mit der er sich abquälen
muß. Er besorgt sich ungelöschten Kalk, dazu Sägen aus der Chirurgie, und
verpaßt seinen Türen Riegel. So ist er vor jedem unpassenden
Überraschungsbesuch sicher und kann sich an die Kleinarbeit machen. Eine
mühsame Arbeit, bei der man aber den Kopf völlig frei hat. Unser Metzger
überlegt. Einerseits ist es prima, daß der Schwarze ihm Yolande vom Hals
geschafft hat. Aber andererseits ist der unglückliche Liebhaber unberechenbar —
oder zu berechenbar. Früher oder später wird er geschnappt werden und
auspacken. Also muß er ihn umlegen. Dabei riskiert er nicht allzuviel. Ich glaub
nicht, daß er von den Bekannten des Liebespaares viel zu befürchten hatte. Sie
haben den Zustand des Mädchens bestimmt geheimgehalten und auch das, was sie
vorhatten.“ Ich mußte erst mal Luft holen. Faroux schwieg.
„Ja“, sagte er schließlich.
„Wir haben etwa denselben Hergang rekonstruiert.“
Das Telefon klingelte.
„Hallo?“ meldete ich der
Kommissar. „Ja... Ach! ... Ich notiere...“
Er nahm Papier und Bleistift.
„Ja... 284 DV 75... oder 237 DV
75... Was? ... Ah! ... BU? ... Kann er nicht genau sagen? ... Na gut, das war
dann die dritte Nummer... wie immer... ja...“
Er legte auf.
„Scheiß was drauf“, knurrte er,
knüllte den Zettel mit den Zahlen zusammen und schnippte ihn in den Papierkorb.
„Der Junge, der uns heute
morgen verständigt hat“, erklärte er und sah mich an. „Die Schüsse waren kaum
zu hören, aber er hat Van Straetens Mörder im gestreckten Galopp aus dem
Pavillon laufen sehen und sich
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