Banalverkehr - Roman
findet er geil und drückt seinen Schwanz in mich rein. Ich sage mein obligatorisches »o ja« und lasse ihn stoßen. Mein Stöhnen ist nicht mal gespielt, denn er stößt wirklich hart. Ich will ihn wahnsinnig machen, also treibe ich ihn zusätzlich an: »Ist das alles? Komm schon, noch mehr, noch fester …« Mehr geht schon fast gar nicht mehr, also schiebt er seine Hand unter meinen Po, und ich spüre noch einen anderen Schmerz. Jetzt fühlt es sich richtig an. Ich muss ihm ausgeliefert sein. Ich sage ihm, er soll mich dazu bringen, ihn anzuflehen aufzuhören …
»Oh Gott, hör auf«, sage ich zu Itsy, aber nicht zu ihm. Ich denke an Edo und seine warmen, weichen Berührungen …
»Tu mir weh«, sage ich und lache ihn aus, damit er noch weiter geht.
»Sag mir, dass du mich liebst«, sage ich zu Edo. Er hat es noch nie gesagt, und das tut weh.
»Willst du noch mehr?«, fragt er, und diese Frage bringt mich fast zum Kommen. »Ja«, flehe ich, »ja, bitte!« Und dann legt er seine Hand um meinen Hals und drückt zu …
Ich bekomme kaum Luft …
Ich komme gleich …
»Mehr«, röchle ich.
Und dann fliegt seine Faust in mein Gesicht, und alles ist nur noch Schmerz. Ich komme.
»Itsy«, sage ich und wische mir über die feuchten Wangen. Mir ist ganz schlecht, und mein Körper brennt vor Schmerzen, Scham und Mitgefühl.
»Ist schon gut«, sie nimmt mich in den Arm. »Es ist einfach total dumm gelaufen. Wir haben erst gemerkt, wie weit wir es getrieben haben, da waren die Zähne schon draußen.«
»O mein Gott.«
»Ich hab mich dann gleich ins Taxi gesetzt und bin ins Krankenhaus gefahren. Bitte, du darfst es niemandem erzählen. Meine Mutter würde ausflippen.«
Ich nicke und zünde mir eine Zigarette an. Mit jedem tiefen Zug komme ich mehr wieder zu mir. »So was darfst du nie, nie wieder machen. Hast du verstanden?«
Itsy lacht, und ich sehe ein großes Loch, wo eigentlich Zähne sein sollten. »Ja, Mama. Keine Sorge, ich kann mir ja nicht alle paar Wochen ein neues Gebiss machen lassen.« Dann fragt sie, ob ich ihr einen Fummel leihen könne. Am besten was, das glitzert.
»Wofür?«
»Na, weil wir gleich ausgehen und meine Entlassung feiern werden!« Und dann passiert alles ganz schnell, und ich komme selbst kaum mit, während sie meinen Kleiderschrank durchforstet. Es ist so was wie eine Nahtoderfahrung, ich sehe mich selbst, wie ich hinter ihr auf- und abspringe, wild mit den Armen herumfuchtele und versuche, ihr die Ausgehpläne auszureden. Es ist, als müsse ich stumm und hilflos dabei zuschauen, wie das Unheil sich zusammenbraut …
»Püppileinlinchen, relax!«
… und anfängt zu brodeln, als sie vor dem Spiegel im Bad steht und ihr fahles Gesicht bemalt, die Spuren ausradiert, die Vorzeichen, die Warnungen. Und ich kann nichts weiter tun, als beobachten.
»Hilf mir«, höre ich mich flehen, als Edo mit dem Sushi nach Hause kommt. Einen Augenblick lang sieht er zu, wie Itsy sich mit dem Lockenstab ein paar puppenhafte Engelslocken in das glatte Haar brennt. Sie macht es ungeschehen. Sie macht es mit jedem Handgriff ungeschehen.
»Edo«, höre ich mich wieder, klein und ganz kläglich, bevor er endlich etwas tut und ihr das Gerät aus der Hand nimmt. »Kannst aufhören. Hier geht heute keiner weg, und dem Fisch und der Couch ist es egal, wie du aussiehst.«
»Wenn du nicht weggehst, mir wurscht. Ich für meinen Teil habe Grund zu feiern. Und Puppe krieg ich schon auch noch dazu.« Edo sieht mich an und zuckt mit den Schultern. Es ist dieses Schulterzucken, dem ein Lächeln und das Weitermachen folgt. Dieses verfluchte Schulterzucken, mit dem wir uns alle gegenseitig tyrannisieren und das letztlich den Kessel zum Überkochen bringen wird.
»Edo!« Ich glaube, ich habe wieder einen Nervenzusammenbruch, nur darf ich ihn ja nicht offiziell ausleben. Ich reiße die Augen auf und zwinge ihn damit wortlos zu einem neuen Versuch.
»Komm schon, Itsy. Lass uns einen Ruhigen machen. Wir essen jetzt, und dann hauen wir uns vor die Glotze.«
»Langweilig …«
»Du stehst doch auf Drogen, oder?«, versucht er es noch einmal anders. »Ich hätte noch ein bisschen Gras.«
Itsy dreht sich um und sieht ihn mitleidig an. »Gras? Nein, danke. Ich mag es lieber ein bisschen exklusiver.«
Als sie fertig ist, sieht sie aus wie immer, und das ist fatal. Sie funkelt und strahlt und ist einfach perfekt. Als wäre nie etwas passiert. Sie isst ein paar Sushiröllchen und fragt kauend, ob ich es mir nicht doch
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