Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
er immer noch zweitklassig sein. Sieh ihm in die Augen, wenn du ihn das nächste Mal triffst. Er hat Angst. Jedes Mal, wenn er einen Vampir von sich trinken lässt, muss er darauf vertrauen, dass der ihn als einen Untoten zurückholt, wenn er die Kontrol e verliert und ihn aus Versehen tötet.« Sie holte tief Luft. »Und er hat al en Grund, Angst zu haben.«

    Plötzlich wurde der rote Curry fade. Mit klopfendem Herzen sucht ich Ivys Blick und betete dabei, dass er nur von Ivy erwidert werden würde. Ihre Augen waren immer noch braun, aber da war noch etwas anderes - etwas Uraltes, das ich nicht zuordnen konnte. Mein Magen verkrampfte sich und ich fühlte mich plötzlich unsicher. »Vor Ghouls wie Denon brauchst du keine Angst zu haben«, flüsterte sie. Ihre Worte waren wohl beruhigend gemeint, bewirkten aber das Gegenteil. »Es gibt viel gefährlichere Dinge, vor denen man sich fürchten sol te.«
    Wie dich?, dachte ich, sagte es aber nicht. Ihre plötzlich aufflammende Raubtierausstrahlung ließ die Alarmglocken in meinem Kopf schril en. Ich wol te aufstehen und gehen.
    Meinen mageren Hexenhintern wieder in die Küche bewegen, wo er hingehörte. Aber sie hatte sich schon wieder in ihren Sessel sinken lassen und ihrem Essen zugewandt, und ich wol te nicht, dass sie mitkriegte, wie ich mir vor Angst fast in die Hosen machte. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ich Ivys vampirische Seite zu sehen bekam.
    Aber es war noch nie nach Mitternacht passiert. In ihrem Wohnzimmer. Al ein.
    »Dinge wie deine Mutter?«, fragte ich und hoffte, damit nicht zu weit gegangen zu sein.
    »Dinge wie meine Mutter«, hauchte sie. »Darum lebe ich in einer Kirche.«
    Ich dachte an das winzige Kreuz, das zusammen mit dem Rest der Amulette an meinem neuen Armband hing. Es hatte mich immer beeindruckt, dass etwas so Kleines etwas so Mächtiges stoppen konnte. Einen lebenden Vampir konnte es nicht aufhalten, nur die Untoten, aber ich war für jeden Schutz dankbar.
    »Meine Mutter ist jetzt seit über zehn Jahren eine Untote«, sagte sie und riss mich damit aus meinen düsteren Gedanken. »Und ich hasse es.«
    Vol kommen überrascht fragte ich nur: »Warum?«
    Sie schob ihr Essen mit einer unbehaglichen Geste von sich. Ihr Gesicht war erschreckend leer und sie erwiderte meinen Blick nicht. »Ich war achtzehn, als meine Mutter starb«, flüsterte sie. Ihre Stimme klang wie in Trance. »Sie verlor etwas, Rachel. Wenn man nicht mehr unter den Lebenden ist, verliert man etwas. Etwas so Ungreifbares, dass man noch nicht einmal sagen kann, was es ist. Aber es ist weg. Es ist so, als müsste sie einem Verhaltensmuster folgen, ohne sich daran erinnern zu können, warum. Sie liebt mich noch immer, aber sie erinnert sich nicht daran, warum sie mich liebt. Das Einzige, wofür sie noch Leidenschaft in sich trägt, ist Blut; darauf ist sie richtig versessen. Nur wenn sie satt ist, kann ich fast wieder meine Mutter in ihr erkennen.
    Aber es hält nicht lange an. Es ist wohl niemals genug.«
    Sie warf mir einen wachsamen Blick zu. »Du hast doch ein Kruzifix, oder?«
    »Ja, hier«, sagte ich gezwungen fröhlich. Auf keinen Fal sol te sie merken, wie nervös sie mich machte. Ich hielt die Hand hoch und schüttelte sie kurz, damit der Ärmel des Bademantels hochrutschte und sie mein neues Amulettarmband sehen konnte. Bevor ich die Bewegung überhaupt wahrnahm, hatte sie sich nach vorne gelehnt und mein Handgelenk umfasst. Ich erstarrte und war mir auf einmal der Wärme ihrer Finger deutlich bewusst. Sie musterte aufmerksam das mit Holz eingelegte Metal amulett; am liebsten hätte ich meinen Arm zurückgerissen. »Ist es gesegnet?«, fragte sie.
    Ich nickte verstört. Daraufhin ließ sie mich los und lehnte sich betont langsam zurück. Mir war, als könnte ich noch immer ihren Griff spüren, der meinen Arm umschloss und in seiner Position festhielt. »Meins auch«, sagte sie und zog ihr Kreuz unter dem Shirt hervor.
    Dieses Kruzifix beeindruckte mich immer wieder, und so stel te ich mein Essen zur Seite - ich musste es einfach anfassen. Das veredelte Silber schrie förmlich danach, berührt zu werden. Ivy lehnte sich bereitwil ig über den Tisch, damit ich es zu mir heranziehen konnte. Neben den üblichen Segenssprüchen waren auch alte Runen in das Metal geritzt worden. Es war wunderschön und ich fragte mich, wie alt es war.
    Plötzlich spürte ich Ivys warmen Atem auf meiner Wange.
    Ich wich zurück, ohne das Kreuz loszulassen. Ivys Augen waren

Weitere Kostenlose Bücher