Band 1 - Blutspur
widersprechen, ohne dass du den Vampir raushängen lässt.«
»Das ist nicht wahr.«
»Ist es doch.« Ich begann, wild zu gestikulieren. »Es ist wie in der ersten Woche, in der wir miteinander gearbeitet und darüber diskutiert haben, wie man am besten einen Ladendieb im Einkaufszentrum hochnimmt. Nur weil ich nicht deiner Meinung bin, heißt das noch lange nicht, dass ich falsch liege. Zumindest sol test du mir erst mal zuhören, bevor du entscheidest, dass ich im Unrecht bin.«
Sie holte tief Luft. »Ja, du hast recht.«
Das brachte mich aus dem Konzept. Sie fand, ich hatte recht? »Und noch was«, fügte ich etwas besänftigt hinzu,
»hau nicht immer ab, wenn wir uns streiten. Du bist heute Nacht hier abgerauscht, als wol test du jemandem den Kopf abreißen. Und dann wache ich auf, und das Erste, was ich sehe, bist du, wie du über mir hängst. Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Aber du musst zugeben: Irgendwie hattest du es verdient.«
Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ja, wahrscheinlich.« Sie zupfte den Lumpen über dem Wasserhahn zurecht. Als sie sich umdrehte, verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Okay. Ich werde nicht mehr mitten in einem Streit abhauen. Aber du darfst dich dabei auch nicht immer so aufregen. Du verwirrst mich dann so sehr, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.«
Ich blinzelte. Meinte sie »aufregen« nun im Sinne von verängstigt, sauer oder beides? »Wie bitte?«
»Und viel eicht kannst du dir ein stärkeres Parfüm zulegen?«, fügte sie entschuldigend hinzu.
»Ich - ich habe eins gekauft«, sagte ich überrascht. »Jenks meint, es überdeckt al es.«
Plötzlich wirkte Ivy wieder nervös. »Rachel. . ich rieche mich immer noch an dir. Du bist wie ein großer Schokoladenkeks, der ganz al ein auf einem leeren Tisch liegt. Und wenn du dich aufregst, dann ist das so, als kämst du frisch aus dem Ofen, warm und duftend. Ich habe seit drei Jahren keinen Keks mehr gegessen. Kannst du dich einfach nur beruhigen, damit du nicht mehr so verdammt gut riechst?«
»Oh.« Mir wurde plötzlich kalt, und ich ließ mich auf einen Stuhl fal en. Ich mochte es nicht, mit Essen verglichen zu werden. Und ich würde nie wieder in der Lage sein, einen Schokoladenkeks anzurühren. »Ich habe doch meine gesamte Kleidung noch mal gewaschen«, sagte ich schwach.
»Und ich benutze auch nicht mehr dein Bettzeug oder deine Seife.«
Als ich mich umdrehte, sah Ivy zu Boden. »Ich weiß«, sagte sie. »Und ich bin auch dankbar dafür, es hilft. Es ist nicht deine Schuld. Der Geruch eines Vampirs haftet an jedem, mit dem er zusammenlebt. Es ist eine Überlebensstrategie für den Partner des Vampirs, da so andere Vampire abgeschreckt werden. Aber ich sehe uns als Wohnpartner, nicht als Blutpartner, deswegen dachte ich nicht, dass ich es bemerken würde.«
»Ich gehöre dir nicht«, sagte ich leise.
»Ich weiß.« Sie wich meinem Blick aus. »Der Lavendel hilft.
Viel eicht reicht es auch, wenn du kleine Säckchen davon in deinen Schrank hängst. Und wenn du versuchen könntest, dich nicht so aufzuregen, wenn wir. . über alternative Vorgehensweisen diskutieren. Okay?«
»Okay«, sagte ich sanft. Mir wurde klar, wie kompliziert diese Abmachung werden würde.
»Wil st du immer noch morgen zu Kalamack gehen?«
Erleichtert über den Themenwechsel nickte ich. »Ich wil nicht ohne Jenks gehen, aber ich werde wohl nicht warten können, bis er wieder flugtauglich ist.«
Ivy blieb für einen langen Moment stumm. »Ich fahre dich hin. So weit, wie du es riskieren wil st.«
Meine Kinnlade fiel ein zweites Mal. »Warum? Ich meine
-wirklich?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast recht. Wenn du das nicht schnel hinter dich bringst, wirst du wohl keine Woche mehr am Leben bleiben.«
17
»Und du wirst nicht gehen, Schatz«, sagte Mrs. Jenks bestimmt. Ich schüttete den letzen Schluck Kaffee ins Waschbecken und sah unbehaglich in den Garten hinaus, der im Schein der frühen Nachmittagssonne erstrahlte. In diesem Moment wäre ich lieber irgendwo anders gewesen.
»Den Teufel werde ich tun«, murmelte Jenks. Nach der viel zu kurzen Nacht war ich zu müde, um zu genießen, wie
.lenks von seiner Frau gegängelt wurde. Er stand auf der makel osen Arbeitsplatte und hatte die Hände vol er Wut in die Hüften gestemmt. Hinter ihm saß Ivy am Küchentisch und plante drei verschiedene Routen zu Kalamacks Anwesen.
Mrs. Jenks stand neben den Landkarten. Ihre angespannte
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