Band 2 - Blutspiel
einem Taschentuch ab und warf es in den Papierkorb unter dem Tisch. »Dieser Fisch ist nicht an Sie gebunden. Wenn es so wäre, hätte die Kraftlinienenergie, mit der ich ihn umgeben habe, die Farbe Ihrer Aura angenommen.« Ihr Blick wurde wieder für einen Moment unscharf, so als schaue sie durch mich hindurch, dann sah sie mich direkt an. »Ihre Aura ist blass golden. Was haben Sie getan, Ms. Morgan, das sie so beschmutzt hat, dass sich schon ein dicker, rot-schwarzer Nebel um sie gelegt hat?«
»Aber ich habe doch al e Anweisungen befolgt!«, überging ich ihre Frage und blieb stur sitzen, während sie etwas in das Formular eintrug. »Ich vermisse einen großen Teil meiner Aura, wo ist er?«
»Viel eicht ist irgendein Käfer in Ihren Kreis geraten«, erwiderte sie zornig. »Gehen Sie nach Hause, rufen Sie Ihren, Schutzgeist und warten Sie ab, was dann kommt.«
Wie, zur Höl e, ruft man seinen Schutzgeist:'
Sie sah von ihren Notizen auf, bemerkte meinen hilflosen Blick und stützte die El bogen auf den Tisch. »Sie haben keine Ahnung, wie man einen Familiaris ruft«, stel te sie nüchtern fest. Ich hob ratlos die Schultern. Was sol te ich da noch sagen?
»Dann werde ich es machen«, murmelte sie. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
Sie packte mein Handgelenk so plötzlich, dass ich zusammenzuckte. Der Griff ihrer knochigen Hand war überraschend kräftig. Der Geschmack von Asche und Metal legte sich auf meine Zunge, als Dr. Anders eine Beschwörung murmelte. Es war, als würde ich Alufolie kauen, und sobald sich ihre Finger lockerten, zog ich die Hand zurück und massierte das Gelenk. Dabei beobachtete ich Bob aufmerksam und versuchte, ihn durch reine Wil enskraft dazu zu bringen, dass er reagierte - an die Oberfläche schwamm, oder zu mir oder irgendetwas. Aber er schlug nur unbeeindruckt mit den Flossen.
»Ich verstehe das nicht.« Ich fühlte mich verraten, sowohl von meinen Büchern, als auch von meinen magischen Fähigkeiten, auf die ich so vertraut hatte. »Ich habe doch die Anleitungen bis auf den letzten Buchstaben befolgt.«
Dr. Anders lächelte selbstgefäl ig. »Daran erkennen Sie, Ms.
Morgan, dass es bei der Arbeit mit Kraftlinien im Gegensatz zur Erdmagie nicht ausreicht, ohne Sinn und Verstand Regeln und Anweisungen zu befolgen. Man benötigt Talent und eine gewisse Befähigung zur Improvisation und Anpassungsfähigkeit. Gehen Sie nach Hause. Wenn etwas auf den Ruf reagiert, behalten Sie es als Haustier. Und lassen Sie sich nie wieder in meinem Unterricht blicken.«
»Aber ich habe doch al es richtig gemacht«, protestierte ich und stand auf, als Dr. Anders demonstrativ ihre Unterlagen zu ordnen begann. »Ich habe mich auf den magischen Spiegel gestel t und die Aura abgestreift. Ich habe erst sie und dann Bob in das Transfermedium gleiten lassen, ohne es dabei zu berühren. Ich habe. .«
Dr. Anders schreckte hoch und sah mich durchdringend an. »Magischer Spiegel?«
»Ich habe die Beschwörungsformel gesprochen. Nick hat gesagt, dass es nichts ausmacht, wenn ich sie nicht auf Latein rezitiere.« Frustriert brach ich ab. Wenn ich hier rausflog, war al es vorbei. Es ging nicht mehr ums Geld, es ging darum, dass diese Frau mich für unfähig hielt.
»Latein?« Ihr Gesicht war vol kommen ausdruckslos.
»Aber ich habe sie ausgesprochen«, wiederholte ich und versuchte, mich an den genauen Ablauf zu erinnern. »Und dann. .« Kurz stockte mir der Atem.
»Und dann ist der Dämon aufgetaucht«, flüsterte ich und ließ mich schnel in den Stuhl fal en, bevor meine Beine mich im Stich ließen. »Oh, mein Gott. Hat er die Aura? Hat der Dämon meine Aura an sich gerissen?«
»Dämon?« Sie wirkte schockiert. »Sie haben einen Dämon beschworen?«
Selbst jetzt noch, als ich vor dem Tisch dieser Giftspritze saß, spürte ich die Panik. Ich machte mir vor Angst fast in die Hose, und im Moment war es mir egal, ob sie es bemerkte oder nicht. Algaliarept hatte meine Aura. »Er hat irgendwie den Kreis überwunden«, stotterte ich und muss-te mich zwingen, nicht Hilfe suchend an ihrem Arm zu ziehen.
»Irgendwie hat er meine Aura durch den Kreis gebracht!«
»Ms. Morgan!«, rief Dr. Anders ungeduldig. »Wenn ein Dämon in Ihren Kreis eingedrungen wäre, würden Sie jetzt nicht vor mir sitzen! Sie wären bereits mit ihm im Jenseits und würden ihn anbetteln, Sie zu töten.«
Beklommen verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich war nur ein Runner, kein Dämonenkil er.
Die Dozentin klopfte verärgert mit
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