Band 2 - Blutspiel
aber plötzlich hatte ich eine böse Vorahnung. Nick war wach und las. Normalerweise verbrachte er die Samstage im Bett und holte Schlaf nach.
»Nick, welches Buch liest du?«
»Äh, das von dir«, gab er zu.
Ich hatte nur ein Buch, das für ihn wirklich interessant war.
»Nick!«, rief ich aufgebracht und umklammerte den Hörer.
»Du hast mir versprochen, das Buch zu Dr. Anders zu bringen.« Nach dem Gespräch mit der Dozentin hatte ich den Besuch beim FIB abgeblasen, weil ich völ ig durch den Wind gewesen war, und Nick hatte mich nach Hause gebracht. Bis jetzt hatte ich geglaubt, er habe aus Rücksicht auf meine neu erwachte - berechtigte - Angst vor dem im wahrsten Sinne des Wortes verdammten Ding angeboten, das Buch zu überbringen. Aber offensichtlich hatte er andere Pläne gehabt, und der Wälzer hatte Dr. Anders gar nicht erreicht.
»Sie hätte doch gestern Abend sowieso nicht mehr reingeschaut«, verteidigte er sich. »Und das Buch ist bei mir sicherlich besser aufgehoben als in irgendeinem Pförtnerhäuschen, wo am Ende noch Kaffeeflecken drankommen. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich es gerne noch eine Nacht behalten. Ich habe da etwas gefunden, wonach ich den Dämon fragen möchte.« Er schwieg, offenbar in der Erwartung, dass ich protestieren würde.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg.
»Idiot«, sagte ich und erfül te so seine Erwartungen. »Du bist ein absoluter Idiot! Dr. Anders hat dir doch erklärt, wie der Dämon vorgeht. Er hat uns beide fast umgebracht, und du versuchst immer noch, Antworten aus ihm rauszuholen?«
Ich hörte Nick seufzen. »Ich bin doch vorsichtig«, antwortete er. Ich konnte nur noch hysterisch lachen.
»Rachel, ich verspreche dir, das Buch gleich morgen früh zu Dr. Anders zu bringen. Bis dahin wird sie es sowieso nicht brauchen.« Er zögerte, und ich konnte förmlich hören, wie er um Entschlossenheit rang. »Ich werde ihn rufen. Bitte zwing mich nicht, es hinter deinem Rücken zu machen. Ich würde mich besser fühlen, wenn jemand darüber Bescheid weiß.«
»Warum? Damit ich deiner Mutter verraten kann, was dich umgebracht hat?«, ätzte ich, riss mich aber dann zusammen.
Mit geschlossenen Augen drehte ich den Bal zwischen den Fingern. Nick wartete schweigend auf eine Antwort. Wie ich das hasste: Ich hatte einfach nicht das Recht, es ihm zu verbieten, noch nicht einmal als seine Freundin. Es war nicht il egal, Dämonen zu beschwören, es war einfach nur unglaublich dämlich. »Versprich mir, mich anzurufen, wenn du fertig bist«, verlangte ich. »Ich werde bis ungefähr fünf auf sein.«
»Na klar«, versprach er sanft. »Danke. Und dann wil ich auch wissen, wie das Abendessen mit Trent gelaufen ist.«
»Sicher, bis nachher dann.« Fal s du das überlebst.
Ich legte auf und suchte Jenks' Blick. Er schwebte in der Mitte des Raums und hatte seinen Splat Bal unter den Arm geklemmt. »Ihr beide werdet noch als Schmierspuren auf einem Salzkreis enden«, prophezeite er düster, aber ich warf nur den Schwerpunktbal nach ihm. Er fing ihn mit einer Hand und warf ihn zurück, verfehlte mich aber, da ich mich rechtzeitig duckte. Der Bal pral te gegen Ivys Sessel, blieb aber glücklicherweise ganz. Ich hob ihn auf und ging zurück in die Küche.
»Jetzt!«, schrie Jenks, als ich den hel erleuchteten Raum betrat.
»Auf sie!«, schril te es aus einem Dutzend Pixiekehlen.
Besser als durch diesen Blitzangriff hätte ich gar nicht aus dem Stimmungstief gerissen werden können. Die Splat Bal s prasselten wie Hagelkörner auf mich ein, sodass ich mich zusammenkauerte und den Kopf mit den Armen schützen musste. Ich hechtete zum Kühlschrank, riss die Tür auf und benutzte sie als Schutzschild. Grinsend hörte ich, wie ein halbes Dutzend Bäl e gegen die Metal tür knal te. »Ihr kleinen Satansbraten!«, schrie ich, lugte über die Tür und sah sie am anderen Ende der Küche wie einen Schwärm durchgeknal ter Glühwürmchen umherschwirren. Unfassbar, es mussten mindestens zwanzig von ihnen sein!
Der Boden war mit Splat Bal s übersät, die träge durch die Gegend rol ten. Wieder vol in Fahrt murmelte ich die Beschwörungsformel und lenkte die nächsten drei Geschosse auf sie zurück.
Jenks' Kids kreischten vor Freude und flitzten in einem solchen Tempo durcheinander, dass ihre farbenfrohen Seidenklamotten zu einem einzigen bunten Fleck verschwammen und sie den Boden mit leuchtendem Pixiestaub überzogen. Jenks stand in einer Suppenkel e, die am Metal
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