Band 2 - Blutspiel
tatsächlich geschafft, Jenks in einer Glaskugel einzusperren.
Und wahrscheinlich war er der Dritte im Bunde gewesen, als Trent mich - nachdem ich eine belastende Disc von ihm gestohlen hatte, mit der ich ihn bis heute ruhig stel te - in einer Art perversen Fuchsjagd zu Tode hetzen wol te. Dieser Verdacht erhärtete sich, als Jenks mir verriet, dass Quen genauso roch wie Trent und Jonathan.
Quen griff an mir vorbei nach einem Stift. Ich schreckte zurück, um bloß nicht von ihm berührt zu werden. Ohne den Hörer aus der Hand zu legen lächelte er verbindlich und entblößte dabei extrem weiße, ebenmäßige Zähne. Dieser Typ, dachte ich, weiß genau, wozu ich fähig bin. Er würde mich nicht ständig unterschätzen, wie Jonathan es tat.
Obwohl es mich freute, endlich mal für vol genommen zu werden, wäre es mir doch lieber gewesen, wenn er genau so egoistisch und chauvinistisch gewesen wäre wie Jonathan.
Trent hatte mir einmal gesagt, dass Quen mich gerne ausbilden würde - nachdem er den Drang überwunden hätte, mich umzubringen, da es mir gelungen war, auf dem Kalamack'schen Anwesen einzudringen. Nun fragte ich mich, ob ich diese Ausbildung wohl überlebte hätte.
Quen musste ungefähr so alt sein wie mein Vater inzwischen gewesen wäre, wenn er nicht gestorben wäre. Er hatte sehr dunkles Haar, das ihm fast bis zu den Ohren reichte, grüne Augen, die mich pausenlos zu beobachten schienen und die geschmeidigen Bewegungen eines Tänzers, die, wie ich wusste, von lebenslangem Kampftraining herrührten. In seiner schwarzen, ungekennzeichneten Securityuniform wirkte er wie ein Geschöpf der Nacht.
Obwohl ich Absätze trug, überragte er mich ein wenig, und die unverkennbare Kraft seines nicht mehr ganz jungen Körpers machte mich verdammt nervös. Seine Finger flogen über die Tastatur, aber seine Augen bewegten sich noch schnel er. Seine einzige erkennbare Schwäche war ein leichtes Humpeln. Und er war der Einzige im Raum, außer mir natürlich, der keine sichtbare Waffe trug.
Neben mir stand Captain Edden, wie immer in Khakihosen und weißem Hemd, unscheinbar aber kompetent. Glenn trug, ebenfal s wie immer, einen schwarzen Anzug und versuchte trotz seiner offensichtlichen Nervosität gelassen zu wirken.
Auch Edden waren seine Befürchtungen anzusehen - wenn wir nichts fanden, würde er dafür geradestehen müssen.
Um meine Unruhe zu verbergen, fummelte ich an meiner Tasche herum. Sie war vol er Zauber, die mir dabei helfen sol ten, Dr. Anders zu finden - tot oder lebendig. Deshalb hatte Glenn auch warten müssen, als er mich abholte, da ich die Zauber mithilfe des Zettels, der ihre handschriftliche Adresse trug, auf ihre Person fokussiert hatte. Wenn auch nur ein Schuhkarton vol von ihr übrig war, würden die Amulette rot aufleuchten. Außerdem hatte ich noch ein Lügendetektoramulett, meine Kraftlinienbril e, sowie einen Zauberdetektor dabei. Damit wol te ich während des Gesprächs mit Trent prüfen, ob er einen Tarnzauber benutzte, um sein wahres Aussehen zu verbergen. Niemand sieht ohne Hilfsmittel so gut aus.
Neben dem Pförtnerhaus parkten drei Vans des FIB. Die Türen standen offen, und die Beamten schwitzten in der außergewöhnlich warmen Nachmittagssonne. Die Brise von Jenks' Flügeln an meinem Hals war richtig angenehm.
»Kannst du hören, was er sagt?«, flüsterte ich ihm zu, als Quen sich abwandte und in den Hörer sprach.
»Sicher«, murmelte der Pixie. »Er spricht mit Jonathan. Er sagt, dass er mit dir und Edden im Pförtnerhaus steht, dass ihr einen Durchsuchungsbefehl für das Anwesen habt, und dass er ihn verdammt noch mal wecken sol .«
»Und dieser >er< ist dann wohl Trent?« Die Pendelbewegung meines Ohrrings signalisierte mir, dass Jenks bestätigend nickte, und ich sah auf die Uhr über der Tür. Es war kurz nach zwei. Na, das war doch ganz reizend.
Quen beendete das Gespräch, und Edden räusperte sich demonstrativ. Kalamacks Securitychef machte keinen Hehl daraus, dass wir hier unerwünscht waren. Die feinen Falten in seinem Gesicht vertieften sich kaum merklich, und in seinen grünen Augen stand unnachgiebige Härte.
»Captain Edden, Mr. Kalamack ist verständlicherweise nicht gerade erfreut und möchte mit Ihnen persönlich sprechen, während Ihre Leute die Durchsuchung vornehmen.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Edden, und ich musste mir einen schnippischen Kommentar verkneifen.
»Warum sind Sie so freundlich zu ihm?«, murmelte ich, als Quen uns durch die
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