Band 2 - Blutspiel
Menschen starben in Scharen, wie auch die Elfen, die durch ihre Angewohnheit, ihre Bevölkerungszahl durch Kreuzung mit menschlichen Genen zu erhöhen, für das Virus empfänglich geworden waren.
Die USA wären, genau wie die Länder der Dritten Welt, ins Chaos gestürzt, hätten nicht die Inderlander geholfen, das Virus aufzuhalten. Sie verbrannten die Toten und achteten darauf, die Zivilisation aufrechtzuerhalten, bis die verbliebenen Menschen ihre Trauer hinter sich gelassen hatten. Das Geheimnis unserer Existenz wurde bedroht, als die Frage auftauchte, warum wir gegen das Virus immun waren. Ein charismatischer lebender Vampir namens Rynn Cormel wies schließlich darauf hin, dass die gesamte Inderrlanderpopulation ebenso groß war wie die Zahl der überlebenden Menschen. Man fasste einen Entschluss, der fast einstimmig akzeptiert wurde - wir outeten uns als Inderlander, um ganz offen unter den Menschen leben zu können, deren Lebensstil wir aus Sicherheitsgründen so lange nachgeahmt hatten.
Auf den Wandel, wie dieser Umbruch von nun an genannt wurde, folgten drei alptraumhafte Jahre. Die Menschen projizierten die Angst, die sie eigentlich vor uns hatten, auf die überlebenden Bioingenieure und verurteilten sie in Gerichtsverfahren, die eigentlich nur als Legitimation für Mord bezeichnet werden können, zum Tode. Sie gingen sogar noch weiter und verbannten al e genetisch manipulierten Produkte sowie die gesamte Biotechnologie.
Eine zweite, langsamere Todeswel e folgte, da die Medikamente zur Behandlung diverser Krankheiten von Alzheimer bis hin zu Krebs nicht länger verfügbar waren.
Tomaten wurden von den Menschen heute immer noch wie Gift behandelt, obwohl das Virus schon längst ausgerottet war. Fal s man sie nicht selbst im Garten anbaute, musste man sich auf die Suche nach einem Spezialitätengeschäft machen.
Mit einem Stirnrunzeln betrachtete ich die roten Früchte, an denen das Kondenswasser der Dusche abperlte. Es wäre viel eicht gar nicht dumm, sie mit in die Küche zu nehmen, um Glenns Reaktion zu testen. Das könnte eine gute Vorbereitung auf den Besuch bei Piscarys sein. Einen Menschen in ein Inderlander-Restaurant zu schicken, gehörte nicht unbedingt zu den bril antesten Ideen des FIB.
Wenn er sich danebenbenahm, würden wir nicht nur keine Informationen, sondern eventuel stattdessen Lokalverbot bekommen, oder Schlimmeres.
Ich prüfte die Temperatur des Wassers und schob mich mit einigen Schmerzenslauten unter den prasselnden Strahl.
Zwanzig Minuten später stand ich eingewickelt in ein großes, pinkes Badetuch vor der Frisierkommode aus Spanholz, auf der unzählige Parfümfläschchen ordentlich aufgereiht standen. Am Spiegel steckte noch das verschwommene Bild des Howler-Fischs. Er sah genauso aus wie Bob.
Die fröhlichen Schreie der Pixiekinder drangen durch das offene Fenster und besänftigten meine miese Laune. Nur wenige Pixies konnten es sich leisten, in der Stadt Kinder großzuziehen. Jenks hatte mehr Kampfgeist, als man auf den ersten Blick vermutete. Er hatte schon früher getötet, um seinen Garten zu verteidigen, damit seine Kinder nicht verhungern mussten. Es tat gut, ihre lauten, glücklichen Stimmen zu hören - der Klang vermittelte familiäre Geborgenheit.
»Welcher Duft war es noch gleich?« Mit den Fingern glitt ich über die Flakons und versuchte krampfhaft, mich zu erinnern, mit welchem Parfüm Ivy und ich gerade experimentierten. Wann immer sie ein neues Fläschchen fand, das ich ausprobieren sol te, tauchte es kommentarlos in der Sammlung auf.
Ich griff nach einem der Flakons und ließ ihn prompt fal en, als Jenks direkt neben meinem Ohr rief: »Das nicht!«
»Jenks!« Fuchsteufelswild presste ich das Handtuch an den Körper und drehte mich um. »Verschwinde gefäl igst aus meinem Zimmer!«
Als ich ihn mir schnappen wol te, wich er mir blitzschnel aus. Mit einem breiten Grinsen schaute er auf das Stück Bein, das unter dem Tuch hervorschaute. Lachend umkreiste er mich und landete schließlich auf einer Flasche. »Das hier hat sich bewährt«, meinte er. »Und übrigens brauchst du jede erdenkliche moralische Unterstützung, wenn du Ivy erzählst, dass du wieder hinter Trent her bist und ihn listnageln wil st.«
Mit einem mürrischen Grummeln schnappte ich mir das Parfüm. Jenks erhob sich mit einem schnel en Flügelschlag in die Luft, wobei der Pixiestaub vor den glitzernden Fläschchen wie ein Regenbogen aufleuchtete.
»Danke«, antwortete ich verdrießlich,
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