Band 2 - Blutspiel
haben nicht unseren Fisch. Es tut mir leid.«
»Mit einer Entschuldigung kann ich die Tiermenschen nicht von meiner Fährte abbringen.« Wutschnaubend umkreiste ich den Kaffeetisch.
»Wie wäre es«, sagte er beschwichtigend, »wenn ich Ihnen einige Tickets für das bevorstehende Trainingsspiel schicke.«
»Tickets?« Diese Dreistigkeit verblüffte mich wirklich.
»Dafür, dass ich bei Mr. Ray eingebrochen bin?«
»Simon Ray?«, fragte der Coach ungläubig. »Sie sind in Simon Rays Büro eingebrochen? Verdammt, das ist eine starke Nummer. Na dann, auf Wiedersehen.«
»Nein, warten Sie«, schrie ich, hörte aber nur noch, wie der Hörer aufgelegt wurde. Ich starrte das summende Telefon an.
Wussten die denn nicht, wer ich war? Wussten sie nicht, dass ich sie verhexen konnte - ihre Schläger brechen lassen, und selbst die einfachsten Bäl e ins Aus schicken konnte?
Dachten die wirklich, ich würde einfach so dasitzen und gar nichts tun, wenn sie mir die Kohle für die Miete schuldeten?
Mit einem Gefühl der Hilflosigkeit ließ ich mich in Ivys grauen Ledersessel fal en. »Ja, genau«, flüsterte ich. Für Sprüche ohne direkten Kontakt benötigte man einen Zauberstab. Meine Col ege-Ausbildung umfasste keine Herstel ung von Stäben, nur Zaubertränke und Amulette. Es war eine äußerst schwierige Prozedur und ich hatte keine Erfahrung, geschweige denn ein Rezept. Wahrscheinlich wussten diese Kerle ziemlich genau, wer ich war.
Aus der Küche hörte ich das quietschende Geräusch eines Schuhs, der über das Linoleum glitt. Verdammt. Glenn hatte die ganze Sache mitangehört. Peinlich berührt erhob ich mich aus dem Sessel. Ich würde das Geld schon irgendwo auftreiben. Ich hatte noch fast eine ganze Woche.
Als ich in die Küche kam, drehte sich Glenn um. Er stand neben dem Kanister mit dem nun nutzlos gewordenen Fisch.
Viel eicht konnte ich den Koi verkaufen? Ich legte das Telefon neben Ivys Computer und ging zur Spüle rüber.
»Sie können sich ruhig hinsetzen, Detective Edden. Wir bleiben noch eine Weile hier.«
»Ich heiße Glenn«, erwiderte er steif. »Die FIB-Vorschrif-ten erlauben es nicht, dass Mitglieder einer Familie einander direkt unterstel t werden. Behalten Sie das also bitte für sich.
Und jetzt werden wir zu Mr. Smathers Apartment fahren.«
Ich konnte mir ein spöttisches Lachen nicht verkneifen.
»Dein Dad mag es, die Gesetze ganz individuel auszulegen, nicht wahr?«
Er runzelte die Stirn. »Ja, Madam.«
»Wir werden erst zu Dan Smathers Apartment fahren, wenn Sara Jane von der Arbeit kommt,«, stel e ich klar, schaltete dann aber einen Gang runter. Ich wol te meine Wut nicht an Glenn auslassen, er hatte mit dem Fisch-Dilemma nichts zu tun. »Hör mal, warum fährst du jetzt nicht nach Hause und holst mich dann um halb acht wieder ab?« Ich wol te vermeiden, dass Ivy ihn hier fand, während ich noch unter der Dusche war.
»Ich bleibe lieber.« Er kratzte an einem Striemen unter seiner Armbanduhr, der sich zartrosa verfärbt hatte.
»In Ordnung«, erwiderte ich missgelaunt. »Mach, was du wil st. Ich werde jetzt auf jeden Fal duschen.«
Offenbar befürchtete er, dass ich ohne ihn gehen würde
-womit er gar nicht so falsch lag. Ich lehnte mich aus dem Fenster über der Spüle und brül te in den üppigen pixiege-pflegten Garten hinaus: »Jenks!«
Der Pixie schoss durch das Loch im Fliegengitter. Es passierte so schnel , dass ich jede Wette eingegangen wäre, dass er wieder mal gelauscht hatte. »Sie verlangten nach mir, Prinzessin von und zu Mief?« Er landete direkt neben Mr.
Fish auf dem Fenstersims.
Ich warf ihm einen genervten Blick zu. »Würdest du Glenn den Garten zeigen, während ich dusche?«
Jenks Flügel begannen zu schwirren. »Klar doch«, antwortete er, und zog wachsam in weiten Kreisen um Glenns Kopf. »Ich werde den Babysitter spielen. Na komm, Kleiner. Du kriegst die Fünf-Dol ar-Tour. Wir fangen beim Friedhof an.«
»Jenks«, warnte ich ihn. Mit einem breiten Grinsen ließ er sein blondes Haar elegant über die Augen fal en.
»Hier entlang, Glenn.« Jenks sauste in den Flur hinaus, Glenn stapfte missmutig hinterher.
Ich hörte die Hintertür zufal en und lehnte mich aus dem Fenster.
»Jenks?«
»Was?« Der Pixie flitzte irritiert zum Fenster zurück, die Stirn in Falten gelegt.
Bedächtig verschränkte ich die Arme. »Bring mir bitte einige Königskerzenblätter und Stängel vom Orangeblütigen Springkraut, fal s du sie findest. Ach ja, und haben wir
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